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Re(2): [ox] Arbeit und Geld



b.fallenstein gmx.de schrieb:
Im "Reich der Notwendigkeit". Die Zwänge, die aus einem
Arbeitsverhältnis entstehen, führen also dazu, dass man so wenig wie
möglich arbeiten will. Im "Reich der Freiheit" wäre es dagegen rational,
so viel zu arbeiten, wie man Lust hat, nicht mehr und nicht weniger.

Hi Benja!

Ich fand Deine Hinweise auf "Reich der Freiheit und Reich der 
Notwendigkeit" erhellend und größtenteils nachvollziehbar.

Dennoch möchte ich hinzufügen, daß gerade der Witz an 
Arbeit (nicht an Lohnarbeit) darin besteht, bewußte,
planmäßige Tätigkeit zu sein. Die rationelle Motivation und
Lust an der Arbeit könnte m.E. darin bestehen, sozusagen 
so weit wie möglich zu "automatisieren", das heißt den
Notwendigkeiten des Lebens gerecht zu werden, indem 
man rechtzeitig vorsorgt, Vorkehrungen trifft etc.
Also ein Teil der Lust könnte darin bestehen, unter
Bedingungen der rationellen und selbstbestimmten 
Gestaltung der Produktion solche Tätigkeiten zu verrichten,
die einen wirklichen Zugewinn an Freiheit und Muße bedeuten.

Für mich war der kick am Programmieren genau diese 
"Werkzeugkiste", die mir im Extremfall einfach eine 
ganze Menge Zeit spart, anzulegen und dabei immer wieder mal
diesen unglaublichen Effekt zu verfeinern. Dabei tu ich mir erstens
schwer, hier eine eindeutige Zuordnung zum Reich der Notwendigkeit
oder dem Reich der Freiheit zu treffen. Vor allem weil ich 
Reich der Notwendigkeit anders definiere.

In seiner verbreiteten Bedeutung bei Marx ist ja das
Reich der Freiheit erst dort anzusiedeln, wo die durch äußere
Umstände erzwungene Mühsal aufhört. Aber dieses Reich 
der Freiheit, wie es sich als Reich der Freizeit darbietet, 
kann unendlich langweilig sein. Seltsamerweise lockt das
Reich der Notwendigkeit, es läßt uns nicht in Ruhe, wir
wollen es nicht verdrängen. Und wir opfern unsere Freizeit,
weil wir spüren, daß es da unendlich viel Meta-Arbeit zu tun
gibt, die nicht getan wird. 

Das ist aber nicht gleichzusetzen mit der unter Krisis-
Generalverdacht stehenden "Arbeitssucht". Es hat eher was
mit der antizipierten Möglichkeit zu tun, daß sich die Arbeit
ohne uns, von selbst tut. In diese Richtung gehen so verschiedene
Anstrengungen wie die freie Softwareentwicklung und die 
Permakultur.

Franz

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