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Re: [ox] Wissens- und/oder Informationsgesellschaft?



Hallo Stefan,

noch eine Antwort heute, der Rest muss warten.

Stefan Merten wrote:
Lernen führt für mich aber immer zu einem (individuellen) Wissen.
Wissen wiederum ist für mich eine unabdingbare Vorbedingung für
Kompetenz, also die Fähigkeit etwas zu tun.

Dieses Lernen hat aber auch eine Quelle.

Zweifel ... Kann man als Wissen bezeichnen, was es dem Knie
ermöglicht, in die Höhe zu schnellen, wenn man mit einem
Hämmmerchen draufklopft? Warum und inwiefern (nicht)?

Zugegeben: Eine diffizile Frage. Mit dem obigen Instrumentarium wäre
zu fragen, ob es sich hier um eine erlernte Kompetenz handelt. Wohl
eher nicht - aber dafür bin ich nicht genug Biologe / Mediziner.

Genau an der Stelle ist Janichs Einwand extrem hilfreich, Information zwingend auf das "Verständnis gelingender menschlicher Kommunikation" aufzubauen. In dem Sinn ist das hier schlicht ein Reflex, der nichts mit interpersoneller Kommunikation zu tun hat.

Ja, viele Grauzonen. Was ich meine: Gravitation als Wechselwirkung hat
nichts mit Information zu tun, da einfaches Naturgesetz.

Das *Wissen um dieses Gesetz* und die interpersonelle Weitergabe dieses Wissens aber schon.

Die Bildung von Proteinen aus DNA hat m.E. dagegen sehr wohl etwas
mit Information zu tun ...

Es ist ein Transformationsprozess der einen Einweißstrukturen in andere Eiweißstrukturen unter der katalytischen Wirkung dritter Eiweißstrukturen, der unter bestimmten äußren Bedingungen abläuft. Ist jeder solche Transformationsprozess automatisch ein Informationsprozess? Wenn nein, wo ist die Grenze? Alles überhaupt keine Fragen für Janich, weil keine Menschen vorkommen.

Warum sage ich das? Um Dir jetzt die Frage stellen zu können, ob
bzw. inwiefern Du mit Deinem Begriff von Wissen `Können' und
`Wissen', `Fertigkeiten, Fähigkeiten' und `Kenntnisse'
unterscheidest -- unterscheiden kannst, zu unterscheiden verstehst
oder zu unterscheiden weißt ;-)

Ich sehe zunehmend, dass all diese Dinge mit in den Kontext gehören.
Wir sollten m.E. allerdings erstmal versuchen, mit eher wenigen Worten
auszukommen, um die Verwirrung nicht unnötig zu steigern.

Du läufst eher Gefahr die Verwirrung zu steigern, wenn du versuchst, diese Begriffe (genauer, die dahinter stehenden Semantiken) zu vermeiden. Aber da sind wir schon wieder beim Thema, warum ich sehr dafür plädiere, Klemms Aufsatz zur Pflichtlektüre zu erklären und diese Aufforderung nicht als "Dogmatik" abzutun.

- Hat Wissen etwas mit Bewußtsein zu tun?

Nein - wie oben schon ausgeführt.

Hoppla, wie kommst du zu so einem Schluss? Selbst im Wortstamm haben beide dieselbe Quelle.

- Hat Sprache etwas mit Bewußtsein zu tun? (Egal ob verbale
 Sprache oder Sprache, die sich auf irgendwelche anderen Zeichen
 stützt...)

Nicht mit dem, was ich als Bewusstsein bezeichnen würde. Sonst gäbe es
z.B. keine unbewussten Äußerungen wie z.B. Körpersprache - die aber
sehr wohl verstanden werden kann - bewusst und unbewusst.

Nun haben wir die ganze Bandbreite von Kommunikation auf dem Tablett, ihre bewussten und ihre unbewussten Teile bis hin zur bloßen Datenspur, und alles in einem Topf. Nicht sehr hilfreich zum Lichten des Dschungels.

Um deiner Nachfrage betreffs Datenspur zuvor zu kommen: "unbewusste Äußerungen wie z.B. Körpersprache" ist genau eine solche Datenspur, die sich nur graduell von den Haaren und Hautpartikeln unterscheidet, an denen dich heute die Forensiker auch schon identifizieren können. Die unbewusste Körpersprache ist ja nur im Zusammenspiel mit einer Gegenseite interessant, die in der Lage ist, diese Sprache zu "lesen". Und schon hast du auch hier den Link zum Bewusstsein und sogar Wissen (wenn du letzteres nicht streng monokausal auffasst).

- Hat Sprache, haben Zeichen etwas mit Formalisierbarkeit zu tun?

Zweifellos. Ich würde hier Stephans Ausführungen zu Symbolen/Zeichen,
Codes und Syntax folgen.

Aber keineswegs zwingend. Formalisierung (und nicht Formalisierbarkeit) hat vor allem etwas mit der Semantik von Zeichen zu tun. Formalisierbarkeit bewegt sich auf einer ganz anderen Ebene, auf der der Abstraktion, auf der die Zeichenhaftigkeit der Repräsentation der Formalisierung schlicht nur als Hilfsmittel auftritt.

Hier trennt sich die Semantik unserer Begrifflichkeiten endgültig, so dass ich den Rest nicht kommentieren mag.

Viele Grüße, HGG

--

  Prof. Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig
  Augustusplatz, D-04109 Leipzig, Raum 5-53	
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