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Re: [ox] Re: Forken und Demokratie



Holger Weiss in liste oekonux.de on Mittwoch, 16. März 2005 at 02:06 Uhr
[PHONE NUMBER REMOVED] wrote:

Wie gesagt denke ich, dass bestimmte Fragen ueberhaupt erst verhandelt
werden koennten, wenn die Einschraenkungen der Entscheidungsfreiheit
durch die Wertform wegfallen. Wir sind uns wohl einig, dass der Modus
der Entscheidungen nicht "Demokratie" lauten kann. Aber den "wie denn
sonst?" Einwaenden wuerde ich nicht damit ausweichen, dass es "solche
Fragen" (wie der nach der Gentechnik) in einer "Freien Gesellschaft" ja
nicht mehr geben koenne -- natuerlich wuerde es sie geben.

Man könnte auch sagen: dann ginge der Streit erst so richtig los. Aber
eben auch nur im Konjunktiv, denn eine solche Gesellschaft wird es nur
geben, wenn sich auch ein Modus der Entscheidung im Zuge der
Transformation herausgebildet hat. Wir leben schon heute in einem großen
experimentellen Labor; wir kennen in der Geschichte kein Beispiel, wo voll
entwickelte menschliche Individualität mit positiver gesellschaftlicher
Konsensualität einherging. Dass ist eigentlich das herzustellende. Eine
Gesellschaft die nicht mehr im Gewalt-, Kontroll und Kommandomodus
funktioniert und doch effizient ist und bleibt.

Das war übrigens auch der Grund, warum Marx sich so ausgiebig mit der
Pariser Commune beschäftigt hat. Auch für ihn war es keineswegs klar wie
eine Freie Gesellschaft funktioniert, er teilte nur die Überzeugung daß es
sich wahrscheinlich eher lohnt, für eine - und dann in einer - solche(n)
Gesellschaft zu streiten, denn die Alternativen sind allesamt solche die
mit lebendigen Menschen und lebendigen Bedürfnissen zu tun haben. Das ist
die Einheit neben allen Partikularismen.

Ich stelle mir das eben so vor, daß Kompromisse auch zu Segregationen
führen; Parteien um Lebensstile aufgebaut werden; Resourcen und
Produktionsketten auch durchaus in den Verantwortungsbereich derer
übertragen werden, denen an bestimmten Dingen was liegt etc. In den
globalen Dörfern habe ich eine der vielen Möglichkeiten aufgezeigt wie
sowas geht.

Daß sich bestimmte linke Vereine, die es mit der Kapitalismuskritik (und
auch der Demokratiekritik) relativ weit gebracht haben, mit diesen Sachen
nicht wirklich beschäftigt haben, halte ich für den eigentlichen Grund
ihres Scheiterns.

Franz

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