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[ox-de] Re: [ox] Gibt es ein Macht-Vakuum?



Hallo Ingo,

ist etwas liegengeblieben, aber nun trotzdem eine Antwort darauf.

Ingo Heer wrote (13.7.):
HGG: ... intersubjektive Feststellung von Sachverhalten ist nur als
ERGEBNIS eines intersubjektiven Kommunikationsprozesses zu
verstehen, als Ergebnis "gelingender menschlicher Kommunikation".

Dem will ich doch gar nicht widersprechen und nach gelungener
menschlicher Kommunikation ist das "richtig" doch intersubjektiv und
meinem Verständnis nach dann eben objektiv.

Was heißt bei dir "objektiv"? Kann eine *Feststellung* überhaupt
objektiv sein? Ist es nicht genauer die Aussage "wir _halten_ das alle
für richtig"? Und müssen wir IRL den Streit um des Kaisers Bart führen
oder reicht uns diese letztere Aussage nicht vollkommen aus, um uns zu
gemeinsamer Praxis zu verabreden?

Wenn wir (beide) allerdings den Streit *analytisch* nicht führen und zu
Ende bekommen, dann sind wir wieder bei "Information iSv HGG" und
"Information iSv SMn" - Verweis auf
http://www.oekonux.de/liste/archive/msg09626.html und Follow ups - und
am Ende gemeinsamen "Raisonnierens".

Aber auch solch verschiedene Quelle je eigener Rationalität muss uns
nicht von gemeinsamem Handeln abhalten. Wir müssten nur den je anderen
Zugang respektieren und schauen, ob und wie wir die Auswirkungen der
Differenzen auf unser gemeinsames Handeln in den Griff bekommen.

Mein Beispiel aus der Physik zeigt, dass es dort am ehesten gelingt,
diesen intersubjektiven Kommunikationsprozess zum gelingen zu
bringen. Ganz anders sieht es beim Verständnis der menschlichen
Gesellschaft aus.

Gibt es dafür Gründe, die es vielleicht sogar *nicht ratsam* erscheinen
lassen, letzteres bis zu "intersubjektiv feststellbaren Wahrheiten"
auszuloten zu versuchen?

Mir ging es in meiner Argumentation darum zu zeigen, dass wenn auf
denselben Sachverhalt fokussiert wird, nur in besonderen Fällen
Dissens besteht.

Das gilt natürlich nur, solange Konsens über den Sachverhalt besteht.
Das hatte ich vorausgesetzt.

Den du damit auch als hergestellt voraussetzt. Warum soll ich aber
überhaupt über etwas kommunizieren, worüber ich *weiß*, dass Konsens
besteht?  So weit kann es dann mit dem Konsens doch nicht her sein,
oder?  Diese "Konsens-Gläubigkeit" fällt uns ja in der eigenen
Oekonux-Praxis dauernd auf die Füße.

Etwas anderes ist die Frage der kontextuellen Einbettung von
Kommunikation. Aber die muss nicht bis zum Konsens getrieben werden,
sondern nur bis zur Kohärenz, zum "Gleichklang". Das ist kein objektives
Phänomen, sondern ein relationales.

Ich vermute, dass ich deine Rede von "Vier Augen sehen mehr als zwei"
missverstanden habe. Ich habe Augen als Sinnesorgane verstanden. Als solche
stehen sie ganz am Anfang der Wahrnehmungskette, das Erkennen aber am Ende.

Der *je eigenen* Wahrnehmungskette und des *je eigenen* Erkennens.  Die
"vier Augen" führen das ja als Kommunikationsprozess hinten rum erst
wieder zusammen.

Viele Grüße, hgg

-- 

  Prof. Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig
  Augustusplatz, D-04109 Leipzig, Raum 5-53	
  tel. : +49 341 97 32248
  email: graebe informatik.uni-leipzig.de
  Home Page: http://www.informatik.uni-leipzig.de/~graebe

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