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Re: Autarkie und Uebergang (was: Re: [ox] Re: DDR und GPL-Gesellschaft)



Stefan Meretz writes:
Optimist. Vielleicht sollten wir ein Beratungs-Team für Hugo Chavez und 
Fidel Castro zusammenstellen? Nur: was sollen wir raten?

Die Frage ist gut, vielleicht ist sie auch eine Neuauflage der Fragen, die
sich Menschen vor 1917 stellten. Damals war klar, die gesellschaftliche
Transformation kann nur in den entwickelten Zentren der Weltwirtschaft,
sprich Deutschland und England passieren...es ist aber alles ganz anders
gekommen. Ein rückständiges Agrarland hat sich zur zweitgrößten Weltmacht
entwickelt und sogar einen Krieg gegen das voll industrialisierte
Deutschland aushalten können. Nun...das ist alles Geschichte und wir
wissen Bescheid, wo die Grenzen der nachholenden Modernisierung lagen.
Vielleicht wird sich die Frage nie entscheiden lassen "mußte der
Sozialismus untergehen oder nicht". Jedenfalls, damals, von 1917 gab es
eben auch die Kontroverse mit den Stadien.
Ich glaube, daß wir mehr denn je in einem Weltsystem leben, und daß die
immer größer aufklaffenden Lücken, die die Wirtschaft läßt, vor allem an
den Peripherien entstehen. Es ist einfach eine totale Schizophrenie,
einerseits wie Robert Kurz in Antipolitik und Antiökonomie darauf
hinzuweisen, daß an diesen Lücken sich die Möglichkeit des Neuen
entscheidet und dann doch wieder zu warten, bis der Fabber alle Probleme
löst.

Nein, ich finde daß es sehr wohl die Mühe und den Aufwand lohnen würde,
sich zu dieser Frage mal den Kopf zu zerbrechen. Und ganz sicher ist das,
was bei einer solchen Anstrengung raus kommen würde sicher nicht die
Wiederholung des Disasters des großen Sprungs nach vorne im China der
fünfziger Jahre, mit Hochöfen in jeder Kleinstadt. Das war Voluntarismus,
der von der Struktur derr Produktion absah und aus der großen Industrioe
ihr Gegenteil verfertigen wollte.

Leider, leider, sind unser aller geistige und zeitliche Resourcen
beschränkt und ich kann nur ein paar Stichworte hinschreiben.

- Solare Energien und Biomassse in den Mittelpunkt aller Zukunftsplanungen
stellen. Wer Sarah Wagenknechts Bericht über Venezuela in der juWelt
gelesen hat, der weiß daß man sich dort für ein Euro fünfzig den Tank
füllen kann. Das ist grad nicht die beste Voraussetzung für eine
Revolution der Produktion. Aber sie ist langfristig notwendi´g.
- In Venezuela gehört laut dem Artikel mehr als die Hälfte des Landes vier
Familien: totale agrikulturelle Monokultur und vielleicht auch viel
ungenutztes Land. Die Leute drängen sich um Caracas an der Küste zusammen,
daß einem buchstäblich schlecht wird. Ein Land, das auch so ein wenig
einen ziemlichen Reichtum durch Brauchbarkeit als Rohstoff- und
Nahrungsmittelquelle für auswärtige Bedürfnisse aufgebaut hat.....Hier
gibt es andere Optionen als Globale Dörfer. Hier wird vielleicht der Umbau
der Städte vom Ameisenhaufen zum nachhaltigen organischen Stadtsystem im
Zentrum stehen - und die nur langsame, schrittweise, vorsichtige
Annäherung an die Landschaft. In Cuba sieht das völlig anders aus...

Jedenfalls können wir allen raten, eine technologische Basis der
Automation aufzubauen. Automation für Kleinserien ist eine weltweite
Lösung, sie ist nicht vom Standort abhängig. Und die stofflichen
Potentiale der Kreislaufwirtschaft, die wir auch erst in Ansätzen als
effiziente und ökonomisch starke Alternative entdecken. Wie gesagt, Freie
Software, nachwachsende Rohstoffe und Automation, das sind die Säulen
einer jeden Entwicklung, die im Weltsystem heute noch eine Chance haben
will. Aber das sind eben Hypothesen, die ein intensives Studium notwendig
machen, das über mehr als punktuelle Interventionen hinausgeht. Vielleicht
wäre das auch ein schönes Thema für einen Konferenz-Workshop.

Franz

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Organisation: projekt oekonux.de



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