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Re: [ox] H. bei OpenTheory



Hi StefanMn und alle,

On Thursday 11 September 2003 22:35, Stefan Merten wrote:
Ich würde das allgemein als Störung bezeichnen. Bei OpenTheory ist es
etwas schwierig, das zu definieren, weil es "offiziell" keine
inhaltliche Linie gibt sondern das Ganze ja nur kostenlosen Web-Space
mit ein paar (wichtigen) Zusatz-Features und Mailing-Listen bietet.

Na ja, in http://www.opentheory.org/open_theory/text.phtml?action=hideall 
mache ich schon Vorgaben, meine Wünsche, was da laufen soll.

Nach Zensur wurde gerufen, der ich mich verweigere, weil sie nichts
bringt

Ist wirklich "weil sie nichts bringt" der Grund? Hast du es ausprobiert?

Nein, habe ich nicht. Würde ich aber ungern, denn u.U. erzeugt es die 
Aufmerksamkeit, von der du annimmst, dass sie der Grund für die Aktion 
der Spammer ist. Stell dir vor, die registrieren sich unter einem Pseudo 
und kopieren ihre Projekte eines nach dem anderen wieder in ot: Du 
hättest eine Flut der Ankündigungsmails. - Das will ich nicht 
ausprobieren.

Die Frage in Fällen wie diesen ist doch: Was bringt es den StörerInnen
so zu handeln wie sie es tun? Oft ist es m.E. ein Wunsch nach
Aufmerksamkeit, der aber leider nicht adäquat umgesetzt werden kann.

IMHO ist es unerheblich, ob Aufmerksamkeit der Grund ist oder nicht. Sie 
bestreiten es, und ich weiss es nicht.

Individuelle eine Tragödie, aber Mailing-Listen oder OpenTheory sind
wohl kaum der Ort für eine solche Tragödie. Wenn dieser individuelle
Gewinn genommen wird, hört auch die Störung auf. Eine Erfahrung, die
ich inzwischen oft gemacht habe.

Kann sein. Das war auch eine der Intention der Massnahmen.

Was auf ein ganz anderes und viel tieferes Problem verweist: Das Image
der Institution. *Das* ist das wirkliche Problem hier. Wenn *das* bei
Debian der Fall wäre - z.B. indem Projekt-Maintainer permanent Mist
bauen würden und z.B. lax mit Sicherheitsproblemen umgehen würden -
dann würden sie da sicher auch daran erinnert, wozu sie sich mit
Anerkennung der Debian Constitution verpflichtet haben (analysiere ich
gerade).

AFAIK verstösst ein Nerver so wie von Joey beschrieben nicht gegen die 
Debian Constitution. Ich mag mich irren.

Wie geht eine Community mit solchen zugespitzten Konflikten um
- ohne in einerseits die üblichen fetischistischen Formen des
"Hausrechts" (Zensur) oder andererseits plattem Toleranz-Gelaber zu
verfallen?

Was ist daran fetischistisch in einem Projekt Rahmenbedingungen zu
setzen und auf deren Einhaltung zu achten?

Den Staat halte ich für eine Fetischform. Das "Hausrecht", was ich hier 
erwähne, ist davon abgeleitet und ohne Staat nicht durchsetzbar.

Andere Teile von Joeys Mail haben nämlich auch auf diesen Aspekt
hingewiesen: Wer sich nicht an die Regeln eines Projekts halten will,
der steht es Frei, ein eigenes Projekt mit den Frei vorhandenen
Ressourcen zu machen. OT ist Freie Software. Was spricht dagegen, dass
Jörg Schneider für seine Störungen eine eigene Plattform aufbaut?
Jeder kann forken - soll er doch.

Ok, kann ich ihm sagen. Und dann? Tut er nicht. Warum sollte er (deine 
These: Aufmerksamkeit)? Wahrscheinlich kann er das auch gar nicht. Im 
übrigen ist das die Ebene der Software. Da gehört dein Argument 
eigentlich hin: Er könnte forken, wenn ihm die _Software-Entwicklung_ 
nicht passt. Hier geht es aber um die "Anwendung", um die Inhalte.

Leider bin ich auch hier noch nicht zu Reaktionen gekommen - sigh.
Aber wo du es nochmal so schön zuspitzt: Die Zwangsmaßnahme wird nicht
dadurch weniger eine Zwangsmaßnahme, dass sie individualisiert wird.
Zwang bleibt Zwang - ob von einer MaintainerIn als Service-Leistung
für alle oder auf individueller Basis.

Das verstehe ich nicht. Wenn ich mir einen Filter einrichte, dann zwinge 
ich doch niemanden? Ok, ich mache das - so die Überlegung - als Service 
für die ot-Mitglieder, damit die sich schützen können. Aber ich zwinge 
die Spammer nicht.

Ein Grenzfall ist das Ranking für die Startseite. Hier erzeugt eine 
Mehrheitsmeinung eine Abwertung eines Projekts, dass man als Zwang 
ansehen könnte. Aber auch hier gilt: Die Projekte können bleiben, nur die 
Aufmerksamkeit wird genommen. Umgekehrt erzeugt ohne Ranking fleissiges 
Spammen eine Verdrängung der anderen Projekte. Aufmerksamkeits-Ranking 
ist IMHO legitim.

Bei Lichte besehen bedeuten die vorgeschlagenen Maßnahmen eigentlich 
nichts weiter, als Mittel zur Verfügung zu stellen, sich individuell 
passende Projekte und Themen zusammenzustellen. Wenn jemand sagt, "Freie 
Software interessiert mich nicht" und das dann global abwählt, dann halte 
ich das für völlig in Ordnung. Es ermöglicht eine Differenzierung nach 
eigenen Bedürfnissen.

Um es allgemeiner zu fassen: Den Leuten Mittel in die Hand zu geben, damit 
sie selbst handlungsfähiger werden und das auch selbst entscheiden, 
unterscheidet sich von dem Ansatz, Repräsentanten zu haben, die für die 
Leute den Job machen. Mein Verständnis eines Maintainers geht eher in 
diese Richtung - aber da unterscheiden wir uns halt.

Die User bei open theory sind zu solcher Lösung individuell nicht in
der Lage. Ausserdem ist es natürlich zusätzlich ätzend, auf der
Startseite von ot unter den 8 neuesten Projekten 5 Spam-Projekte zu
haben, d.h. es geht nicht nur um die Mails.

Warum ist es eigentlich genau ätzend? Mich hat es z.B. nie gestört und
du hast auch sicher Möglichkeiten das übersehen zu können.

Weil es inhaltlich ärgerlich ist, sowas lesen zu müssen. Und, wichtiger, 
weil Leute, die inhaltlich gute Projekte machen, gehen.

Ich hatte ein System ähnlich wie Slashdot vorgeschlagen. Nun, das
wurde vom Maintainer mit ironischen Bemerkungen verworfen. Aber ich
sollte dazu besser auf [ot:dev] eine Reaktion los werden.

Huch, ein Missverständnis? Wenn du mich meinst, dann habe ich es nicht 
verworfen, sondern gesagt, dass ich was ganz einfaches haben will.

Natürlich ist auch das nicht obstruktionsfrei. Genauso wie der Nerver
im Debian-Projekt neue Pseudos wählen kann, geht das bei ot auch.

Das ist doch gar nicht die Frage. Die Frage ist doch, ob es jemensch
gibt, der sich um die Drecksarbeit kümmert (to maintain = pflegen).

Ja, und welchen Aufwand das macht. Ich will auch möglichst wenig 
Drecksarbeit haben.

Ich meine es ist ja auch nur pseudoliberal so viele Knöpfchen
anzubringen, dass sich die Durchschnitts-DAUIn schlicht nicht mehr
auskennt. Schon jetzt finde ich OT wegen der Mischung von
Mailing-Listen manchmal nur noch schwer zu durchschauen - für mich,
der sich damit doch ziemlich beschäftigt hat! Dann auch noch auf
individueller Basis einen Spam-Filter bauen müssen - was soll das?

Den Leuten individuell Handlungsmöglichkeiten an die Hand zu geben, das 
soll es. Die Kompliziertheit ist in der Tat ein Problem, weswegen ich - 
wie erwähnt - nach einer einfachen Lösung suche.

Ciao,
Stefan

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