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Re: [ox] Re: Zum Freiheitsbegriff



Also Franz,

"Franz J. Nahrada" schrieb:
Es gibt ein paar alte Argumente, warum der Freiheitsbegriff
so wunderbar für die bürgerliche Gesellschaft und die in ihr
dominante, (= gesellschaftlich durchgesetzte) Privatmacht des
Geldes und die Freiheit der Warenbesitzer taugt.
...
Indem der Warenbesitzer exklusiv über seine Ware verfügen
kann und zwar unabhängig von Bedürfnissen, Begehrlichkeiten
und Einschränkungen durch Dritte, erhält sein Handeln die
eigentümlich doppelte Qualität von "Freiheit": Frei ist er auch
in Ketten, aber jetzt auch in der Tat.

Das habe ich in meiner Eingangsdarstellung doch deutlich gemacht, oder?
(...)

Das nimmt nichts von dem zurück was Ihr über Freiheit
an sich gesagt habt. Dennoch muß diese Kritik der abstrakten
Freiheit in der Marktwirtschaft artikuliert werden, sie erledigt
sich nicht von selbst, auch wenn seit 1989 die Freiheitsrhetorik
ziemlich eingeschlafen ist.

Diese Kritik ist super notwendig. Aber auch hier ist nicht bei der
Kritik des abstrakten, bürgerlichen Freiheitsbegriffes stehenzubleiben,
sondern - im Mertenschen Sinne - eine Reformulierung des
Freiheitsbegriffes im emanzipatorischen Sinne zu betreiben. _Das_
interessiert mich vorrangig. Oder anders: Es geht um die Eroberung
(=Fundierung) des Freiheitsbegriffes (auch wenn den alten Genossen der
Schreck in die Glieder fährt ob des ersten und besten Kampfbegriffes aus
dem Kalten Krieg oder dir ob Haider).

Wenn man aber diese Kritik nach-
vollzogen hat, dann fällt einem schwer, die Freiheit als Oberprädikat
der GPL-Gesellschaft aufrechtzuerhalten.

Ja, wenn man bei der Kritik stehenbleibt.

Auch eine rhetorische
Spitzenleistung à la "die Verantwortung ist in der Selbstentfaltung
enthalten" erinnert mich eher an Sprüche eines Sozialkundelehrers
als an eine substantielle Aussage über Realität. Verzeiht, das ist
doch Schrott! Wir haben doch das Interesse an einem wirklich
tragfähigen Gebäude, wollen wir wirklich schon im Fundament
Moralinsäure verwenden?

Also Franz, wo liesst du hier Moral rein? Der Schrott scheint Produkt
deiner Assoziationen...

Na, war vielleicht doof von mir, diese unausgegorene Andeutung gemacht
zu haben. Aber sei versichert: mir geht nichts so ab wie eine
moralbasierte Argumentation. Von "Moral", "Ethik" und "Verantwortung"
bekomme ich Ausschlag - so wie uns das entgegengetragen wird. Dennoch
kommen wir um die (u.a. von Stefan Mn. aufgeworfenen Frage nicht drum
herum). Nur jetzt muss ich erstmal nach Berlin umziehen. Dann kommt der
Verantwortungsbegriff dran. Keep cool;-)

Ciao,
Stefan

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