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RE: [ox] Gedanken von den Berliner Konferenzen



Stefan Merten wrote:

Spannend fand ich aber an dem zweiten Panel, wie da die alte und die
neue Welt aufeinandertrafen. Als Vertreter der alten Welt tat sich
Wolfgang Schimmel von den IG Medien hervor, der eigentlich nichts
anderes im Sinn hatte, als althergebrachte Standesinteressen zu
verteidigen. Zugespitzt würde ich sagen, daß es ihm am liebsten wäre,
wenn wir Computer oder mindestens das Internet wieder abschaffen. Als

Ich finde diese Kennzeichnung gewerkschaftlicher Arbeit schon mehr als
entlarvend. Was meinst Du denn ist die Alternative zu einer Verteidigung von
Arbeitnehmerinteressen? Die computergestuetzte Subsitenzwirtschaft? Ich
schaetze der IG Medien geht es wie den anderen Gewerkschaften nicht darum
Computer abzuschaffen, sonder das was man damit tut einer
gesellschaftlichen/demokratischen Rueckkopplung zu unterwerfen und die
entstehenden Produktivitaetsfortschritte anders zu verteilen.

Und BTW die IG Metall hat auf der Cebit ua. ueber Tarife und Entgelte in der
IT-Brache informiert, ueber die sinkende Halbwertszeit von Qualifikation
usw. usf.

Vertreter der neuen Welt präsentierte sich Pit Schultz (hi Pit :-) ),
der viel im Bereich der Musik macht. Vor allem Streaming aus
Musik-Clubs wenn ich's richtig verstanden habe.

Meinst Du also die Alternative zu gewerkschaftlicher Vertretung sei das MP3
Streaming in Clubs oder wie darf ich das verstehen?

Einen interessanten Ausspruch zum Thema Freie Software und Eigentum
fand ich allerdings: "Freie Software *unterläuft* kapitalistische
Eigentumsrechte". Das finde ich das mit Abstand treffendste zu diesem
Thema, was ich bisher gehört habe.

Das mag sie tun. Die Frage ist, ob dies nicht eher ein Randphaenomen in
einem Teilbereich einer ansonsten kapitalistisch gepraegten Gesellschaft
ist. Und selbst wenn, der realexistierende Kapitalismus war immer schon in
der Lage neue und effektive Verfahren zu integrieren (Gruppenarbeit im
Postfordismus, Wegrationalisieren von Repressionsinstanzen). Wenn die
Produktion von Software kuenftig zwar gesellschaftlich erfolgt, aber nicht
mehr einer Mehrwertverwertung zuzufuehren ist - so what. Die Fabriken,
Minen, Logistikkonzerne usw. werden deswegen deswegen noch lange nicht
darauf verzichten.

Und auch diese Auseinandersetzung ist noch lange nicht gelaufen. Wenn man
sieht wie willfaehrig die Bundesregierung grossen Konzernen ihre
Monopolgewinne sichert, egal ob sie nun Telekom, Thyssen (Transrapid),
Holzmann, EADS (Eurofighter) oder wie auch immer heissen, darf man annehemn,
dass hier das Potential noch nicht ausgeschoepft ist. Und es ist dann sicher
auch kein Zufall wenn sich Leute wie Schroeder demonstrativ mit Bill Gates
beim Verteilen 'kostenloser' Softwarepakete an Schulen zeigen. Zum Gleuck
wird im Innenministerium und im Forschungsministerium offenbar verstaerkt
ueber den Einsatz freier Software nachgedacht, aber gelaufen ist die
Auseinandersetzung noch lange nicht.

Und ich wuerde mal tippen, dass Produkte (wenn es denn solche sind) wie
Linux auch auf eine gewisse Markenbildung (Branding) angewiesen sind um sich
ausserhalb einer verschworenen Community (:-) durchzusetzen - ich kann mir
durchaus vorstellen, dass man gegen Laeden wie SuSE und redHat eines Tages
z.B. kartellrechtlich vorgeht - und ob dann eine GPL vor Gericht oder der
EU-Kommission Bestand hat, scheint mir ungeklaert.

Markus


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