Re: [ox] Neue Liste
- From: Hans-Gert Gräbe <graebe informatik.uni-leipzig.de>
- Date: Mon, 22 May 2006 16:27:53 +0200
Hallo Kai,
Oh, danke. Die kenne ich nicht (ot war auch mal ne gute Idee,
bevor sie durch aehnliche Prozesse wie hier zersteort wurde).
Ich halte es für ein zentrales Thema, diese Destruktionstendenzen besser
zu verstehen, zumal ich davon ausgehe, dass es sich nur um die Spitze
eines Eisbergs handelt und weniger ausgeprägte Destruktionstendenzen in
JEDEM von uns wohnen. Die lange Geschichte der Linken ist dafür m.E.
mehr als Evidenz.
Zudem, was du sonst schreibst: das kann ich alles nachvollziehen,
aber zumindest bei mir stoesst das auf praktische Grenzen.
Ich bin berufstaetig (als DVler habe ich einen eher ausgefuellten
Tag), habe Familie mit 2 Kindern, mache meine diversen Hegelprojekte
usw. Es gibt soviel was ich noch lernen moechte und andererseits
moechte ich anfangen, das gelernte und verarbeitete niederzuschrieben.
Ich habe also fuer solche Gruppen nicht so viel Zeit (ich bin ja
auch noch in mehr davon, in einigen auch noch aktiver), selbst das
mitlesen hier ist Zeit, die ich meinen anderen Aktivitaeten abknapsen
muss.
Das trifft wohl auf die meisten zu, die hier substanzielle Beiträge
liefern. Es muss also eine Organisationsform gefunden werden, die dem
Rechnung trägt und es doch ermöglicht, zu (verantwortungsvollen)
Entscheidungen zu kommen. Entscheiden können nach meinem Verständnis
aber nur Leute, die auch Verantwortung übernehmen.
Wenn du sagst, dass deine Zeit es nur erlaubt, Gast auf dieser Liste zu
sein (ich füge sicherheitshalber hinzu - eine honorige Position), dann
kannst du dich nicht über deren Zustand beschweren. Aber du wärst dann
wahrscheinlich auch gern "nur" Gast auf deiner neuen Liste und kämst vom
Regen in die Traufe. Wenn du willst, dass es voran geht, dann ist die
Frage, wieviel Gestaltungskraft du dafür aufzubringen bereit und in der
Lage bist. Beides kann niemand anderes entscheiden als du selbst. Aber
dann fände ich es sinnvoller, diese Kraft (die du ja offensichtlich
bereit wärst in die neue Liste zu stecken) in [ox] zu investieren und
dazu Gleichgesinnte zu suchen.
Ich fänd es sehr gut, wenn wir dabei in der Frage
(GermanOekonux)(CoreTeam) weiterkämen.
Ein generelles Problem was ich in meinen ca. 25 Jahren teilnahme an
Mailinglisten, BBS u.ä. sehe ...
Grundlegende Differenzen (die in grundlegnend unterschiedlichen
Weltanschauungen und/oder Zwecken basieren) sind über das Medium schwer
beizulegen, der Aufwand der dafuer benoetigt wird ist sehr hoch,
die wahrscheinlichkeit, dass sich das Problem so loesen laesst
vergleichsweise niedrig.
Ich weiß nicht, ob hier mit deutlich weniger "Missionierungsdruck" mehr
zu erreichen ist. Denn, einerseits halte ich es für normal, dass
verschiedene Menschen verschiedene "Weltanschauungen" haben, weil sie ja
auch vollkommen verschiedene Erfahrungen mitbringen. Und zweitens
können, selbst bei Extremen (wie etwa die pred/prod-Geschichte) die
Erfahrungen DERSELBEN REALEN WELT so unterschiedlich nun auch wieder
nicht sein. Aber die FREIHEIT autonom handelnder (und sich
verantwortender) Subjekte muss man m.E. in dieser Frage schon Ernst nehmen.
Ich sehe zwei Moeglichkeiten das anzugehen, die auch beide bei
Open Source Projekten angewandt werden (man kann auch beide
kombinieren): zum einen kann man sich über ein gemeinsames Ziel,
ein gemeinsamen Zweck herum organisieren.
Das war hier schon immer der Ansatz, die (bei vielen auch praktisch
vorhandenen) sozialen Erfahrungen in der Produktion Freier Software auf
ihren theoretischen Gehalt und evtl. Verallgemeinerungsfähigkeit zu
prüfen. In letzter Zeit stärker unter dem Bedingungsaspekt in der Formel
der "Freien Gesellschaft" thematisiert. Außerdem - bisher deutlich
weniger erfolgreich - wäre es interessant, die praktischen
Selbsterfahrungen auf dieser Liste zu thematisieren - schließlich sind
hier ja (weitgehend) Leute zusammen, die selbst ihren Weg in eine solche
Freie Gesellschaft suchen.
Die zweite Moeglichkeit besteht darin, sich oefters von Angesicht zu
Angesicht zu sehen.
Das ist für mich nicht alternativ, im Gegenteil. Meine Aktivitäten in
Richtung des Workshops in Hütten hatten dies lange mit im Blick, auch
wenn ich dafür hier arge Prügel bezogen habe.
Viele Grüße, Hans-Gert
--
Prof. Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig
Augustusplatz, D-04109 Leipzig, Raum 5-53
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