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1-Re: [ox-de] Generative Ökonomie und Wirtschaftsinformatik



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Sehr geehrter Hans-Gert Gräbe,

das Thema von www.oekonux.de scheint ja ganz allgemein zu sein: Wozu
benötigt es noch Menschen bei der Vermarktung von deren irdischer Existenz ­
wenn das auch ohne sie geht?

»Im Prinzip handelt es sich bei aktuellen Entwicklung um ein riesiges
globales Realexperiment, das der Mensch mit der Erde und mit sich selbst
durchführt, ohne daß es dabei einen Experimentator gibt, der dieses
Experiment überwacht und dafür verantwortlich ist. In diesem Experiment wird
versucht, ob sich die Welt auf raum-zeitliche Abstrakta mit Totalcharakter
reduzieren läßt ­ sollte das Experiment scheitern [d.h. gelingen!], könnte
dies die Selbstzerstörung des Menschen bedeuten, was aber die Protagonisten
dieser Entwicklung [wer könnte das sein?] offenbar billigend in Kauf
nehmen.« 
?Evelyn Hanzig-Bätzing / Werner Bätzing, »Entgrenzte Welten ­ die
Verdrängung des Menschen«, 2005 (S. 413)

Um für mich herauszukriegen, wie oekonux selbst dazu steht und ob ich mich
darin wiederfinde, versuche ich
          1. mit dieser eMail»Kommunikation« zurecht zu kommen

          2. darauf zu hoffen, daß Sie mir dabei helfen

Zu meiner Person: Ich habe nach einem abgeschlossenen Psychologiestudium
eine gewerbliche GrafikerAusbildung bei einer B2B-Werbeagentur gemacht und
arbeitete dort anschließend sieben Jahre lang als Kreativer. Seit 1993 bin
ich selbständig / freiberuflich tätig.

Gruß, Johannes Emminger
????????????????
Von: Hans-Gert Gräbe <hgg hg-graebe.de>
Antworten an: liste oekonux.de
Datum: Sun, 03 Oct 2010 15:30:35 +0200
An: liste oekonux.de
Betreff: Re: [ox-de] Generative Ökonomie und Wirtschaftsinformatik

Hallo Ludger,

Am 26.09.2010 13:08, schrieb Ludger.Eversmann t-online.de:
Wenn ich Dich recht verstehe, redest du von Code-Generatoren? das ist
aber mit generativer Ökonomie sicher nicht gemeint.
1> Ist das ein »Lebe«wesen, das sich fortpflanzen kannwillwird? Mit Menschen
als Partner?




Dann habe ich das wohl ganz falsch aufgefasst. Ich habe generative
Ökonomie bisher immer verstanden als ein Plädoyer für halbautomatische
Verfahren zur Herstellung von technischen Artefakten zur
Bedürfnisbefriedigung aus Bauplänen. Musst du mir also mal genauer
erläutern, was du unter "generativer Ökonomie" verstehst.
2> Geht es dabei um ZeugungGeburtWachstum von DingenProdukten »von unten
her«, also um molekulare Implementierungen im Sinne der NanoTechnologie?




Aber "Vollautomation" ist wiederum ein Zustand von Volkswirtschaft,
...

Auch das müsstest du genauer erläutern, was "Zustand der
Volkswirtschaft" bei dir bedeutet. In meiner Welt hätte das was mit
dominierendem Reproduktionsregime oder so zu tun, aber dafür greift mir
ein Wort wie "Vollautomatisierung", was primär auf die technische
Dimension abstellt und die Betrachtung der Menschen außen vor lässt, zu
kurz. Außerdem ist mir der Gegenstandsbereich der "Vollautomatisierung"
zu ungenau umrissen. Ich denke mal, dass das Kinder Erziehen (um mal ein
ganz extremes Beispiel zu nennen) nicht darunter fällt, oder?
3> Wie sich auch dies denkenautomatisieren ließe, hat erstmals im Jahr 1932
Aldous Huxley¹s »Schöne neue Welt« beschrieben: Die auf ihre jeweilige Kaste
zugeschnitten geklonte Wesen werden für ihre künftigen Funktionen (im
Tiefschlaf) noch weiter konditioniert, werden lebenslang in einer
ZwangsUnterhaltungsMaschinerie bei Laune gehalten. Für residuale Störungen
gibt¹s dann noch die staatlich verordnete Droge SOMA. We are on the way!




Mertens meinte einfach nur: nicht Menschen arbeiten, sondern
Maschinen, programmierbare Automaten. Da ist es völlig unerheblich,
ob dieser Automat Metall biegt und schweisst oder fräst, ...
3.1> Im Sinne von Punkt 1 würde das dann sowieso nicht anfallen, oder?




Zu welchem Zweck, von wem eingesetzt? Ich kann mir das sinnvoll nur als
Mittelperspektive vorstellen, nicht als Selbstzweck, wie es in deinen
Argumentationen immer wieder durchscheint. Ich sehe durchaus die Tendenz
der Verselbstständigung - wie das noch bei jeder technologischen
Entwicklung der Fall war -, aber genau das wäre zu analysieren und zu
kritisieren. Was du ja auch durchaus anderenorts thematisierst. Warum
dann aber immer wieder so verkürzte Argumentationen?
4> Rund um die soziale AkzeptanzDurchsetzung einer solchen Vision(?) wurde
sich schon früher Gedanken gemacht: »Gewiß sind solche Kontrollen nicht das
Ergebnis einer Verschwörung, sie werden nicht von einer bestimmten Instanz
gesteuert (obwohl die Tendenz zur Zentralisierung zunimmt); die Kontrollen
sind vielmehr über die gesamte Gesellschaft verteilt, sie werden (in sehr
verschiedenem Grade) durch Nachbarn, ðpeer groupsÐ, Massenmedien, Verbände
und durch die Regierung ausgeübt. Wirksam, ja ermöglicht werden sie
allerdings erst durch die Wissenschaft, insbesondere durch Soziologie und
Psychologie; als Industrie-Soziologe und -Psychologe oder, euphemistischer
ausgedrückt, als die ðWissenschaft der menschlichen BeziehungenÐ sind sie zu
einem unerläßlichen Werkzeug in den Händen der herrschenden Mächte
geworden.«
?Herbert Marcuse, »Aggression und Anpassung in der Industriegesellschaft«,
1968




Viele Grüße,
Hans-Gert
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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