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Message 00689 [Homepage] [Navigation]
Thread: choxT00654 Message: 9/12 L5 [In date index] [In thread index]
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[chox] Re: GPL Gesellschaft



* Franz Maria Tabei <franz-maria.tabei chello.at> [2004-02-14 16:48]:
danke für Deine ausführliche darstellung. Du zeigst sehr schön, daß das system
rein "technisch" nicht funktionieren KANN.

Wenn ich ihn recht verstanden habe, ist ja sein Argument, dass jedes
herausgegebene Geld unmittelbar ein von der herausgebenden Bank
gewaehrter Kredit sei, welcher bekanntlich i.A. eine Rueckzahlung
verlangt, die groesser als die herausgegebene Summe ist. Daher machts
irgendwann Plumps. Haette er recht (was ich nicht glaube), gaebe es
mindestens zwei Loesungsmoeglichkeiten: Entweder wir gehen zurueck zur
"echten" Geldware: Zum Gold/Silber/whatever, bzw. zu durch diese Ware
gedeckten Banknoten. Dann waere Geld auch innerhalb seiner Theorie nicht
notwendig identisch mit Kredit. Ich geh Gold graben und hab's. Zweite
Moeglichkeit: "Den Zins abschaffen". Damit waere sein Problem geloest.

De facto ist Geld, das ich mir von der Bank hole, aber keineswegs
Kredit, solange ich nicht im Soll bin. Das gilt ebenso fuer jeden
"Kapitalisten", der seinen Gewinn in Form von Geld bei der Bank abhebt.
Letzteres Beispiel ist insofern nett, als hier tatsaechlich _neuer_ Wert
in Form von Geld abgehoben wird. Ob fuer diesen Wert auch neue
Geldscheine "gedruckt" werden muessen[1], weil nicht genuegend im Umlauf
sind, haengt von anderen Bedingungen ab. Der Punkt ist: Auch wenn sie
neu gedruckt werden muessten, waere dieses Geld kein Kredit.

Wenn ich aber doch Kredit nehme, wird auch dieser nicht von der Bank
finanziert (wo soll sie denn das Geld her nehmen?!). Die Bank leiht mir
nur anderer Leuts Geld und lebt von der Differenz aus Soll- und
Haben-Zins[2].

Kurz: Das (neu gedruckte oder recycelte) Geld, das mir eine Bank gibt,
ist keineswegs identisch mit einem Kredit. Neues Geld kann ohne neuen
Kredit generiert werden, umgekehrt umgekehrt.

ich betätige mich auch als babysitter in einem tauschkreis. da gibt es die
vorstellung: jede tätigkeit ist gleichwert. dh. eine stunde = 100 waffeln.

Du meinst vermutlich: Jede Taetigkeit _schafft_ in derselben Zeit
dasselbe Quantum Wert. Diese von Dir eingeforderte Aequivalenz im Tausch
von unterschiedlichen Produkten (deren Tauschwert obendrein in der
Geldware "Waffel" ausgedrueckt wird) ist exakt das, was hier und heute
unterwegs ist.

... geld ist unnötig,

Mit dem milden Woertchen "unnoetig" machst Du unfreiwillig den Punkt
klar, dass umgekehrt ein Schuh draus wird: Wenn ich das "Geld"
abschaffe, habe ich nichts wesentliches geaendert.

vor allem: was für einen sinn hat es ohne kredit, ohne zins?

Auch das hast Du unfreiwillig klar gemacht: Euer Tauschkreis setzt die
unterschiedlichen konkreten Privatarbeiten im Tausch gleich, diese
Aequivalenz wird durch die Abstraktion von der Unterschiedlichkeit der
Arbeiten auf ihre durchschnittl. notw. Zeit hergestellt. Auf diese Weise
wird ein Produkt mit anderen Produkten vergleichbar, das Produkt kann
seinen Wert im Quantum anderer Gebrauchswerte ausdruecken. Der "Sinn"
des Geldes, ganz ohne Zins und Kredit, ist, das hier Ausgedrueckte,
naemlich den Wert, zu verallgemeinern, z.B. in Form des Gebrauchswerts
"Waffel", welcher damit zur allgemeinen Aequivalentform wird. Das Geld
ist hier also nur Ausdruck davon, dass der Wert den Aequivalententausch
vermittelt.

Das Problem, das ich mit Tauschkreisen zumindest dann habe, wenn es
nicht nur um "Nachbarschaftshilfe", sondern um einen oekonomischen
Alternativ-Vorschlag geht, ist also, dass dort der ganze laengst
bestehende Laden angelegt ist. Spaetestens mit der Etablierung der
"Waffel" als allgemeinem Aequivalent ist die Maximierung der Waffeln
(also des Werts) angelegt. Solange Eigentum und Freiheit nicht angefasst
werden, funktioniert die Verwertung der Waffeln via Lohnarbeit und die
Verselbstaendigung der Waffel wird ganz ebenso aus Waffeleigentuemern
Kreditgeber machen, die den Unternehmen (und dem Staat) gegen Zins
Waffeln leihen, wie wir es heute kennen. Vermutlich wuerden wir
allerdings bald die viel zu schnell verderbenden Waffeln aufessen und
zum Gold als allgemeinem Aequivalent uebergehen. Bzw. gleich zum nicht
durch Ware gedeckten, flexibleren Zentralbankgeld. Fertig ist der Laden.

So meine Kurzfassung zum Thema, warum Geld/Kredit/Zins m.E. nicht die
Ursache und ihre Abschaffung nicht die Loesung des Problems ist, das Ihr
(vermutlich) loesen wollt ;-)

Holger

[1] Hier vom "Drucken" zu sprechen, ist natuerlich Quark, weil es
    genauso um Geld geht, das niemals in Form von Banknoten die Welt
    erblickt, sondern nur auf Kontoauszuegen erscheint. Hier ist das
    aber egal.

[2] Im Detail stimmt das nicht, in gewissem Rahmen darf sich die Bank
    tatsaechlich "Geld drucken" lassen und verleihen. Allerdings nur in
    vergleichsweise winzigem Rahmen, sonst bye bye Geldwertstabilitaet.

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