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Re: [ox] Re: Wahrheit oder was



Stefan Merten wrote:

Das ist hier die Kernfrage: Koennen Leute einen Begriff ausschliesslich
an ihren je individuellen Bezugsrahmen ueberpruefen (womit sich jeder
Begriff letzlich auf eine reine `Meinung' reduziert) oder gibt es
Objektivitaet, die ich prinzipiell erkennen und somit als Massstab fuer
die Begriffsbildung nehmen kann.

Ich glaube, hier steckt eine stark "uberzogene Dichotomie:

der 'individuelle Bezugsrahmen' reduziert eine Aussage doch nicht
automatisch zu einer Meinung ! Ich erinnere mich an eine Diskussion
hier, wo der Term 'subjektiv' schon in "ahnlich unterschiedlicher
Weise benutzt wurde (ich glaube Casimir war's der das offen
aussprach...): 'individuell' meint erstmal nur, dass ein Begriff im
Rahmen eines bestimmten Kontextes (d.h. im Rahmen bestimmter Interessen
und Bed"urfnisse) gekl"art werden muss. Das macht die Sache aber noch
lange nicht weniger objektiv. Also subjektiv nicht im ideellen Sinne
als 'meinem Geist entspringend', sondern im Sinne von 'bezogen auf
meine Person, und meine Bed"urfnisse etc.'.

Eine Frage wäre dann, wer diese Objektivität als solche feststellt.

ich halte diese Frage f"ur hinf"allig. Bed"urfnisse und Interessen
sind genauso Bestandteil der (objektiven) Realit"at wie alles andere
auch. Objektivit"at abstrahiert nicht von diesen Bed"urfnissen, sie
streicht sie als das heraus, was sie sind.

Kann das ein Mensch? Damit würde der Mensch sich quasi selbst zur
Objektivität machen. Ja, das widerspricht meinen Vorstellungen
ziemlich fundamental.

ich denke schon dass es um objektive Erkenntnis gehen sollte. Aber
wie gesagt kommt man der nicht n"aher indem man Bed"urfnisse ignoriert
oder f"ur nicht real erkl"art, ganz im Gegenteil.

Du hast klar gesagt, dass nur individuelle Bezugsrahmen sinnvoll sind.


Bei individuell meine ich natürlich eine gesellschaftlich geprägte
Individualität. Das nur BTW.

genau, das obige Bed"urfnisse gesellschaftlich gepr"agt sind
("Klassencharakter..."), kommt noch hinzu und unterstreicht, wie
wichtig und real sie sind.


Gegenfrage: Wer sollte denn außerhalb eines subjektiven Bezugsrahmens
diese Aussage überhaupt treffen? Diese Aussage *kann* nur im Rahmen
eines subjektiven Bezugsrahmens überhaupt getroffen werden. Wenn der
Mensch sich nicht als Objektivität setzt, dann kann es also objektive
Aussagen gar nicht geben, da es für eine Aussage schon ein Subjekt
braucht. Das Universum macht ohne Beobachter jedenfalls keine
Aussagen. Es ist einfach.

Wie gesagt, ich stimme mit Dir "uberein "uber die Schlussfolgerung,
dass Beobachtung nicht ohne subjektiven Bezugsrahmen geht. Aber muss
er deshalb sich selbst als 'Objektivit"at' setzen ? Aber das ist
m"oglicherweise einfach ein anderer Objektivit"atsbegriff...

Gruss,
		Stefan

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