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Re: [ox] Re: Zum Begriff der Herrschaft



Hallo Stefan und Liste,

At Freitag, 29. November 2002 you wrote:


  Was zeichnet diesen aus:
  Weisheit, vielleicht der Aelteste, der am besten Spuren lesen kann,
  die meiste Erfahrung besitzt, etc.

SM> Abgesehen von "der Älteste" sind das alles besondere Fähigkeiten. Die
SM> beste SpurenleserIn ist sicher nicht notwendig die beste HäuptlingIn.
SM> Die anderen Qualitäten geben da schon eher Hinweise. Würde ich alles
SM> unter "natürlicher Autorität" subsumieren; Autorität also, die nicht
SM> formal durch ein hierarchisches System kommt.

O.K. Denken wir mal, daß Wissen und Erfahrung einen Häuptling/in zum
Anleiten prädestiniert. Gibt dieser sein Wissen ohne Vorbehalt weiter,
würde er in gewisser Weise z. T. überflüssig, bzw. die Gruppe hätte
enormes Potential.

  Mich würde nun interessieren ob freie Projekte eine solch geistige
  Bindung einer Primaergruppe darstellen könnten

SM> Das würde ich grundsätzlich schon denken - wenn mich das "Primär" auch
SM> ein wenig schreckt. Wenn Primärgruppe eine Identifikation mit dieser
SM> Gruppe bedeutet, dann sicher.

So meinte ich das, würde das jetzt vielleicht aber eher als Wohlstand im
Sinne von Wohlfühlen bezeichnen.

  und vor allen Dingen,
  wie koennte die Gleichheit der Projekte oder Gruppen aussehen,
  ohne ein Kastensystem mit feudaler Tendenz zu werden.

SM> Warum wäre das eine wichtige Frage? In Bezug auf was sollte es deiner
SM> Meinung nach eine Gleichheit geben?

Weiß ich auch nicht mehr so genau, wird wohl nicht so wichtig sein ;-)


Nehme jetzt mal den Thread 'Glasperlenspiel' hier mit rein.
 Nun, die westliche Idee geht vom Individuum aus, die östliche (die
 sich m.E. als einzige ihre Ursprünglichkeit bewahrt hat) von der
 Gruppenstandpunktswolke, was für die Leute dort, so scheint es, im
 Denken kein größeres Problem darstellt.

SM> Das Gegensatzpaar ist wohl Individualismus vs. Kollektivismus. Beides
SM> ist im Extrem Mist.

Wie Buddha schon sagte, der Mittelweg ;-)

 Auch hier währe eine Synthese nicht unbedingt verkehrt, welche
 Emanzipation nicht ausschließt.

SM> Vielleicht sogar Emanzipation begünstigt :-) . Ja, ich würde dir da
SM> sehr zustimmen.

SM> Ich denke, dass das sehr viel mit dem zu tun hat, was ich als Kultur
SM> bezeichnen würde. Und die indische Kultur - wie auch viele andere,
SM> nicht so stark westlich orientierte - heben andere Grundelemente
SM> hervor.

SM> Die Oekonux-Frage wäre hier, was für eine Kultur in
SM> Freie-Software-Projekten entsteht - und auch auf welcher Grundlage. In
SM> den Herrschaftsthreads behandeln wir da ja gerade einen Teilaspekt.

O.K., versuche mal meine Überlegungen genauer zu theoretisieren.
Ein weltliches oder spirituelles System oder Konstrukt sollte in
seiner Form schon emanzipationsfähig sein um Dogmen möglichst
auszuschließen.
Als Beispiel Indien und der 'Westen', es gibt wohl kein weltliches
System, das in seiner Starrheit das von Indien übertrifft, allerdings
ist die spirituelle Seite von keinem Dogma belegt, kann sich also
ständig weiterentwickeln. Alte Sichtweisen werden nicht ausgeklammert,
sondern neue Ideen mit eingebaut, was es für die Missionare ünmöglich
machte, das System zu verstehen, das tun die Leute dort im Übrigen
auch nicht, jeder stellt sich eben sein Ding zusammen.
Im 'Westen' wurde die Theologie von starren Dogmen in ihrer
Weiterentwicklung behindert, konnte sich also im Grunde nicht
reformieren. Dies wurde erst durch ein Schisma möglich.
Meine These wäre nun, das ein philosophisches System oder was auch
immer in seiner Grundstruktur nicht von Dogmen belegt sein darf, sonst
wird es sich ab einem bestimmten Punkt nicht weiterentwickeln können.
-- 
Grüße
Uli Holz                            

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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