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Re: [ox] Die Entdeckung des Nordwestens




Hallo Benni,

On Sat, Sep 21, 2002 at 04:37:09PM [PHONE NUMBER REMOVED], Jobst Quis wrote:
Ich bin ein wenig frustriert über eure Weiterführung der Diskussion,
weil ich das Gefühl hab, etwa 80 Prozent von dem was ich geschrieben hab
nochmal wiederholen zu müssen.

Das würde ja bedeuten, dass wir 20% verstanden hätten. Das wäre
ziemlich viel. Kommunikation ist halt nunmal schwierig. Umgekehrt geht
es mir im übrigen genauso ;-)

Die 20 % sind leider erstmal nur das, was ihr verstanden haben könntet,
weil darauf weder direkt noch indirekt Bezug genommen wurde.  Doch
auch das ist mir kein Grund zu resignieren.  Dafür fühl ich mich
manchmal verstanden von dir, wenn ich mich garnicht geäußert hab.
Zum Beispiel bei der Herrschaftsdiskussion zwischen Stefan Mn und
dir dachte ich öfter: prima, Benni hat schon alles gesagt, da brauch
ich mich nicht mehr einzumischen.

...


Es geht mir hier nicht um den allgemeinen Umgang mit Dualismen, sondern
darum festzustellen, dass Konkurrenz kein Gegensatz zur Kooperation ist,
und damit auch kein Dualismus, sondern höchstens ein Pseudo-Dualismus.

Jeder Dualismus ist immer nur ein Pseudo-Dualismus, das ist ja der
Grund, weswegen man dagegen angeht.

Nein, ich seh da einen großen Unterschied zwischen Dualismen, die auf
einem echten Gegensatz aufbauen (zB Ost - West) und Pseudo-Dualismen,
bei denen schon der Gegensatz fehlt. Auch an einem Ost-West-Dualismus
ist eine Menge zu kritisieren, zB liegt nur von Europa aus der "Westen"
im Westen und der "Osten" im Osten, von Japan oder Hawai siehts ganz
anders aus. Aber trotzdem wird niemand bestreiten, dass Ost und West
entgegengesetzte Richtungen sind.


Gegensätze oder Polaritäten an sich sind nichts fieses, ich halte sie
für unverzichtbar zum Strukturieren von Weltmodellen. Problematisch
wirds erst in Verbindung mit "entweder/oder"-, "alles oder nichts"-
und "gut/böse" - Denken. Aber die Gegensätze müssen stimmen.
Wenn es möglich ist zugleich in Richtung mehr Konkurrenz und mehr
Kooperation zu gehen, dann kann es kein Gegensatz sein.

Wie früher schon gesagt, ist Gegensatz von Konkurrenz Solidarität
und der Gegensatz von Kooperation so etwas wie Autarkie. Zugleich
mehr Konkurrenz und mehr Solidarität zu fordern, geht höchstens in
Wahlprogrammen. Ebenso ist klar, dass es mehr Kooperation nur durch
Verminderung der Autarkie gibt und umgekehrt.

Bevor ich weiter mache, mal eine Rückfrage: Wenn ich Dich richtig
verstanden habe, willst Du mehr Solidarität und Kooperation, oder?

Mehr Solidarität? Auf jeden Fall, ein klares Ja. Mag sein, dass
irgendwann auch zuviel Solidarität zu Problemen führen könnte, doch
davon sind wir noch ganz weit weg.

Mehr Kooperation? Ja und Nein. Mehr Kooperation in solidarischen
Beziehungen, weniger in konkurrierenden Verhältnissen. Mehr freie
Kooperation, weniger erzwungene Kooperation.

Das relative Gleichgewicht bei der Kooperation im Gegensatz zum
Ungleichgewicht bei der Solidarität liegt wohl auch daran, dass
ich es eher individuell regeln kann. In der Konkurrenzgesellschaft
solidarische Inseln zu schaffen, aufrechtzuerhalten oder gar zu
vergrößern ist eine ziemlich mühsame Angelegenheit, so dass eine
solidarische Gesellschaft erstmal nur ein Fernziel sein kann.

Dagegen habe ich schon einige Möglichkeiten, den Grad der Kooperation
zwischen mir und der Gesellschaft zu bestimmen. Ich kann (innerhalb
gewisser Grenzen) wählen, wo und wie ich wohne, was und wieviel ich
konsumiere und was und wieviel ich arbeite. Und das Ergebnis meiner
Entscheidungen ist im Vergleich zum gesellschaftlichen Durchschnitt
schon fast eine Minimal-Kooperation, also nicht mehr konsumieren
und nicht mehr arbeiten als nötig.

Bezogen auf unsere gesamte Konsum- und Arbeitsgesellschaft könnte ich
also die Frage, ob ich mehr Kooperation will, mit einem klaren Nein
beantworten. Allerdings nur als Empfehlung, weil ich weder bestimmen
kann noch will, wieviel andere Leute miteinander kooperieren. Doch
solange die überwiegende Mehrzahl der Kooperationen erzwungene sind,
ist die Freiheit auf der Seite der Nichtkooperation bzw der
Verweigerung solcher Kooperationen zu suchen.

Gruß, Jobst



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