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Re: [ox-de] Text zu Keimformen bzw. der Entwicklung sozialer Vermittlungsmechanismen



Hi Stefan!

On 2011-09-05 20:12, Stefan Nagy wrote:
Ich hab den Text auf unserem Weblog [2] unter dem Titel
"Gesellschaftstheoretische Gehversuche 01" veröffentlicht, es gibt
dort auch eine PDF-Version; würd mich sehr über
Kritik/Anmerkungen/etc. freuen.

Ich hab' das als Kommentar geschrieben:

Exzellente Reflexion über die Problematik gesellschaftlicher 
Transformation, auf der Höhe der Zeit, würde ich sagen!

In Details hätte ich ein paar Einwände, aber die stelle ich hinten an. 
Wichtiger scheint mir, die aus meine Sicht richtige und zentrale Frage 
von dir noch etwas zuzuspitzen -- in dem Sinne, dass ich hoffe, dass die 
Frage richtig zu stellen, schon etwas von der möglichen Antwort 
hervorbringt. Du bestimmst den Wert -- »als Realabstraktion von Arbeit 
schlechthin« -- als »Mittel der Vergesellschaftung«, als »spezifisches 
Mittel der gesellschaftlichen Vermittlung«, als »gesellschaftlicher 
Selbstorganisationsmechanismus«.

Klammer auf: Bei Selbstorganisation ist immer die Frage, was das 
»Selbst« darin ist, dass »sich« dort organisiert, und die Antwort ist: 
das Kapital als automatisches Subjekt. Es stellt den 
Vermittlungszusammenhang her, aber genau besehen sind »wir« das, denn 
das Kapital ist die selbstreflexive Existenzform von Arbeit und Wert. Das 
heißt: Das von uns gemachte tritt uns als Fremdes entgegen, als etwas, 
von dem wir beherrscht werden. Es ist genau diese Quasi-
Naturgesetzlichkeit, die Marx sein Leben lang zu analysieren bestrebt 
war. Du sprichst das im ersten Teil an. Und übrigens ist »Dialektik« 
nicht, Widersprüche »in Wohlgefallen« aufzulösen, sondern im Gegenteil 
zur Geltung zu bringen, auf den Begriff zu bringen. Klammer zu.

Wenn also der Wert die gesellschaftliche Vermittlungsinstanz ist, die es 
aufzuheben gilt, dann ist die logisch zwingende Frage, was die 
gesellschaftliche Vermittlung denn dann in der Lage ist zu leisten -- 
ohne von personalen Herrschern und unpersonalen Strukturzwängen nach 
fremden Imperativen einer Zwangsvermittlung unterworfen zu werden. Ich 
würde da nicht vom »gesellschaftlichen Kitt« sprechen, weil eine solche 
Redeweise ein Außenverhältnis impliziert: Da muss etwas dazu kommen, der 
Kitt eben, was die Verbindung, Vermittlung und Verallgemeinerung 
leistet. Damit ist klar, erstes Kriterium, es muss sich um eine 
immanente Vermittlung handeln, also ein Prozess, der sich selbst aus 
sich selbst erzeugt. Wenn dies kein fremder sein soll, zweites 
Kriterium, ist es nur denkbar, dass es die Menschen selbst sind, die 
diese Vermittlung hervorbringen. Es handelt sich also um einen bewussten 
Akt, dies jedoch nicht in dem Zentralplanungssinne, dass einige für alle 
anderen die Dinge vermitteln, was zu Einschluss-Ausschluss-Verhältnissen 
führt, sondern, drittes Kriterium, es müssen alle in diesen 
Vermittlunsgprozess eingeschlossen sein, so dass alle auf der Welt mit 
allen auf der Welt verbunden sind. Wie ist also der soziale Prozess auf 
der »Mikroeebene« beschaffen, dass eine Verallgemeinerung (besserer 
Begriff als »Summe«) jene Gesellschaft ergibt, die wir dann tatsächlich 
als ganze und von uns geschaffene erfahren, die uns nicht mehr als 
fremde, sondern als eigene entgegentritt.

Damit stoppe ich mal. Habe ich jetzt spekuliert? Vielleicht im 
Hegelschen Sinne. Ich habe einfach nur versucht, deine Denkrichtung 
weiterzutreiben. Ich hoffe, du kannst was damit anfangen. Es ginge noch 
weiter...

Das kennst du?:
http://www.keimform.de/2011/fuenfschritt-methodische-quelle-des-keimform-ansatzes/
http://www.keimform.de/2011/faq-zum-fuenfschritt-und-zum-keimform-ansatz/

Ich habe für Keimform noch einen Text in Arbeit, nämlich zur Frage der
gesellschaftlichen Vermittlung. Der wird aber noch etwas brauchen.

Ciao,
Stefan

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