Re: AW: AW: [ox] effiziente wirtschaft
- From: Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org>
- Date: Wed, 7 Jan 2004 07:57:28 +0100
On Tuesday 06 January 2004 23:08, Stefan Seefeld wrote:
Halt, Missverständnis. Mir geht es um "Objektivierung" als Wirkung
des einheitlichen Effizienzbegriffes: "Alles mit einer Elle messen"
(Rentabilität, Ausstoß pro Zeitquantum etc.).
Wie w"are es mit 'Uniformisierung' ?
Ja, auch ok. klingt aber mir ein wenig nach einem Subjekt, einem
Uniformisierer, der dahinter steht. IMHO handelt es sich aber um einen
subjektlosen, objektiven und eben objektivierenden Prozess, der "alles
gleich macht". Da kommen natürlich auch die Gedanken wie Gleichheit und
Freiheit her - was ja nix schlechtes ist.
Worauf ich (wieder einmal) hinaus will, ist, dass wie auch immer man
ihn definiert, der Begriff mit einer messbaren (und damit objektiven)
Gr"osse ('Observable', wie man sowas in der Physik nennt) verbunden
sein muss. Das ist einfach eine Vorraussetzung f"ur
Wissenschaftlichkeit.
Dazu haben wir schon mal diskutiert: Das halte ich für einen sehr,
sehr eingeschränkten Begriff von "Wissenschaftlichkeit". Dieser
Begriff spiegelt genau die von mir angesprochene Wirkung der
"Objektivierung" der wertförmigen "effizienten" Gesellschaft wider.
Noch einmal: einen uniformen Effizienzbegriff als Mass f"ur den Wert
einer Gesellschaft abzulehnen ist eine Sache, aber *jeden* m"oglichen
Effizienzbegriff abzulehnen, eine andere.
Ok, habe ich verstanden. Ich bin für Differenzierung wie ich schrieb.
Hört sich überheblich an,
aber platt gesagt denkst du das genau so, weil die Gesellschaft
ebenso objektivierend funktioniert und entsprechende Denkformen
bildet.
Glücklicherweise ist das kein deterministischer Zusammenhang, d.h.
Kritik ist möglich:-)
Jetzt bin ich schon wieder verloren:
Nein, bist du gerade nicht - objektiv nicht;-)
was hat Determinismus mit (Nicht-)kritisierbarkeit zu tun ?
Ich schrieb, dass der objektive gesellschaftlche Prozess (mit der
gleichmachenden, abstraktifizierenden Verwertungslogik im Zentrum) solche
Gedankenformen, wie wir sie als Wissenschaftsmodell der
Naturwissenschaften kennen, erzeugt. Gäbe es einen deterministischen
Zusammenhang: objektiver Gesellschaftsprozess => Gedankenformen, dann
wären wir alle in der Tat verloren. Da dem offensichtlich nicht so ist
(hier also btw. Naturwissenschaft nicht funktioniert), ist eine kritische
Distanz möglich.
Die Kritik ihrerseits kann wiederum "nur" aus dem gesellschaftlichen
Vorrat der Gedankenformen schöpfen. Insofern sind die Oekonux-Gedanken
objektiv Teil des gesellschaftlich Denk-Möglichen. Damit sei angedeutet,
dass es wissenschaftliche Begriffe gibt, die anders konstituiert werden
(müssen) als durch Messbarkeit, Determinierbarkeit, Wiederholbarkeit etc.
Wenn du Wissenschaftliches genau zu diesem Thema (aber nicht nur) lesen
möchtest, empfehle ich:
Moishe Postone: Zeit, Arbeit und gesellschaftliche Herrschaft, Verlag Ca
Ira, 2003 (leider nicht online)
Ciao,
Stefan
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