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Hallo Stefan Nagy, Am 24.09.2011 16:25, schrieb Stefan Nagy:
Um diesem Satz als reine Aussage â nicht als Kritik, dazu weiter unten â zustimmen zu kÃnnen, muss ich hier von zwei unterschiedlichen Wir-Begriffen ausgehen: Wenn uns etwas als fremd gegenÃber tritt, dann heiÃt das, mir, dir, ihr, ihm und ihnen tritt etwas als fremd gegenÃber; "wir" meint hier nicht mehr als eine Summe von Individuen. Dieselbe Bedeutung findet sich in der Aussage, dass wir von etwas beherrscht werden. Davon zu unterscheiden wÃre das Wir in der Feststellung, dass dieses Etwas von uns gemacht ist/wurde: Ich widersprÃche der Annahme, dass "wir" als Summe von Individuen dieses Etwas geschaffen haben; dass diese Individuen hier als Subjekte betrachtet werden kÃnnen. "Wir" muss hier als soziale EntitÃt begriffen werden, als mehr als die Summe der Individuen. Das Subjekt (wenn man Ãberhaupt von einem sprechen will) ist hier das Kollektiv als solches. Allgemein betrachtet ist ja sehr fraglich inwieweit es Ãberhaupt sinnvoll ist, nach dem Subjekt von Selbstorganisation oder Emergenz zu fragen. Ich wÃrde es jedenfalls strikt ablehnen, diesen Status ganz grundsÃtzlich den Teilen von sich selbstorganisierenden Gesamtheiten zuzusprechen â es klingt vielleicht etwas metaphysisch, aber ich wÃrde in Bezug auf den Prozess am ehesten diesen selbst als Subjekt fassenâ Das ist auch der Grund, warum ich oben gemeint habe "wenn man Ãberhaupt von einem Subjekt sprechen will" â denn hier lÃst sich der Subjektbegriff ja eigentlich auf.
Das sind natÃrlich uralte philosophische Fragen, wo man nicht hinter Kant zurÃckfallen sollte. Das Subjekt, selbst als Kollektiv (was das auch immer sein soll), ist nur insoweit gestaltungsmÃchtig, inwsoweit es beschreibungsmÃchtig ist. GestaltungsfÃhigkeit - wenigstens in dem von dir gebrauchten VerstÃndnis - setzt BeschreibungsfÃhigkeit voraus. Technik - im Sinne eines solchen durch Beschreibung konstruierten Artefakts, das auf RealitÃt losgelassen wird, ist aber grundsÃtzlich "kollateralschadensfÃhig", entwickelt also Dynamiken jenseits der beschriebenen - Ãbrigens durchaus auch bei "bestimmungsgemÃÃem Gebrauch".
Emergente PhÃnomene eines Ameisenstaats auf dessen Umwelt - ich komme auf dieses Beispiel zurÃck - sind sicher auch Ergebnisse "kollektiven" Wirkens. Was ist hier bei Menschen anders, bzw. ist Ãberhaupt was anders? Auch das "Ameisensystem" hat keinen globalen Speicher, sondern speichert ZustÃnde lokal in den "KÃpfen" der Ameisen selbst. Globale ZustÃnde werden kommunikativ hergestellt, sind also nicht dinglicher Art, sondern PhÃnomene einer metabolischen Art wie die Benard-Zellen im Kochtopf. Emergente gesellschaftliche PhÃnomene entstehen auf dieselbe Weise, allein der "lokale Speicher" der Menschen ist leistungsfÃhiger.
Die Genese unseres TechnikverstÃndnisses haben wir hier in Leipzig gerade genauer diskutiert - vielleicht interessieren dich unsere Materialien dazu. Siehe http://www.dorfwiki.org/wiki.cgi?HansGertGraebe/LeipzigerGespraeche/2011-09-22, insbesondere der Reader und Kens Beitrag.
Ich hatte Ãbrigens in HÃtten http://hg-graebe.de/Texte/Huetten-06.html vor einigen Jahren meinen Beitrag "Das Prinzip Hoffnung in der Wissensgesellschaft" vorgestellt, in dem ich der Frage nachgehe, was es bedeutet, dass es "hinterm Horizont weitergeht". Mir scheint, dass dies auch der Kern deiner Problematik ist. Siehe auch meinen Aufsatz "Wie geht Fortschritt?"
Viele GrÃÃe, hgg ________________________________ Web-Site: http://www.oekonux.de/ Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/ Kontakt: projekt oekonux.de
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