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Re: [ox] Re: Freiheit und Grundsicherung (was: Urheberrecht und Wissenschaft)



gesellschaftlichen Umgangsformen dringend dazu kommen sollte, Druckstrukturen
unnötig zu machen. Sobald wir soweit sind, bin ich unter den ersten, die eine
erneute Systemänderung fordern.

Der Witz liegt doch aber genau darin, dass jede Form, die
"Druckstrukturen" berücksichtigt sie immer auch reproduziert. Wenn man
die Frage also wirklich ernsthaft angehen will bleibt einem nix
anderes übrig, als diese Strukturen offensiv zu beseitigen und nicht
nur da wo es die Druckstrukturen nicht stört auch tolleranterweise
druckfreie Strukturen zuzulassen.

Ich kann mir solche "Strukturen" noch immer nicht vorstellen.
"Leben ist Problemlösen" hieß K. Poppers letztes Werk und Probleme
bedeuten Druck.
Es kann allenfalls ein ganz bestimmter Druck weggenommen werden.
Aber auch dann, wenn die Subsistenz aller Leute gewährleistet ist,
gibt es einen Kampf um weitere knappe Ressourcen.
Und die These, alle Leute würden tendenziell im Interesse des Gemeinwohls
produktiv tätig werden, sobald ihnen die Sorge um das Überleben abgenommen
sei, halte ich für nicht ganz unplausibel aber ziemlich gewagt.
Wer weiß, ob nicht im Bereich der FS sich ganz bestimmte Menschen
konzentriert versammelt haben, die mehr kreative Energie und mehr
Gemeinsinn aufweisen als der Durchschnitt?
Wer weiß, ob eine Änderung der "Strukturen" andere Menschen zu solchen
macht?
Trotz weitgehenden Verschwindens "patriarchalischen Strukturen" haben wir
ja z.B. ca 99% Männer unter diesen Menschen.
Man sollte nicht leichtfertig glauben, mit dem Zauberwort "Strukturen"
viel erklärt zu haben.

Das sehe ich anders. Wenn Du mir helfen willst, Deine Sicht zu verstehen,
dann müßtest Du erklären, welchen Mechanismus Du installieren möchtest, um zu
entscheiden, welcher der 80 Millionen Deutschen z.B. die Imbißbude im Essener
Hauptbahnhof leiten und besitzen sollte.

Einen ähnlichen nach dem auch entschieden wird, welcher von den
Tausenden Entwickler Freier Software ein konkretes Projekt macht,
sprich: Im wesentlichen, wer Bock drauf hat bzw. ein konkretes Problem
damit, dass es keine Würstchen im Essener Hbf gibt. Btw: Ich hab
zufälligerweise tatsächlich vor nicht allzulanger Zeit an genau dieser
Imbißbude ein Würstchen vertilgt und kann nur sagen, wenn das eine
Freie Würstchenbude gewesen wäre, hätte das bestimmt besser
geschmeckt. Zum Glück war ich sehr hungrig, ...

Ich kann mir wiederum unter einer "freien Würstchenbude" nichts
vorstellen.

Das Gut "Würstchenbude am Essener Bahnhof" ist nun mal knapp, und der
Verteilungswettstreit muss irgendwie entschieden werden.  Wie soll denn
eine "freie" Entscheidung aussehen?

Gerne, nur halt bitte auf [ox], weil wir auf den anderen Listen schon
ein bisschen OT sind inzwischen.

Es stimmt, dass oekonux hier am meisten Kompetenz erworben hat und im
Zweifelsfalle vorzuziehen ist.

Allerdings ist das Thema auf den anderen beiden Listen durchaus nicht fehl
am platz.  Es wurde ja dort begonnen und hat sich im kern noch nicht
verändert.

Mir scheint, dass auf oekonux ein weitgehender Konsens über die
Notwendigkeit einer Grundversorgung und das Versagen der Marktwirtschaft
auf ganzer Linie Zutrittsvoraussetzung ist.  Wenn man diese Voraussetzung
dort in Frage stellt, bekommt man sorgfältig geführte
erkenntnistheoretische Debatten über "Modelle", "Strukturen" uvm
vorgesetzt, die den Eindruck einer Offenheit für andere Sichtweisen
erwecken, aber sich kaum zu Ende führen lassen oder sich gar im Kreise
drehen, weil es sich möglicherweise um eine geschickt vorgetäuschte
Offenheit handelt, ohne dass sich irgendjemand einer Täuschung bewusst
ist.  Um hier den Knackpunkt (auf wessen Seite er ist, weiß ich noch
nicht) zu finden, müsste man sich in der Tat auf die Liste oekonux begeben
und das dort mit großer Geduld ermitteln.  Für die anderen Foren reicht es
eigentlich aus, festzustellen, an welcher Stelle die Geister sich scheiden
könnten, d.h. wo man beginnt, den Grundkonsens der FS-Gemeinde zu
verlassen und sich auf interessante aber mit Vorsicht zu genießende
Gedankenspiele einzulassen.

-- 
Hartmut Pilch, FFII e.V. und Eurolinux-Allianz            +49-89-12789608
Innovation vs Patentinflation                       http://swpat.ffii.org/
115000 Stimmen 400 Firmen gegen Logikpatente    http://www.noepatents.org/

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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