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Universalismus (was: Re: [ox] Re: Liberale Theorie)



Hi El!

5 days ago El Casi wrote:
Stefan Merten (2005-08-15 10:53 [PHONE NUMBER REMOVED]):
Ich habe hierzu inzwischen verschiedene Diskussionen mit Leuten
erlebt, deren Positionen ich als "liberal" bezeichnen würde.

M.a.W.: Du bastelst dir deinen Begriff von "liberal" selbst
zusammen.  Na toll...

Also ich empfinde Diskussionen mit Leuten, die sich von den
Wörtern, die sie gebrauchen, keinen eigenen Begriff zu machen
trachten, als ziemlich unergiebig.  Du scheinst das anders zu
sehen :-(

Ganz im Gegenteil.

Pro Verstehensgesellschaft!

Yep.

El Casi.

... Der Universalismus ist eine Denkschule, der z.B. du sehr
nahe zu sein scheinst. Für mich ist das die Fortsetzung von
Religion und ähnlichen Glaubensbekenntnissen mit
nicht-religiösen Mitteln. Letzlich ein Ausfluss von
Eurozentrismus. Das ist insofern relevant als es ein Schlag
gegen die Aufklärung ist und auf vormalige Gesellschaftsformen
verweist, also nichts in einer einer modernen emanzipatorischen
Debatte zu suchen hat.

Steckt da mehr drin als ein unreflektiertes Vorurteil, eine
Unterstellung und ein Haufen Kraftausdrücke?

Bei der Unterstellung habe ich vorsichtig formuliert: "sehr nahe zu
sein scheinst". Allerdings gibt es mittlerweile - leider - sehr viel,
was darauf hin deutet und ich würde deswegen nicht von einem Vorurteil
sprechen. Im Gegenteil: Ich wäre heilfroh, wenn sich mein Urteil als
haltlos heraus stellen würde.

Was den Universalismus betrifft, handelt es sich durchaus nicht um ein
unreflektiertes Vorurteil, sondern um eine Jahre, eher Jahrzehnte alte
wohl begründete Überzeugung. Der Universalismus ist ein Denksystem, in
dem das im Verlaufe der westlichen Geschichte - insbesondere
Aufklärung - entstandene Wertesystem als "natürlich" (die
Anführungszeichen sind von mir - einE UniversalistIn würde sie
vermutlich weg lassen) angesehen und zum Heilsbringer für die gesamte
Welt erklärt wird. Keine Spur also von historischer Einbettung o.ä.

Universalismus ist die Rechtfertigungsideologie des weißen Mannes, die
das "Gott will es!" abgelöst hat. Der Universalismus ist letztlich die
kulturalisierte Variante von Rassismus und dient nach wie vor als
ideologische Grundlage, mit der z.B. George W. mal eben den Irak
niederbombt oder mit der die Bundeswehr endlich wieder in aller Welt
Leute tot schießen darf, etc. pp.

Und ja, wenn ich rassistische Anwandlungen sehe, dann geht mir der Hut
hoch. Und da gibt's für mich auch nichts mehr zu diskutieren.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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