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Re: [ox] Reality-Check



On Mon, Jan 28, 2002 at 10:37:50PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
Na, es gibt und gab bei [ox] ja nun schon einige Leute, die genau
diesen Realitätscheck für gescheitert halten.

*Das* sehe ich nicht unbedingt. Die Kritik, die überwiegend kommt ist
doch eher vom Typ: Das wird nie funktionieren, weil ... Das ist aber
eine ganz andere (wichtige) Frage.

Und die Kritik von Sabine? Oder die von Thomas Berker letztens? Oder
die Frage mit dem Patriarchat? Die passen alle nicht in diese
Kategorie.

Daß die Phänomene, die wir in der Freien Software beobachten, aber
schlicht nicht zuträfen oder sich nicht zumindest auch mit der hier
entwickelten Theorie erklären ließen, das habe ich bisher fast nie
gehört. Will sagen: Wenn wir die vorfindlichen Phänomene durch die
Oekonux-Theorie erklären können und neue Entwicklungen dieser Theorie
zumindest nicht widersprechen, dann ist das der Realitäts-Check, von
dem ich sprach. Nicht mehr und nicht weniger. Alles andere ist Utopie
und immer deutlich wackliger.

Mir geht es eigentlich nur am Rande darum, eine Theorie zu bauen, die
auf irgendwelche Phänomene passt. Man kann beliebig viele Theorien
bauen. Interessant ist für mich eher was ich will und warum und wie
man das mit anderen zusammen realisieren kann. 

Du rutschts in letzter
Zeit schon wieder immer mehr in dieses Wir-haben-eine-Message-Ding
rein,

Na, andere nehmen es jedenfalls so wahr.

Diese Antwort hat eine nette Doppelbedeutung. War das Absicht?

was Du nach der Kritik auf dem Kongress ein bisschen
vorsichtiger formuliert hast.

Ok, andere glauben offenbar, daß *ich* eine Message habe. So besser
;-) .

Ja. Du vermischst das halt oft. Ich hab allerdings beim Vortrag in
Wiesbaden gemerkt, dass das auch sehr schwer ist, dass zu trennen.

Gleichzeitig denke ich, daß unser Ansatz halt auch wirklich sehr viel
Neues beinhaltet. 

Na, ich würd´ eher sagen, er liegt im Trend. Der vielgelobte Negri und
sein Umfeld reden oft ganz ähnlich, nur ist ihr Fokus nicht so eng auf
FS bezogen. Was gleichzeitig ein Vorteil, aber auch ein Nachteil ist.

Sorry, aber das sehe ich nicht. Nach wie vor sehe ich auf weiter Flur
*keinen*, der sich intensiv mit aktueller Produktivkraftentwicklung
auf der Höhe der Zeit befaßt. Negri, vor allem aber Hardt vielleicht
ein bißchen, Rifkin hat wohl auch interessante Beobachtungen gemacht
(alles nur vom Hörensagen und hier und da mal einer Rezension). Aber
die nehmen das nach meinem Dafürhalten alles noch durch die alte,
arbeiterInnenbewegte Brille wahr - und diese Ideologie filtert für
meinen Geschmack eben entscheidende Größen raus, mit der eine
emanzipatorische Perspektive auf der Höhe der Zeit schlicht nicht zu
denken ist.

Na, dann sollten wir uns vielleicht mal intensiver mit diesen anderen
Ansätzen beschäftigen anstatt nur über Rezensionen zu reden. Auch eine
Form von Reality-Check. 

Wenn sich
tatsächlich die Motivationen derjenigen, die Freie Software schreiben,
gar nicht in der von uns als erkannt geglaubten Art erklären lassen?

Stellt sich die Frage was "tatsächlich" ist. Aber diese Frage ist wohl
prinzipiell unbeantwortbar. Für mich hilft hier nur der
Realitäts-Check: Schauen, ob die Theorie mit den real beobachtbaren
Phänomenen zusammenpaßt. D.h. hinschauen, hinschauen, hinschauen. So
ist selbst Benni schon mal aufgefallen, daß die Abstürze an den Börsen
der Freien-Software-Bewegung nicht geschadet haben.

"selbst Benni" tst. ;-)

Nach meiner Wahrnehmung oft sehr positiv und aufgeschlossen. Würde
mich auch noch mehr Information interessieren. Aber wie läßt sich das
überhaupt messen?

BTW: Ob die Freien-Software-Leute selbst in ihrer Tätigkeit das
Potential sehen, das einige hier vermuten, ist ja zunächst mal nicht
sonderlich relevant.

Doch es ist sehr interessant. Man muß allerdings unterscheiden
zwischen der Frage ob sie selbst ihre Tätigkeit als Selbstentfaltung
verstehen oder der Frage ob sie selbst ihre Tätigkeit als irgendwie
"revolutionsfördernd" betrachten. Es macht wohl kaum Sinn eine grosse
elaborierte Theorie der Selbstentfaltung in der FS zu entwickeln, wenn
die Leute, die es tun alle meinen, dass sie das nur tun, weil ihr Chef
es ihnen sagt. Nur mal so als denkbares Szenario.

Der von Stefan hier eingeforderte Reality-Check ist, so glaube ich,
dringend nötig. In welcher Form nehmen wir ihn tatsächlich vor?

Wer hat noch Ideen, wie es gehen könnte?

Na Umfragen und Interwievs machen uns so ´nen Kram. Ist superaufwendig
und superhakelig. Ich trau mir nicht zu das sinnvoll zu machen. Wenn
wir gutdotierte Profs wären, würden wir einfach ein paar
Diplomarbeiten vergeben ;-)

Grüße, Benni
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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