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Re: [ox] Der wilde Dschungel der Kooperation



Hi Stefan, Benni, Ralf, andere Mitleser- und -schreiberInnen!

2 days ago Stefan Meretz wrote:
Hätte ich früher die Unterschiede und Defizite
hervorgehoben, um die Schärfe und Stärke meiner eigenen Sprachwelt
hervorzuheben,

Das "um zu" hatte ich gestern glatt überlesen - oder war es da noch
nicht drin? Aber dieses "um zu" ist natürlich ein Mega-Problem. Es ist
eine Entfremdung von deinem eigentlichen Gegenstand. Du
instrumentalisierst dein Gegenüber dann einfach nur für deine je
eigenen Zwecke. Das ist nicht nur entfremdet, sondern auch einfach
doof.

so kann ich heute die Gemeinsamkeiten herausholen und
dadurch ein gemeinsames Lernen einleiten. Wenigstens bei mir.

So, wie du das unten tust, ist es - sorry - aber leider auch nicht
weit von der o.g. Instrumentalisierung entfernt. Was ich bei dir lese,
hat mit dem Spehrschen Begriff der Freien Kooperation kaum noch was zu
tun. Das ist dein Begriff - dem ich mich natürlich sehr viel näher
fühle (um mal den Koalitionskreis zu schließen ;-) ).

Für mich ist das dennoch ein falscher Ansatz, weil ich den
Spehrschschen Begriff von Freier Kooperation für so sehr fundamental
falsch halte, daß da nichts Richtiges mehr bei rauskommen kann -
zumindest nicht, wenn mensch ihn nicht vollständig entkernt ;-) .

Mir wird
dabei klar, dass der alte, abgrenzende Modus strukturell dem Modus der
warenproduzierenden Gesellschaft entspricht, in der sich der Einzelne
stets auf Kosten anderer behauptet.

Ja. (Merten'sche) Konkurrenz und Eigennutz statt Selbstentfaltung.

Ein integrierender Modus hingegen
guckt erst einmal auf die gemeinsame Schnittmenge,

Hmm... Ich plädiere da lieber für das Zusammen- aber auch
Auseinandersetzen. Die (bloße) Kelle Harmoniesoße deckt mehr zu als
auf.

Er erfordert viel
mehr Anstrengung, die Übersetzung zu leisten, weil beim Übersetzen das
eigene Gedachte in einer anderen Weise herausgefordert wird, als in der
bloße Abgrenzung.

Genau diese Übersetzung habe ich in meinem Abschnitt zur
Zweckmäßigkeit gemacht: Die Übersetzung des Spehrschen Begriffs der
Freien Kooperation in die Realität. Leider mit anti-emanzipativem
Ergebnis.

Aber grundsätzlich hast du Recht. Die Übersetzung in die eigenen
Sprachspiele ist eine sinnvolle Angelegenheit. Auf die Weise lerne ich
auch oft viel - wie auch jetzt so langsam in diesen Threads.

Ich will deutlich machen, dass ich im Nichterkennen
der qualitativen Unterschiede von <i>personalen</i> Kooperationen und
der <i>gesamtgesellschaftlichen</i> Kooperation in der Theorie der
Freien Kooperation den wesentlichen blinden Fleck erblicke.

Ja, das deckt sich mit einem Teil meiner Kritik an der Spehrschen
Begriffsbildung.

(10) Die Unverhandelbarkeit gesamtgesellschaftlicher Kooperation hat für
den Einzelnen einen eminenten Vorteil. Da sie überindividuell und
überdauernd besteht, wird meine Existenz auch dann miterhalten, wenn ich
mich an der gesamtgesellschaftlichen Kooperation nicht beteilige. Diese
allgemeine Aussage ist nicht zu verwechseln mit dem konkreten,
tausendfach realen Existenzentzug. Dies ist keine Eigenschaft
gesamtgesellschaftlicher Kooperation überhaupt, sondern Ausfluss
historisch konkreter gesellschaftlicher Kooperations<i>formen</i>. Aus
der prinzipiellen Eigenschaft, die je eigene Existenz
bedingungsunabhängig erhalten zu können, leitet sich die grundsätzliche
Möglichkeit ab, eine gesellschaftliche Form zu finden, in der die
grundsätzliche Potenz gesellschaftlicher Kooperation auch konkret und
für jeden Einzelnen wirksam entfaltet wird. Die Entfaltung aller
Menschen ist also keine bloß utopische Idee, sondern genuine Potenz
gesamtgesellschaftlicher Kooperation.

Das ist ein wichtiger Gedanke!

(12) Die Stärke der Theorie der Freien Kooperation ist, dass sie sich
mit einem blinden Fleck anderer emanzipatorischer Theorien sehr
ausführlich befasst: Sie spricht über die Sphäre des gesellschaftlich
vermittelten Handelns, über den so schwierig thematisierbaren
Vermittlungsraum zwischen dem Einzelnen, dem Individuum, und dem großen
Ganzen, der Gesellschaft. Sie diskutiert den je konkreten
Möglichkeitsraum, also all die Handlungsmöglichkeiten, über die ich
verfüge auch ohne eine befreite Gesellschaft vorauszusetzen. Sie spielt
heute und verweist nicht auf ein imaginiertes Morgen. Sie ist dabei
weder normativ (»du sollst...«) noch moralisierend (»sei ein guter
Mensch...«), sondern sie spricht über den Alltag, den ganz persönlichen
und den emanzipatorischer Bewegung.

Das ist aber nicht gerade neu. Im Anarchismus gibt's das an jeder
Ecke.

(14) Produkte werden im Kapitalismus als Wertdinge hergestellt, denn im
Tausch interessiert nicht ihre konkrete Sinnlichkeit, sondern nur ihr
Wertsein. Das produktive Tun nimmt folglich die Gestalt abstrakter
Arbeit an. Ware - Wert - Geld - Arbeit sind unsinnliche Abstrakta, die
sich selbst organisierend bewegen, wobei jede Bewegungsrunde auf
erweitertem Niveau stattfinden muss. Die Arbeitenden, gleich, ob als
Funktionäre der Wert-Selbstbewegung oder als Verkäufer ihrer
Arbeitskraft, exekutieren die unerbittliche Eigenlogik dieser Form
gesellschaftlicher Kooperation in der Konkurrenz. Die
Eigengesetzlichkeit ist nicht verhandelbar, und ob ich rausgehe, ist
zwar meine Wahl, einen Einfluss auf die Gesetze der Kooperationsform
habe ich damit jedoch nicht. Die Logik ist: Ich behaupte mich nur dann,
wenn sich andere nicht behaupten. Meine Durchsetzung erfolgt notwendig
auf Kosten Anderer.

Das finde ich BTW ein bißchen zu verkürzt. Der Handel - also jetzt
wirklich Geschäftsbeziehungen - kann durchaus eine Win-Win-Situation
sein.

Wie schon bei Christoph halte ich die Reduktion von Gesellschaft auf
Herrschaftsbeziehungen für eine deutlich zu enge Sichtweise.

Das gilt für Einzelne wie für personale
Kooperationen. Was uns heute als Win-Win-Kooperationen präsentiert
werden, sind doch auch nur Win-Win-Loose Verhältnisse.

Du meinst vermutlich "Win-Loose"-Verhätnisse.

Eigentlich müßten wir argumentieren, daß es sich um
Loose-Loose-Verhältnisse handelt, da der Energieeinsatz der
Beteiligten unter Selbstentfaltungsbedingungen für alle noch viel
nützlicher wäre. Hier wäre für mich - um das zu x-ten Mal zu
wiederholen - auch die konkrete Interessenlage *aller* aus diesen
Loose-Loose-Verhältnissen rauszukommen.

Allgemein- und Partialinteressen

Ab hier wird's richtig spannend :-) .

(18) Die Freie Kooperation beginnt hier und heute. Eine Kooperation muss
sich jetzt als besser erweisen, es muss sich in und mit ihr besser leben
als ohne sie, es muss sich »lohnen«: »Unter Gleichen definieren wir 'es
lohnt sich' als: 'Diese Kooperation ist besser für mich als wenn ich sie
nicht hätte'.

Und auch hier scheint das instrumentelle Verhältnis des atomisierten
Individuums durch: "Diese Kooperation nutzt je meinem Zweck." - "Und
wenn ich diese Kooperation ausbeuten könnte, würde sie mir noch mehr
nutzen." finde ich die ganz natürliche Ergänzung. Wie ich in meiner
Eingangskritik schon bemerkt hatte, unterscheidet sich die Spehrsche
Freie Kooperation (z.B.) in dieser Hinsicht nicht vom Liberalismus.

Wir definieren 'es lohnt sich' <i>nicht</i> als: 'Diese
Kooperation lohnt sich, weil ich dir weniger gebe als du mir'« (S. 14).

Eine oekonuxige Sichtweise würde ich mir eher so vorstellen: Die
Kooperation macht mir Spaß. Da lebe ich einfach drin und tue was ich
für richtig halte. Wenn ich wenig gebe und viel bekomme ist das
genauso ok wie umgekehrt.

Dennoch handelt es sich nicht einen »Tausch«, der etwa »gerecht« sein
solle. Darum geht es nicht.

Doch exakt darum geht es. Christoph kann sich aus diesem
Tauschkontinuum mit den logisch folgenden instrumentellen Beziehungen
nicht lösen - das ist wie angedeutet m.E. das fundamentale Problem.

Es geht nur darum, dass die Kooperation so
beschaffen ist, dass sich niemand auf je meine Kosten durchsetzt.

Das ist exakt die Definition von Gerechtigkeit, die Christoph mit dem
"vergleichbaren und vertretbaren Preis" sogar expliziert. Ich verweise
in diesem Zusammenhang nur auf eine Mail von Petra, die ich wegen
ihrer Knappheit hier komplett zitiere.

10 months (300 days) ago RAUNHAAR wrote:
In einer eMail vom 09.12.2000 16:50:28 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit schreibt
smerten dialup.nacamar.de:

<< Und noch einen Schritt weitergedacht - und da würde es vielleicht
 wirklich spannend: Die Tätigkeit von allen, die sich aus der
 Grundsicherung reproduzieren, müßte per Definition wertlos sein. D.h.
 die Produkte, die so hergestellt würden, sind grundsätzlich Frei. Das
 klingt doch nett :-) .

... und wäre dann endlich - in einem emanzipatorischen Sinne - "Ungerecht".
Auch die Vorstellung von "gerecht" und "Gerechtigkeit" ist historisches
Produkt. "Gerecht" ist Tausch von Äquivalenten. Es wäre spannend, eines
neues/besseres Wort für den gemeinschaftlichen Aufwand und die
"Fruchtziehung" in den Kategorien von Bedürfnis(sen) und Möglichkeit(en) zu
finden.
Liebe Grüße, Petra

Wie wahr das ist, daß Gerechtigkeit exakt mit dem Tausch von
Äquivalenten zusammenfällt, ist mir in den vergangenen zehn Monaten
immer klarer geworden.

Ob das
gelingt, ist Sache der Kooperation und der Vereinbarungen in ihr.

Wie eine Kooperation sich gestaltet ist aber auch eine Frage der
Rahmenbedingungen. Und die Spehrsche Freie Kooperation setzt m.E.
denkbar ungeeignete Rahmenbedingungen.

(20) Die beiden Bewegungsmodi personaler kooperativer Zusammenschlüsse
lassen sich noch schärfer formulieren: Freie Kooperationen sind solche,
in denen die Entfaltung des Einzelnen die Entfaltung der Anderen
erfordert.

Wo liest du denn das bitte bei Christoph raus? Das ist die Meretzsche
oder meinetwegen Oekonux'sche Freie Kooperation.

Denn die Bedingungen sind es, die mir Entfaltung
ermöglichen oder nicht. Welche Ausstiegssicherheit brauche ich, um
Vertrauen in die Stabilität der Kooperation zu gewinnen? Denn nur die
Kooperation, die ich ohne Beschädigung verlassen kann, will ich
erhalten.

Nochmal ein konkretes Beispiel: Ich hänge mich in diesen Laden hier
ziemlich rein. Ich will nicht mal überschlagen, wieviele Stunden ich
in dieses Projekt schon "investiert" habe. Ja genau: "investiert" ist
schon die falsche Sprechweise, weil es sich eben gerade *nicht* um
eine Investition handelt, von der ich mir eine Rendite erwarte. Auch
wenn ich die natürlich durch euch alle so etwas wie eine
Erkenntnisrendite kriege, so ist das aber weder etwas, was a priori zu
erwarten war, noch etwas *weswegen* ich das hier mache. Ich mache es,
weil es *für mich* wichtig ist. Weil es mir was bringt - nix sonst -
kein Deal.

So. Wenn ich nach dem obigen Diktum vorgehen würde, dann könnte ich
diese Kooperation hier gar nicht mehr verlassen, weil ich die nicht
ohne Beschädigung verlassen kann. Das hat so tief mit mir zu tun, daß
ich das aus mir rausreißen müßte und erhebliche Teile meines Selbst
unwiederbringlich verloren wären. Und glaubt mir: Ich weiß wovon ich
rede, weil ich das vor ein paar Jahren in ähnlichem Zusammenhang schon
mal tun mußte :-( .

Jetzt mal die Regeln der Spehrschen Freien Kooperation angewandt.
Einfaches und naheliegendes Beispiel wäre, daß es auf der Liste hier
Entwicklungen gibt, die mir (d.h. meinem Partialinteresse) nicht
entsprechen. Nach Spehrschen Regeln müßte ich mich jetzt hinstellen
und erklären: "Entweder ihr macht das jetzt soundso oder sagt dieses
oder jenes nicht mehr, oder ich verweigere meine Kooperation mit der
Liste." Das ist doch an sich schon kindisch - d.h. mit Mitteln, die
ein Kind zur Verfügung hat, die aber deutlich hinter denen
zurückbleiben, die einE ErwachseneR zur Verfügung haben kann.

Aber angenommen, ich kann mich mit der angedeuteten Erpressung nicht
durchsetzen. Dann müßte ich mich trennen und einen Scheidungspreis
verlangen - immerhin habe ich ja deutlich investiert (im Rahmen der
Spehrschen Freien Kooperation dann ja ohne Anführungszeichen). Ja, was
könnte denn das sein? Vielleicht das ich die Bezeichnung "Oekonux"
mitnehme und hinfort den Rest verklage, wenn sie sie verwenden? Oder
alle meine Mails aus dem Archiv entfernen? Oder einen Geldbetrag für
die investierte Zeit fordern? Ihr merkt schon: Das ist einfach absurd.

Und wir glaubt ihr, müßte ich mich unter solchen Bedingungen *schon
vor dem Knall* verhalten? Ich meine, immerhin kann das ja jedeR
jederzeit tun. Und jedeR kann jederzeit einen beliebigen
Scheidungspreis fordern - es gibt ja keine sakrosankten Regeln. Glaubt
irgendwer im Ernst, daß wir unter diesen Faustrechtsbedingungen das
Klima entwickeln könnten, daß wir hier haben?

(22) Gute Kooperationen machen automatisch das, was Freie Kooperation
als Theorie formuliert.

Die Oekonux'sche Freie Kooperation. Die Spehrsche meiden gute - d.h.
funktionierende - Kooperationen wie der Teufel das Weihwasser.

Die Tatsache des »hinter-dem-Rücken-Durchsetzens«
muss als Ganzes zur Disposition gestellt werden.

Genau. Und die Grundlagen der Macht müssen als Ganzes zur Disposition
gestellt werden. Genau das leistet die Spehrsche Freie Kooperation
nicht, sondern bringt nur eine neue, leicht durchschau- und
widerlegbare Trickkiste.

Eine
gesamtgesellschaftliche freie Kooperation, eine freie Gesellschaft,
wirft noch ganz andere Fragen auf, als dies Kooperationen unterhalb der
gesamtgesellschaftlichen Ebene tun.

In der Tat - zumindest die Oekonux'sche. Die Spehrsche wäre nur die
sekundäre Barbarei ausbuchstabiert. Aber das schafft uns der
Kapitalismus auch schon ohne die Hilfe der Spehrschen Freien
Kooperation.

Wie muss ein gesellschaftlicher Vermittlungsmechanismus beschaffen sein,
der einerseits individuell entlastend, also selbstorganisierend ist,
andererseits aber von den Menschen nach ihren Kriterien, Regeln und
Bedürfnissen gesteuert wird?

So wie die Freie Software - zumindest tendenziell.

(27) Ich hatte dargestellt, dass die freie Kooperation auf der
gesamtgesellschaftlichen Ebene an eine unverhandelbare Grenze stößt. Im
Kapitalismus ist dies die subjekt- und endlose Verwertung des Werts, die
den »selbstreproduktiven Kern« der warenproduzierenden Gesellschaft
ausmacht. Auch in einer freien Gesellschaft wird es - wie in jeder
Gesellschaft - einen solchen »selbstreproduktiven Kern« geben, nur wird
seine Dynamik anders beschaffen sein. Die Fragen lauten nun also: Was
kann ein solcher »selbstreproduktiver Kern« sein? Wie ist dann das
Verhältnis der personalen Kooperationen zur dieser
gesamtgesellschaftlichen Kooperation beschaffen?

Ja, das ist eine der spannenden Fragen.

(30) Daraus ziehe ich für eine freie Gesellschaft folgende Schlüsse:
- die gesamtgesellschaftliche Vermittelung ist personal-konkret strukturiert

Uuh, unser altes Thema. Ich bin mal wieder unsicher :-( .
Personal-abstrakt oder vielleicht kooperativ-abstrakt wäre mir lieber.

- Träger der gesellschaftlichen Vermittlung ist die freie Kooperation

Ja.

- Kern der freien Kooperation ist die Selbstentfaltung des konkreten
einzelnen Menschen

Ja.

- die Sphärentrennungen (Arbeit-Freizeit, Produktion-Konsum,
Wissenschaft-Kultur etc.) sind aufgehoben

Ja. Alles ist einfach nur noch Leben mit je konkreten und
individuellen unterschiedlichen Ausgestaltungen.

- eine freie Kooperation kann
alles sein, alles kann freie Kooperation sein

Wenn's unbedingt sein muß... Aber dann nur die Oekonux'sche ;-) .

(31) Welche konkrete Ausprägungsform die Kooperationen haben, wie groß
sie sind, wie sie ihre interne Struktur bilden, welche Regeln sie sich
geben, wie sie sich mit anderen vernetzen - all das ist Sache der
Kooperationen und der in ihnen tätigen Menschen.

Jein. Wie du beschrieben hast, ist jede personale Kooperation
eingebettet. Und ich würde denken, daß es da auch noch eine kulturelle
Komponente gibt, einen Satz von kulturellen "Do's" und "Don'ts". Der
würde die personalen Kooperationen sicher ähnlich vorstrukturieren wie
es die Demokratie heute tut. Konsensverfahren geben hier m.E. wichtige
Hinweise - neben der Freien Software natürlich, bei der diese ja auch
häufig vorkommen.

Die drei Prinzipien
freier Kooperationen kommen erst in einer freien Gesellschaft voll zum
Tragen, da erst hier die individuelle Existenz bedingungslos, also ohne
Kopplung an eine zu erbringende Leistung erhalten wird.

Eins ist für mich klar: Eine Freie Gesellschaft muß auf der Grundlage
von Überfluß stattfinden. D.h. die existentielle Absicherung für jeden
einzelnen Menschen muß a priori gegeben sein.

Ob die gegenseitige Erpressung der Spehrschen Freien Kooperation da
noch eine große Rolle spielen kann, ob Macht bei Menschen, die sich in
Selbstentfaltung befinden, überhaupt noch greift? Ich habe da
erhebliche Zweifel.

Erst dadurch
wird die je individuelle Entfaltung auch angstfrei möglich, erst dadurch
können die je individuellen Potenzen zum Tragen kommen, erst dadurch
gewinnen Konflikte ihre Eigenschaft als Anstoß zu neuen Entwicklungen
zurück.

Dazu brauchst du keine Freie Kooperation sondern nur einen klaren
Verstand und manche vielleicht ein bißchen Auseinandersetzung mit sich
selbst.

Und noch kurz zu deiner anderen Mail dieses Threads.

Yesterday Stefan Meretz wrote:
Was ich also bestreiten würde, ist der eigenständige Charakter der
anderen Formen (sei es Geschlecht, Alter, Ort, Kultur etc.). Vielleicht
sieht man es auch daran, dass ich diesen "Kern" der Vergesellschaftung,
diese Logik, durch eine andere ersetzt habe will - während die anderen
Aspekte bleiben werden (in diesem Sinne auch gar nicht abschaffbar sind)
und sich dann "nur" in ihrer Durchdringung durch den neuen "Kern" der
Vergesellschaftung ändern werden. - Aeh, kann mir noch jemand folgen?

Ja, und ich finde das sehr richtig. Meine Konferenzbeitrag sollte so
etwas ähnliches andeuten.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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