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Wert etc. (was: [ox-de] Re: [ox-de] Re: [ox-de] Vorstellung - neu im Club)



Hi Ludger et al!

Last month (29 days ago) Ludger Eversmann t-online de wrote:
Norbert Wiener war offenbar schon damals klar, dass "der Automat"
früher oder später menschliche Arbeitskraft in grossem Umfang ersetzen
wird, und dass damit die Grundlagen der auf der Vollbeschäftigungsidee
basierenden Marktwirtschaft ins Wanken geraten werden. 

Hier gibt es sogar zwei Fronten. Die immer weniger notwendige
menschliche Arbeitskraft ist die eine. Aber die immer schlechter zu
unterbindende Ausreichendheit tötet die Knappheit praktisch. Und ohne
Knappheit keine Ware.

Aber was ist aus dieser Erkenntnis gewonnen mit Blick auf mögliche
Alternativen - eben leider noch nicht sehr viel.

Wie auch, wenn die Alternative nicht ohne die Aufgabe des Kapitalismus
zu haben ist. Wer denkt denn (heute) so etwas überhaupt noch? Und dann
auch noch radikal?

Die uns bekannte
Marktwirtschaft ruht auf den drei Säulen Vollbeschäftigung, Wachstum
und Geldwertstabilität, und im Kern geht es um das Produzieren von
Waren, (die Erweiterung der ungeheuren Warenansammlung...), und das
Konsumieren von Waren, und rundherum gibt es allerlei dieses
Warenumlaufsystem unterstützende oder auch sonstige wichtige oder
unwichtige Dienstleistungen.

Im Kern geht es um die Verwertung von (abstrakter) Arbeit. Abstrakt
ist die Arbeit, weil sie von dem konkreten Gegenstand abgelöst ist. Es
ist egal, womit ich meine Brötchen oder meinen Profit mache.

Peer Production braucht konkrete Arbeit - es ist eben nicht egal in
welchem Peer-Production-Projekt ich mich engagiere.

Die Verwertung (abstrakter) Arbeit funktioniert immer schlechter -
weswegen die Finanzblasen aufgeblasen werden müssen. Glücklicherweise
wächst das Rettende auch...

Wenn nun das Produzieren der Waren in
grossem Umfang von Automaten erledigt wird, und nicht mehr von damit
beschäftigten Menschen, tut sich da offenbar eine dramatische Lücke
auf in der tragenden Statik dieses Systems... das ist ja alles
vollkommen klar und unbestritten, denke ich.         

Hier ja. Aber außerhalb von Oekonux...

Aber was ist eben der Ansatz, da einen Ausweg zu finden, ohne auf
Maschinenstürmerei zurückzugreifen, und ohne hinter das erreichte
Niveau von Lebensstandard, von Güterausstattung zurückzufallen:

...oder sich über Geldtricksereien wie z.B. Schwundgeld der Illusion
hinzugeben, dass es doch irgendwie noch mit Tausch gehen könnte. Das
ist aus meiner Sicht seit ca. 20 Jahren die schlimmste Seuche auf
unserem Sektor...

ich
denke eben nur diese technische Möglichkeit, Gebrauchsgüter
hochmaschinell und in hoher Qualität herzustellen, ohne dass sie als
Waren auf Märkten getauscht werden müssen.

Ich will das hier nicht weiter ausmalen, ich denke wir sind uns da im
Prinzip einig. Ich fange gerade an, mich in Eure über die Jahre
geführten Debatten einzulesen, und finde Dein Dorf-Wiki Projekt,
Franz, ganz hoch interessant, und auch Deine Einschätzung des "Weges"
den die Dinge sich suchen und bahnen müssen, da bin ich ganz d'accord,
das geht nicht ganz plötzlich und grossartig revolutionär, niemand hat
da ein geniales Konzept in der Tasche, und das muss sich eben alles
langsam entwickeln und sich bewähren, es braucht seine Zeit und
Reife.  Diese nun auf Ökonux diskutierten Ideen sind z B nach meinem
Eindruck ein ganz wichtiger Baustein, den es vor 10 Jahren jedenfalls
in einer breiteren Öffentlichkeit oder Debatte so ja noch nicht gab,
und ich denke das wird auch zu einer konsolidierten Theoriebildung z B
in der Ökonomie oder den Gesellschaftswissenschaften führen.   

Das wäre natürlich toll, wenn wir da einen größeren Beitrag leisten
könnten. Aber ich sehe durchaus immer mal wieder, dass die
Oekonux-Diskussion doch einige Leute zum Nachdenken gebracht hat. Das
finde ich gut :-) .

Und genau dieses Prinzip, dass idealerweise jeder Konsument,
jeder Güterverbraucher direkten Zugriff auf so eine
Produktionsmaschine hat, um sich "sein" Objekt der Begierde von dieser
Maschine herstellen zu lassen, ist die Voraussetzung dafür (unter
anderen!), dass diese Maschinen als Helfer auftreten können auf der
geschichtlichen Bühne, und eben nicht als "Kollateralschaden" oder
Schadenstifter.

Ich denke nicht, dass jeder alles selber direkt herstellen können
muss. Ich sehe keinen fundamentalen Grund, warum es kein Verteilsystem
für materielle Güter geben darf.


						Grüße

						Stefan


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