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Re: [ox] Metastadt, Aufklaerung, FS, Patriarchat



Hi Benni und Liste!

3 days ago Benni Baermann wrote:
Vorsicht steile These:

Was wir bei Freier Software vielleicht wirklich zum ersten Mal
beobachten, ist, dass die globale Vernetzung einen Zustand geschaffen
hat in dem auch die materiell besser gestellten (Freie
Softwareprogrammierer gegenüber Sweatshopinsassen) eine
Organisationsform suchen und finden, die auf Gemeinsamkeit basiert, da
die neue global vernetzte Welt das nicht nur ermöglicht, sondern auch
erfordert.

Ja. Die Erfordernis kommt m.E. aus dem, was Marx als die
Verwissenschaftlichung der Produktion bezeichnet hat.

Wenn jetzt "Stadt" der beherrschende Raum der Moderne war und
Verstädterung sozusagen die Quintessenz der Aufklärung (siehe oben),
dann wird es besonders interessant die geographische Struktur dieser
neuen vernetzten Welt zu untersuchen und da zeigt sich eben, dass das
alte städtische Bürgertum abgelöst wird von einer Lebensform, in der
die Distanzen (in Stunden gemessen aber auch z.B. in kulturellen
Dingen) zwischen der Londoner City und dem Frankfurter Bankenviertel
kürzer werden als die vom Bankenviertel in den Hintertaunus,

Wenn ich nicht irre, liegen die Bronx und Wall Street sogar in
unmittelbarer Nachbarschaft...

Deine Darstellung erinnert mich so ein bißchen an das, was von Gundolf
S. Freyermuth so eloquent beschrieben wird. Gehe ich da recht?

oder eben
die Distanzen zwischen Afghanischen Berghöhlen und dem Zentrum der
Metropolen auch mal auf Null schnurren können.

Und dann zeigt sich auch, dass ebenso wie die Aufklärung eine
Geschichte der Zerstörung ebenso mit sich führt, wie eine der
Konstruktion,

Das hast du schön formuliert :-) .

Wahrscheinlich ist es so, daß das Neue das Alte zumindest teilweise
auch zerstören *muß* um an seine Stelle treten zu können. Laßt uns
hoffen, daß der nächste Epochenbruch für die meistmöglichen Menschen
möglichst angenehm verläuft. Hatten wir vor einiger Zeit auch schon
mal dieses Thema.

dieses Neue Meta-Städtische Paradigma eben auch genauso
wie das alte städtisch-aufklärerische neben
konstruktiven/freiheitlichen Elementen (Freie Software z.B.) auch
Destruktives/Herrschaftsförmiges mit sich führt (Anti-Terror-Krieg,
explodierender Flugverkehr (äh, ich meinte Mengenmässig, *hüstel*).

;-)

Hier wäre aber sehr genau zu diskutieren, welches Phänomen wozu zu
zählen ist. Immerhin überlappen sich hier ja zwei Paradigmen. Den
explodierenden Flugverkehr würde ich auch eher dazu rechnen. Den
Anti-Terror-Krieg eher nicht.

Und dieses dialektische Verhältnis die alte "Dialektik der Aufklärung"
ablöst.

Die Frage die sich bezüglich des ursprünglichen Themas
"Geschlechterproporz und FS" dann stellen würde, wäre ob das sozusagen
noch ein Überbleibsel der alten Aufklärung in der neuen Metastadt ist
oder schon Ausdruck neuer destruktiver Tendenzen ist, die man sich mit
dem neuen Paradigma miteinkauft.

Du setzt immer noch voraus, daß das, was wir heute als destruktiv
wahrnehmen auch im neuen Paradigma noch destruktiv sein muß. Ich wäre
da vorsichtiger.

Ich würde jetzt soweit gehen zu
sagen, dass die Tatsache, dass in der Softwareentwicklung Männer
dominieren, Ausdruck des Alten Patriarchats ist

Da hat wahrscheinlich niemensch hier einen Dissens.

und die Tatsache, dass
in der Freien Softwareentwicklung Männer _noch_mehr_ dominieren schon
Ausdruck dieses neuen Etwas ist.

Das würde ich auch nicht ausschließen. Wie das zu bewerten ist, bzw.
das es nicht so einfach sein könnte das heute zu bewerten, versuche
ich seit einigen Mails durch konkrete Nachfragen rauszukriegen.

Warum das aber so ist ist mir
schleierhaft, da müsste man dann vielleicht auch mal gucken, wie es
denn in anderern Bereichen dieser Entwicklung mit dem
Geschlechterverhältnis aussieht.

Gute Idee! Schwierig wird es allemal, da sich hier verschiedene
Paradigmen mischen. Eine Frage wäre dann z.B. wieviele
"internationalisierte" Frauen es im Verhältnis zu Männern gibt.

Hm, bei den neuen globalen Kriegern
ala Bin Laden ist es ziemlich eindeutig.

Wenn das schon Teil des neuen Paradigmas ist. Ich würde es halt eher
dem zum nun auch offensichtlichen Wahnsinn getriebenen alten Paradigma
zurechnen.

Aber wie sieht es z.B. in den
Chefetagen der gestorbenen NewEconomy aus mit dem
Geschlechterverhältnis im Vergleich zum
Geschlechterverhältnis in Chefetagen der alten Ökonomie? Dazu gibt es
doch bestimmt schon Zahlen, oder?

Das könnte eine interessante Frage sein.

Naja, jetzt hab ich mich ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt. Zum
Glück brüte ich gerade eine Erkältung aus, so dass ich es aufs
Fieberdelirium schieben kann, wenns hart auf hart kommt.

Na, wenn du ohnehin schon eine Erkältung ausbrütest, solltest du dich
aber nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Sooo warm ist es
schließlich noch nicht ;-) .


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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