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Re: [ox] Wie steht es mit der Uebertragbarkeit?



Hi Thomas und Liste!

2 weeks (16 days) ago Thomas Uwe Gruettmueller wrote:
On Sunday,  8. July 2001 22:35, Stefan Merten wrote:
Die Frage, die in Weimar kam war: Wie steht es denn eigentlich
jetzt genau mit der Übertragbarkeit der Prinzipien Freier
Software-Entwicklung auf andere Güter - auch auf
Informationsgüter?

Ich finde, daß man bei dieser Frage nicht alles
durcheinanderwürfeln, sondern folgende drei Bereiche sauber
voneinander getrennt untersuchen sollte:

Das ist auf jeden Fall mal ein wichtiger Gedanke.

1. Die rechtliche Seite
-----------------------

  Bei freier Software sind durch Verzicht auf das Copyright oder
  Lizensierung an alle, sowie durch die Einhaltung bestimmter
  Dinge (Sourcecode usw.) bestimmte Bedingungen (Definition der
  FSF oder DFSG/OSD) erfüllt, wodurch Software zu freier
  Software wird.

  Eine Übertragung auf andere Bereiche bestünde darin, zunächst
  eine Definition aufzustellen, was "frei" bedeuten soll. Bei
  Musik treten z.B. solche Fragen auf wie: "Ist der Source Code
  ein sinnvolles Kriterium?" oder "Was ist mit öffentlicher
  Aufführung und Sendung?"; die meisten Punkte sollten sich aber
  aus dem Softwarebeireich 1:1 übernehmen lassen. Als nächster
  Schritt käme dann eine Copyleft-Lizenz und ein paar erste
  freie Werke.

Zerfällt das nicht eigentlich nochmal in zwei Punkte? Als ein Punkt
die Lizensierungsfrage - klar.

Aber der zweite Punkt ist mir eigentlich sogar der spannendere: Was
wäre in den verschiedenen Bereichen eigentlich das je spannende was
Frei sein sollte? Hier wäre vermutlich zu untersuchen, welche
(Roh-)informationen (um es mal auf Informationsgüter zu beschränken)
wann benutzt würden und was eine BeFreiung jeweils bringen könnte.
Deine auf die Musik bezogene Frage deutet das ja schon an.

2. Die Motivation zur Arbeit an freier Software
-----------------------------------------------

  Freie Software entsteht aus verschiedener Motivation heraus:

    o aus Überzeugung (Huhu, GNU-Leute!)

    o aus Spaß am Programmieren (Huhu, Linus T.!)

    o gegen Belohnung (Hacken als Dienstleistung o.ä.)

  Interessant ist dabei, daß die ersten beiden Punkte stark
  überwiegen.

  Aus Überzeugung oder gegen Belohnung kann jegliche Arbeit
  ausgeführt werden, aus Spaß jedoch nur solche, die
  eine Herausforderung darstellt oder künstlerischen Charakter
  hat. Eine Übertragung des Spaßmotivs setzt also einen
  bestimmten Typ Arbeit voraus.

Ein ganz wichtiger Punkt. Insbesondere deswegen, weil darin die
wesentliche Attraktivität einer GPL-Gesellschaft liegt.

Mir schießen noch die Begriffe "Verantwortung" und "Notwendigkeit"
durch den Kopf. Ich kann für Freie Software - oder dieses Projekt hier
- auch aus einem Verantwortungsgefühl heraus tätig werden / mich
anstrengen. Ähnliches gilt für die Beseitigung eine Notwendigkeit.
Überzeugung scheint mir nicht die passende Kategorie, da Überzeugung
so einen missionarischen Unterton hat.

Well, irgendwie finde ich, daß alles - Verantwortung, Notwendigkeit,
Spaß, Überzeugung - sich ganz gut unter dem Begriff Selbstentfaltung
subsumieren läßt. Um das nochmal zu betonen: Selbstentfaltung ist für
mich nicht ein blindes in den Tag hineinleben - das wäre für mich eher
das Gegenteil von Selbstentfaltung.

3. Projektorganisation
----------------------

  Hierunter fallen die kulturellen Dinge, die mit GNU/Linux
  gewachsen und teilweise entstanden sind und Entwicklern und
  Anwendern das Leben erleichtern, z.B. "Release early, release
  often", CVS, Mailinglisten, User Groups usw.

  Diese Dinge sollten sich leicht übertragen lassen und
  allenfalls technische Probleme (Komponieren über CVS???)
  hervorrufen.

Hier wäre nochmal genauer zu kristallisieren, was da eigentlich
wichtige Aspekte sind.

Welchen konkreten, individuellen Gewinn hat die Person, die
für Indymedia journalistische Arbeit macht? Wir haben
versucht, daß an diesem Beispiel zu diskutieren, sind aber
(für mich) nicht befriedigend damit fertig geworden und ich
würde das gerne hier nochmal ausführlicher reflektieren.

Der konkrete Gewinn bei der Herstellung eines Stücks Freier
Software besteht ja mindestens zum Teil auch darin, daß die
AutorIn selbst bessere Software hat - das war die
Ausgangsthese.

Das klingt nach "gegen Belohnung".

Eher nach Beseitigung einer Notwendigkeit. Belohnung hat so einen der
jeweiligen Sache äußerlichen Charakter. Hier aber ist der konkrete
Nutzen ja in der Sache selbst.

Ungelesen: nur noch schlappe 408 [ox]-Mails

Hach, meinen Füllstand habe ich ja ganz vergessen ;-) .


						Mit Freien Grüßen

						Stefan
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Organisation: projekt oekonux.de


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