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Re: [ox] Noch mal zur Freien Gesellschaft



Hi El Casi,

ich habe leider derzeit wenig Zeit, um mich dem Thema zu widmen. Aber
trotzdem ein paar Zeilen auf die Schnelle.

El Casi wrote:
Mir scheint, wir reden gerade gründlich aneinander vorbei, aber
ich habe keine Ahnung, woran das liegt.

Nun, mit den letzten mails hat sich das ja schon gebessert.

Aber ja, und ich glaube, dass es nützlich ist, die Gründe zu verstehen,
weil ich gerade in dem Spannungsfeld dieses Missverständnisses zwei
unterschiedliche Sichten sehe, die (1) beide für sich wichtig sind und
(2) deren Interaktion wir besser verstehen lernen sollten.

Ich unterstreiche sicherheitshalber nochmal meine Einwand-Frage:
was heißt es genau, daß die Sicht des Menschen *GENAUSO* von
seiner Warenmonaden- WIE von seiner Nicht-Warenmonaden-Situtation
geprägt werde?

Nimm die Funktion isprime(n:integer). Arbeitet nun isprime(101)
*genauso* wie isprime(1009) (beides Primzahlen) oder wie isprime(1001)
(keine Primzahl)?  Die Antwort kann JA sein (ist ja dieselbe Funktion)
oder nur im zweiten Fall NEIN (für Nicht-Primzahlen macht sie intern was
anderes als für Primzahlen) oder auch im ersten Fall NEIN (für die eine
Primzahl eine kurze Schleife, für die andere eine lange Schleife).

Du merkst, worauf ich hinauswill - *genauso* ist ein relativer Begriff
und abstrahiert von gewissen für die gegebene Betrachtung unbedeutenden
Details.  Unser Missverständnis beruht also offensichtlich darauf, dass
wir unterschiedliche Sachen als "unbedeutend" betrachtet haben.
Holloway würde sicher sagen - genauso-und-nicht-genauso - um dieses
Problem der Differenzen im Setzen des "Unbedeutenden" zu beleuchten.

Und nun das Beispiel oben mit der Funktion.  Funktionen dienen ja dazu,
etwas, das immer "genauso" geht, durch einen Abstraktionsschritt ein für
allemal zu "erschlagen".  Und diejenigen, die nix davon wissen, kannst
du leicht beeindrucken, weil sie dasselbe immer noch "per Hand" machen.
Ihnen erscheint also nicht nur die Funktion, sondern selbst der Task,
der durch Aufrufen der Funktion mit einem konkreten Datum entsteht, als
herausforderung.

Natürlich kann man auch das Bauen von Funktionen abstrahieren und dies
über weitere Stufen treiben.  Und da sind wir bei dem, was ich als Kern
unseres Missverständnisses betrachte.  Ich sage *genauso*, weil ich den
Mechanismus im Auge habe, mit dem so was wie die Konstitution als
Warenmonade transportiert wird.  Und dieser Mechanismus wirkt eben
ähnlich auch auf dem "Datum", das durch das Sein als Nicht-Warenmonade
bestimmt wird.

Du sagst, NEIN, Transportmechanismus(Warenmonade) funktioniert GANZ
ANDERS als Transportmechanismus(Nicht-Warenmonade). Und hast damit
natürlich auch recht.

Außerdem nicht "ist" - der zentrale Punkt bei Holloway (und auch
im PM): das Leben nicht als SEIN, sondern als WERDEN
wahrzunehmen. 

Genau dieses Problem der diffusen Mischung kritisiere ich ja auch
an Deiner Holloway-Wiedergabe.  Wenn schwarz und weiß genau gleich
(also _genauso_) wirken oder prägen, dann ist ihre Unterscheidung
in Hinsicht auf Entwicklung, auf Werden, auf qualitative
Veränderungen (``Sprünge'') doch müßig, oder?  

Hier kommt die Relativität des Begriffs "genauso" dann wirklich zum
Tragen. schwarz und weiß entwickeln sich ja nicht getrennt, sondern ihr
Spannungsverhältnis entwickelt sich.

Gleiches kann keinen Unterschied machen.  GENAUSO ist eine
Gleichsetzung, die quasi implizit behauptet, das hier als gleich
gesetzte wäre für die Betrachtung des WERDENs irrelevant.

Gleiches als gleichzeitige und ähnliche Wirkung auf beide Seiten eines
Spannungsverhälltnisses auch nicht?

Viele Grüße, HGG

-- 

  Prof. Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig
  Augustusplatz, D-04109 Leipzig, Raum 5-53	
  tel. : +49 341 97 32248
  email: graebe informatik.uni-leipzig.de
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