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Re: [ox] Ueberlegungen zur Liste (de)



ok, viel stoff. aber das ist ein gutes zeichen, vielleicht
ergeben sich ja aus diesen dialogen die ersten straenge die
wir extrahieren koennten und an denen sich seperat weiterdiskutieren
laesst.

Waffenfreak und Neolibertarian sowie 'rechter Anarchist' klingt ja
schröcklich, bleibt aber nachzuweisen ;)

sorry, habe hier etwas gossip wiedergegen. im naechsten text von
raymond wird es schon etwas klarer, wo er darwinistische vergleiche
anstellt. er teilt damit eine haeufige form des neoliberalen pragmatismus,
naehmlich dass hochtechnologie, boersenmaerkte und daraus resultierende
extreme soziale ungleichheit sozusagen natuerliche und damit unhinterfragbare
prozesse sind. waere sicher im einzelnen nochmal durchzugehen. 

und selbst George Soros, der ja sein geld an der boerse verdient, verbindet
mit 'open societies' und der einfuehrung von demokratie ganz diskret
auch die oeffnung der maerkte.

Soll er doch....
nee er soll open source sponsorn :)

aber klar, das heisst, dass man sehr vorsichtig sein muss von operating
systems auf social systems zu schliessen und von open source auf open
economy. gerade in der universalisierung eines modells liegt ja die 
chance aber auch die gefahr. in postmoderner auslegung sagt man halt
open source ist ein lokales wissensgebiet hat aber nichts zu tun mit
open markets, und ideologien, also grosse erzaehlungen gibts eh nicht mehr.

das problem dabei ist, dass man durch solche relativiserung
genau die zusammenhaenge die schliesslich entstehen wenn
open source open markets beeinflussen, unsichtbar macht. 
die frage waere also: wird "open source" seine eigene postmodernitaet
d.h. indifferenz gegenueber ethischen und eher grundsaetzlichen fragen
halten koennen, ueberwinden, oder gar daran scheitern und eben in
diesen open markets aufgehen, deren regeln es derzeit wenn nicht zu aendern
so doch zu modifizieren ansteht.

eine andere auslegung waere, dass saemtliche politiken, speziell
ihre theorien eh bankrott sind, und das einzige heil in eben solchen
lokalen pragmatischen wissensgebieten liegt, man aber damit leben muss
dass es keine universalien zu finden und zu verlangen gibt.

damit impliziert man aber dass OSS programmierer im prinzip keine
politischen probleme haben, das heisst sozusagen in gesicherten 
verhaeltnissen leben (usa, finnland, deutschland).

unterhält als Stallman.) Außerdem kommt übersetzt da das schöne Adjektiv
'quelloffen' bei heraus :)

quelloffen ist sicher am praezisesten und am wenigsten auf andere bereiche
uebertragbar. was bleibt ist dass die rechtlichen, philosphischen und
politischen grundlagen, also die 'gesellschaftliche bedeutung' von 
public, open, free sourcecode licenses bisher nur in ansaetzen verstanden
ist. was es z.b. fuer den bereich der arbeit, und des eigentums, des
copyrights, der oeffentlichen hand usw. bedeutet. 

sofern man aber auf der ebene von systemen und deren theorie bleibt, 
von mir aus. aber oekonomie ist eben nicht ideologiefrei :)
Wenn Du beispielsweise irgendwas mit "free" machst, dann
landest Du wieder bei der Assoziation mit einer Liberalisierung von
Märkten, usw.

Das passiert doch aber erst bei der Kombination von 'frei', was in unserem
Kontext von dem Begriff 'freie Software' kommt, und dem Begriff
'Ökonomie', da mensch dann eilig neoliberalistisches Zeugs assoziiert. 

sicher diese uebertragungen sind riskant, viral sozusagen.

man kann aber sagen (wenn ich Sabine recht versteht) dass der "tausch", des
freien kopierens, alleine schon ein oekonomischer prozess ist. das ist
rishabs richtung.
dass arbeit investiert wird, ressourcen geteilt werden. es gibt ja auch
geldfreie oekonomien.
wenn aber erst einmal eine oekonomie messbar und benennbar ist, wenn die
schnittstellen zum markt definiert sind (was raymond vorangetrieben hat,
aber bei stallman bereits angelegt ist) dann ist der naechste schritt eben
die oekonomisierung von open source,  der boersengang von red-had und suse
z.b. Dabei wird dann ganz spannend zuzusehen ob die community genug druck
ausueben kann dass der boersengewinn wieder z.T. rueckinvestiert wird in
entwicklung (a la xfree).

der radikale neoliberalismus digitaler praegung erhofft sich von den
neuen technologien extreme produktivitaetsschuebe die immer auch die
stillegung
ganzer ploetzlich ineffizienter produktionsbereiche mit sich bringen. 
open source kann bedeuten dass z.b. programmierer nicht mehr horrende honorare
verlangen koennen, bloss weil ihr wissen so rar ist, was wiederum im 
interesse der lohnzahlenden ist, die letztlich ganze layer von software 
umsonst kriegen. es wird sich zeigen wann Apple z.b. einfach nur noch eine
art MAC OS KDE auf PPC Linux aufsetzen wird und damit ziemlich arbeitsplaetze
einspart. wenn aber nicht alles der privatwirtschaft ueberlassen wird, sind
scenarien denkbar bei denen open source entwicklung technikstrategisch
von staatlicher bzw. europaeischer ebene gefoerdert wird, im sinne der
unterstueztung "oeffentlicher" IT-infrastruktur. die frage ist also ob sich
die grasswurzel bewegung eher in richtung privatisierung,
institutionalisierung
oder aber was Benny Haerlin erwaehnte eine dritte form, naehmlich etwas
NGO artiges entwickelt. Dass OSS in den Haenden der vielen kleinen Firmen
bleibt ist ein heeres Ziel, aber am Beispiel Internet bzw. Hardwaremarkt
sollte klar sein dass Konzentration am Markt immer Teil eines
Kommerzialisierungs-
prozesses ist. Vielleicht geht das auch alles zu weit und man interpretiert
zu viel in diese kleine und durchaus hilfreiche Softwareentwicklungs
innovation.

Naja, ob das (mir) jetzt soviel bringt, durch die historische Genese
irgendwelcher Freiheitsbgriffe zu reiten...? Vom Softwarefreiheitsbegriff
Stallmans würde ich (evtl. fälschlicherweise) auf ein eher libertäres
Verständnis schließen (und auch dort gibt es ja nun wieder hinlänglich
Nuancen). 

ja libertaer kommt wohl am ehesten hin. bleibt aber interessant zu
beobachten dass im gegensatz zum akademischen gepflogenheiten ein
begriff als "maschinelle prozessualitaet" auch ohne quellenangaben
in umlauf gebracht werden kann. ja gerade weil die grundlagen nicht
definiert sind, Free Software eine solche virale kraft hat sich auszubreiten,
da jeder die freiheit hat sich unter freiheit etwas anderes vorzustellen
solanger er/sie sich an die GPL haelt.
dass ist gegenueber der akademischen, textuell orientierten eine neue
Wissenskultur auch wenn mit *philosphisch-politischen* begriffen hantiert
wird.

interessant scheint mir dass hier ein sehr anti-universalistisches
sozusagen postmodernes prinzip wirksam ist. und genau hier sollte auch
die kritik ansetzen. die fragen die "free software" an die politischen
definitionen von freiheit (offenheit, oeffentlichkeit) setzt in
gesellschaften, die zu grossen teilen von software (bzw. techn. standards) 
mitstrukturiert und -organisiert werden. nicht mehr bloss auslegbare
gesetze sondern zu optimierender code, das was Lawrence Lessig 
"lex informatica" nennt, und was Lutterbeck et. al. bei WOS auf
deutsch nachbustabiert haben.

hier braucht es vehement mehr computer literacy der leute die sich eben
mehr gedanken gemacht haben was diese begriffe auf andere gesellschafliche
bereiche hin ausgeweitet bedeuten. was "open source" eigentlich fuer
die knowledge economy bewirken koennte und an welchen grundfesten es nagt.
ist open source sozusagen die "atomkraft" des informationszeitalters?
was sind dann seine risiken? wie versucht sich der globale neoliberalismus
open source oekonomisch anzueigenen?


Stallman: I want a free society where everybody can use all software
         freely.
Raymond:  I want free software because its better software.
Torvalds: I want free beer.

Mag zugespitzt sein (und auch nur annähernd sinngemäß), aber deutet doch
unterschiedliche Verständnisse und Motivationen (wesentliches Moment in
dieser Diskussion) an.

ja, motivation ist ein wichtiger punkt. was treibt die leute dazu freie
software zu schreiben. in den drei faellen koennte es bedeuten:

"free society" eine gesellschaft ohne microsoft untertanentum und
at&t knechtschaft.

"better software" hoehere effizienz, logische naechste stufe eines
technologischen quasi-natuerlichen evolutionsprozesses.

"free beer",  keine ideologie, sondern spass, vielleicht mal eine
spende, auf jeden falle nette leute auf der party.

keiner der drei setzt groessere bezuege zu politischen ideen. d.h.
nicht dass sie nicht implizit existierten. 


Wenn es um die Beschreibung des wirtschaftlichen Phänomens (oder der
wirtschaftlichen Implikation des Softwarephönomens [uiuiui... :)]) geht,
so sollten wir doch vielleicht erst dann nach fertigen Begriffen suchen,
wenn wir wissen (oder ahnen), worum es hier eigentlich geht. 

hihi. ich schlage mal vor am Arbeits und Eigentumsbegriff statt an
begriffen von Aufmerksamkeit und Reputation alleine weiterzugraben.
im speziellen "immaterielle Arbeit" bzw. "Buergerarbeit" mit gesichertem
grundeinkommen, und "Allgemeineigentum" engl. "commons", fuer die 
eigene Formen der Pflege und Knappheitsdefinition gefunden werden muessten.

Die Frage,
die ja wohl kaum auch nur annähernd auf dem Kongreß gelöst (und hier noch
nicht mal wirklich angesprochen wurde), nämlich ob aus der quelloffenen
Softwarebewegung überhaupt eine andere/neue Form des ökonomischen Umgangs
miteinander resulitiert (oder ihr eine solche überhaupt innewohnt), sollte
doch erstmal angegangen werden, bevor mensch Namen findet... Also Butter
an die Fische! :) 

ok. im moment wo "intellektuelles eigentum" nicht mehr direkt abgerechnet
wird, sondern unter der bedingung von GPL und derrivaten in
"allgemeineigentum"
uebergeht besteht die frage ob das nicht auf weitere bereiche der "knowledge
economy" uebertragbar ist. hierbei ist dann auch nicht mehr das urheberrecht
sondern das eigentumsrecht gefragt. oeffentliches gegen privates interesse.
wenn der microsoft prozess bewirken wuerde das gates Windows "oeffnet" waere
das ein klares indiz dass sich etwas grundlegendes tut.
Tim O'Reilly hat bereits angedeutet dass Open Source schon heute Millionen
Dollars Profit erzeugt, z.b. UUNET. Der Vergleich waere die Benutzung eines
existierenden Autobahnnetzes durch Spediteure. Der Vergleich hinkt natuerlich
denn die frage ist offen ob "free software" programmierer auf dauer die
hochkommerzielle nutzung ihrer arbeit zusehen wollen ohne am gewinn
partizipieren
zu wollen.

Und überhaupt: Sollte sich Eric S. Raymond tatsächlich als 'rechter
Anarchist' erweisen, hab ich trotzdem deswegen kein Problem mit seinem

Flames expected... :)
naja, seine texte sind enorm wichtig und einflussreich, was er privat
macht ist sein ding. war eher als zuckersteuckchen gedacht ...

zusammenfassend hat dieses paradigma von "offenheit" en detail
schon was fuer sich, schnell laesst es sich aber verallgemeinernd
anwenden gegen jede art von andersdenkenden, die sich aus welchen
gruenden auch immer nicht zum universellen prinzip bekennen, sondern
auf ihrem dann zwangslaeufig geschlossenen (welt)system beharren. 

Wie es jedem Begriff ergehen kann...

hier hat auch Sabine auch nachgehakt. Das Problem ist dass Offenheit
zu einem universellen Prinzip werden kann, im Sixpack mit anderen
"Werten". Wollt ihr Menschrechte muesst ihr auch fleissig Coca-Cola
trinken und Big Macs essen, euch uebers Internet fortbilden und
Hollywoodfilme gucken. Falls Open Source zu einer aehnlichen Boom
fuehrt wie das Internet, kommt vielleicht noch ein weiteres 
Produkt dazu... Wer sich diesen Weihen des Kapitalismus wirksam
widersetzt wird schnell zum Terroristen, Fundamentalisten, Nationalisten.

insofern hat "open" hier durchaus etwas mit den derzeitig diskutierten
one-world-system zu tun. was die rethorik angeht, so kommt die ideoligie
wie auch beim  pragmatismus auf schleichfuessen. utilitarismus und
offenheit sind beides die beliebten totschlag argumente von 
neoliberalen wie BDI-Henkel bis Wired-Kelly mit auswuechsen 
bis zu den Third Way leuten Blair/-Schroeder...

Das mag sein, aber es gilt doch eher, solchen 'Totschlagargumenten'
inhaltlich etwas entgegenzusetzen, anstatt (vor allem) auf eine 'politsch
korrekte' Begriffswelt zu bestehen. Letzteres können wir tun, wenn wir
Argumente gefunden haben...

ok. zu penibel sollte man nicht an den worten haengen. wer GNU-linux
sagt soll das gerne tun, andere werden red-hat-linux sagen. der 
unterschied vom einem zum anderen ist diskutierenswert. spannend ist
das letztlich wer ueberhaupt das recht hat sich zu beschweren bzw.
mitzuentscheiden. zuerst einmal die entwicklercommunity, dann aber
auch alle die geld in den pott werfen (ibm et. al), institutionen
und letzlich die nutzer. ob das schon ein soziales system ist?











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