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Re: [ox] Begrifflichkeiten



Casimir Purzelbaum wrote:

 > Das muss man sich klar machen. In der Wissenschaft wird
 > demgegenüber oft so getan, als ob mit der Definition quasi der
 > Begriff auf die Welt kommt.  Das ist natürlich Quark, aber man
 > schafft sich eine Menge von Problemen vom Hals.

Ich hätte gedacht, daß in der Definition der Begriff nicht 'auf die
Welt kommt', sondern *geklärt* wird. (Da gibt's aber auch andere
Meinungen dazu, welche allerdings auf einem anderen Begriff vom
Begriff beruhen.)

deshalb habe ich der Klarheit halber auch von mentalen Representationen
gesprochen. Ok, vielleicht m"usste man dann eigentlich auch noch von
Semiotik sprechen, um alle Ambiguit"at auszuschliessen (Umberto Eco hat
sehr schlaue Sachen zu unserem Thema geschrieben, z.B. in 'Kant und das
Schnabeltier'...). Da w"are dann zuerst die betrachtete Realit"at (und
in ihr der Betrachter), dann ein Sinneseindruck, aus dem langsam ein
Model (ein Begriff) wird, das/der dann in Form bestimmter Symbole
gedacht wird.

Das einzige was dabei 'schon da' ist, ist eben die Realit"at und
der Begreifende. Eine Definition (wissenschaftlich oder nicht sei
dahingestellt) ist dann die Kreation eines Modelles der Realit"at,
und insbesondere die Festlegung der Anwendbarkeit des Modelles.
Darin steckt jede Menge Taxonomie, i.e. Klassifizierung der Begriffe.
*Das* ist die (hier bewusste) Diskretisierung.
Die Erkenntnis ('Kl"arung') ist dann die erkannte "Ahnlichkeit
zwischen Realit"at und Modell.

Ich stimme "ubrigens mit Casimir darin "uberein, dass Modell /
Begriffe auch wachsen (was sie ja nicht davon abh"alt, diskret
zu sein).

 > Dabei ist der Witz: Der Kapitalismus funktioniert subjektlos
 > selbstgesteuert, eben wie eine kybernetische Maschine (musste ich
 > doch mal wieder plazieren, hihi:-). Da quälen sich Generationen mit
 > Arbeiter-Kapitalisten-Dualismen ab und am Ende stellt sich raus,
 > das es "nur" verschiedene Funktionen im gleichen Prozess sind
 > (G-W-G'), die zunehmend verschmelzen [...]

was heisst denn da 'nur' ? Wir sind alle 'nur' Teil dieser einen Welt.
Und (wie auch Casimir schon herausstreicht), das Verschmelzen trifft
auch nur dann zu wenn Du auf Personen fixiert bist. Wenn Du stattdessen
Rollen anschaust (um nicht von ("okonomischen) Klassen zu sprechen),
verschmilzt da herzlich wenig. Ganz im Gegenteil...

 > Wenn ich aber null Vorstellung habe, was denn p sein könnte, dann
 > werde ich nie etwas von p erfahren können. Dito für q. Ich muss
 > also den Definitionsraum überschreiten.

das ist halt der Unterschied zwischen (formaler) Logik und Dialektik.
Wie Du gerade feststellst, funktioniert (formale) Logik nur, wenn
'irgendwie schon alles klar' ist, um Dich selbst zu zitieren.
Das hat aber mit Begriffsbildung und Erkenntnis nicht viel zu tun.

Beste Gr"usse aus Montreal,

		Stefan

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