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Konfliktlinien in Peer Production (was: [ox-de] Re: Schlaraffenland?)



Hi Hans-Gert et al!

2 weeks (15 days) ago Hans-Gert Gräbe wrote:
ich glaube nicht, dass wir in den aktuell diskutierten grundlegenden
Fragen weit auseinanderliegen.

Diese Einschätzung teile ich :-) . Deswegen hier nur kurz.

in dem auch anarchosyndikalistische Erfahrungen (dort
"libertarian socialism") intensiv ausgewertet werden.

Nun, ich habe den Anarchismus lange als meine Heimat betrachtet. Ich
kann dir versichern, dass das heute auch überholt ist.

Das heißt nicht, dass theoretische Versatzstücke auch bei Peer
Production auftreten können - das tun sie ganz sicher. Aber das ist ja
einer Synthese sogar wesensgemäß, dass es viele wenn nicht alle Teile
von These und Antithese wieder bringt - allerdings - und das ist mir
verdammt wichtig - in sublimierter Form.

Bei Wikipedia lassen sich auch die Grenzen dieser Konfliktbewältigung
studieren: Da ein Fork nicht sinnvoll möglich ist,

Es gibt mehrere Versuche. Citizendium am restriktiveren Ende und auch
eine Site, die de facto wohl als FreeSpeech-Plattform funktioniert -
URL ist mir leider schon wieder entfallen. Beide sind faktisch
irrelevant. Ganz markttechnisch ist das für mich ein Hinweise, dass
Wikipedia einfach good enough ist.

lassen sich auch
nicht mehrere konträre Positionen darstellen. Dinge jenseits des NPOV
lassen sich dort nicht sinnvoll darstellen.

Das ist halt das Projektziel. Und ich finde es gut, dass es ein
Projektziel gibt und dass es ein Projekt mit *diesem* Projektziel
gibt. Was du letztlich wünschst, ist ein anderes Projekt - was
selbstverständlich legitim ist. Nur scheint es dafür global nicht viel
Interesse zu geben...

Das ist etwa an der kurzen
Löschgeschichte des Eintrags zum "Potsdamer Manifest", den es in der
englischen Wikipedia übrigens noch gibt, sehr gut nachzuvollziehen.
Die intensive Auseinandersetzung zum PM in der deutschen medialen
Gesellschaft führt dazu, dass sich die Mainstream-Meinung dort kurz
und schmerzlos durchsetzt. Ich konstatiere das hier jenseits meiner
Affinität zum PM. Selbst zur LHC-Debatte ist Wikipedia etwas
ausführlicher, siehe
http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_E._R%C3%B6ssler.
Allerdings spricht die dort verlinkte "Stellungnahme des KET zu den
Behauptungen von Prof. Otto Rössler" für sich.

Ich glaube, dass es ungefähr genauso sinnvoll ist, Wikipedia am
Beispiel einzelner, speziell ausgewählter Artikel zu diskutieren, wie
Freie Software an einzelnen, speziell ausgewählten Programmen -
nämlich gar nicht.

Ich glaube nicht, "dass unter Bedingungen von Peer Production diese
Janusköpfigkeit weniger eingefangen wird als heute" - PP trifft auf
dieser Strecke schlicht keine belastbaren Aussagen -, denke aber, dass
diese Aspekte des Umgangs mit Konfliktlinien mehr unsere
Aufmerksamkeit in der theoretischen Reflexion - der sich das
Oekonux-Projekt ja verpflichtet sieht - verdienen.

Ich fand die aus den wissenschaftlichen Institutionen stammenden
(frühen) Versuchen auf der CPOV, sich Wikipedia zu nähern,
hochinteressant. Hinsehen, was sich real entwickelt, ist für mich nach
wie vor entscheidend wichtig.

Ich kann
gut mit deiner Position "wissen wir heute noch nicht" leben, das
sollte an einer solchen Stelle dann aber auch ehrlich gesagt werden.

Habe ich ja. Und das hat mir nicht nur Freunde eingebracht. Aber ich
finde es gut, dass wir alle hier dennoch im Diskurs bleiben :-) .


						Grüße

						Stefan


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