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Re: [ox] Re: Gegen die eigenen Beduerfnisse handeln?



* "Franz J. Nahrada" <f.nahrada reflex.at> [2003-05-27 00:35]:

[ Einige richtige Bestimmungen ]

Wir sind uns bis zu einem gewissen Grad einig, was die Kritik der
Politik, der vermeintlichen Souveraenitaet des demokratischen
Staatsbuergers und der Pseudo-Subjektivitaet seines Bewusstseins
betrifft. Es gilt, Formen wie "demokratische Willensbildung" als
vermittelte zu begreifen und anzugreifen, statt an sie zu appellieren.

Aber Du schuettest offenbar wie Kurz das Kind mit dem Bade aus. Wenn Du
allen Ernstes deterministische Aussagen wie die folgende unterschreiben
wuerdest, negierst Du eben vollstaendig die Moeglichkeit des Subjekts,
sich seinen objektiven Bedingungen (inkl. der Bewusstseinsformen) zu
_stellen_:

Irgendjemand hat mal die Paradoxie auf den Begriff gebracht: Man kann,
darf und *muß* wollen. Anders funktioniert man nicht als Subjekt der
Warengesellschaft. Auch wenn man gar nix zu melden hat.

Das ist doch schlichtweg absurd. Man hat nix zu melden, insofern man
Objekt der Warengesellschaft ist (bei Marx: Subjekt/Objekt-Verkehrung,
die Verhaeltnisse bestimmen uns, nicht wir sie). Das Subjekt muss aber
ueberhaupt nix wollen. Wenn der Laden ein warenfoermiges Bewusstsein
vermittelt, kann ich mich prinzipiell fuer Kritik desselben entscheiden.
Oder leitest Du Dein "Wollen" auch aus der Wertform ab?

| 2. Die Selbstaufhebung der Marktwirtschaft: Von wo wollen wir weg?

[ Franz Nahrada, "Die Vision der Globalen Doerfer",
  http://www.oekonux.de/texte/globdorf.html ]

Laut obigem Zitat koennen wir nirgens weg wollen, sondern muessen uns
tatsaechlich in guter alter MLer-Manier zuruecklehnen und auf die
notwendige "Selbstaufhebung" warten, um vielleicht danach den Laden in
die Hand zu nehmen.

Ich bin allerdings nicht sicher, ob das tatsaechlich von Dir gemeint
war. Vorher hattest Du ja die Existenz von "Kreativitaet" betont und
sogar Indianer bemueht, um die Theorie des freien Willens anzureichern.
Was m.E. schlicht denselben Punkt meint, den ich gerade von den
Vermittlungen der Warengesellschaft unterscheiden wollte:
Undeterminiertheit. Dann waeren wir uns aber prinzipiell einig, dass
objektiv determinierte Formen von Subjektivitaet unterscheidbar sind
(und wuerden uns hoechstens ueber das Verhaltnis von beidem streiten).
Anders gesagt: Ich hab' nach wie vor nicht begriffen, was genau Du an
meiner Unterscheidung angegriffen hast. Zum einen sei meine "Theorie des
freien Willens" nicht so "reich" wie besagte indianische Theorie (welche
die undeterminierte Kreativitaet offenbar als Ausgangspunkt allen
Willens nimmt, der erst _danach_ mit der ihm aeusserlichen Realitaet
konfrontiert wird). Zum anderen betonst Du die Determiniertheit des
Willens in warenproduzierenden Gesellschaften. Entweder gibt's nur eins
von beidem, oder die Unterscheidung, die Du als "typisch deutsch"
bezeichnet hast, macht Sinn.

Holger

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is relatively simple."  -- SPARCstation 10 Service Manual
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