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Autarkie und Uebergang (was: Re: [ox] Re: DDR und GPL-Gesellschaft)



On Monday 10 November 2003 09:01, Franz Nahrada wrote:
Mein Argument ist: die scheinbare Billigkeit des Löcher-Stopfens hat
dem realen Sozialismus den HAls gebrochen.
"Man kann ja dafür bezahlen, also warum eine Industrie aufbauen"
Nachteil: die Devisen sind Weg. Man muß also Devisenbringer-Industrien
haben. Diese Devisenbringer-Industrien sind dann aber genau so teuer,
wie sie der Weltmarkt macht. Sprich: sie bringen immer weniger ein
und sie produktiv zu halten kostet eine Menge. Dafür braucht man wieder
neue Produkte vom Weltmarkt etc. Nimmt Kredite und setzt sich
damit unkalkulierbarem Zwang aus. denn jetzt braucht man Devisen um
Devisen zu bedienen.
Am Schluß landen die Weihnachtsgänse in den westlichen Supermärkten um
die Kredite zu bedienen. Volksfreundliche Exekution des Wertgesetzes.

Nach Abkühlung der DDR-gut-oder-schlecht Debatte: Überlegt doch mal die 
hier angedeutete Frage: Ist Autarkie möglich oder unmöglich, notwendig 
oder unnötig, wichtig oder unwichtig? Und: welche Art Autarkie?
Und das im Hinblick auf den Übergang zu GPL-Gesellschaft.

Diese Frage ist verwandt mit der Frage von StefanMn ("Sich darueber 
verstaendigen, was produziert werden soll"?) in 
http://www.oekonux.de/liste/archive/msg07452.html

Warum ist das wichtig?

Eine GPL-Gesellschaft ist in vielerlei Hinsicht "inkompatibler" zum 
Kapitalismus als es z.B. die DDR war:
- keine Warenproduktion (kein Markt, kein Geld, keine Arbeit), sondern
  Produktion freier Güter auf der Grundlage von Selbstentfaltung
- keine staatliche Organisation, sondern Selbstorganisation

War die DDR oder ist Kuba oder ist Venezuela (um mal ein anderes Beispiel 
zu nehmen) "näher" an der GPL-Gesellschaft dran? Hm, ich würde mal so 
antworten: Substanziell nein, vom Wollen vieler Menschen vielleicht 
schon.

Unterstellen wir das Wollen. Was könnte so eine warenproduzierende 
Gesellschaft wie DDR, Kuba, Venezuela mit einer "idealistischen" 
Regierung (das unterstelle ich) nun machen, wenn ihnen die 
GPL-Gesellschaft plausibel erscheint?

* Sie haben die Warenproduktion und die Einbindung im Weltmarkt am Hals, 
die ihnen einerseits Mittel verschafft (Importe), andererseits sie tiefer 
in die Todesspirale zieht (niemals werden sie so ökonomisch-effektiv wie 
USA etc. produzieren - siehe oben).

* Sie haben den Staat am Hals, der das einzige Mittel ist, regulierend in 
die sich selbstregulierende Warenproduktion einzugreifen, womit sie 
gewungen sind, das zu verstärken, was eigentlich abgeschafft gehört.

Die Frage ob ein lernfähiger Sozialismus - wo es ihn noch gibt - seine
Kommandogewalt in Sachen Resourcen und Produktion im Sinne der sich
herausbildenden GPL-Gesellschaft verwenden könnte. Diese Frage traue
ich mir nicht prinzipiell zu verneinen.

Eigentlich stellt sich schon die Frage: was bleibt ihnen denn anderes
übrig?

Optimist. Vielleicht sollten wir ein Beratungs-Team für Hugo Chavez und 
Fidel Castro zusammenstellen? Nur: was sollen wir raten?

Ciao,
Stefan

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