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Re: Re: [ox] Gibs Gruppen? (war: ... Warum Herrschaftsdebatte?)



Ref.: 	«Re: [ox] Gibs Gruppen?  (war: ... Warum Herrschaftsdebatte?)»
 		Franz J. Nahrada
 		(2003-04-13, 12:24:11 [PHONE NUMBER REMOVED], KW 15/2003)

Ach, die Soziologiedebatte geht munter weiter! alsdann:

Hallo Franz,

für mich ist die Sozoologie kein Maßstab, auch wenn sie meinen sollte,
den einen oder anderen Begriff für sich gepachtet zu haben, der mir "an
sich" (will sagen, bei mir) auch ganz gut gefällt ;-)

casimir purzelbaum writes:
Für mich macht das Konzept von der Gruppe genauso viel Sinn wie das
Konzept vom Molekül, auch wenn die Gruppe etwas anderes ist...?
Aber warum sollte es diese deswegen nicht geben? Oder warum sollten
Sie keine Bedeutung als eine metaphysische haben? Weil sie nicht so
leicht faßbar sind, wie bspw. ein Atom, oder ein Mensch?

Mir scheint vielmehr der "gesellschaftliche Mensch" ohne Begriff
von der "Gruppe" eine metaphysische Konstruktion zu sein...


Es ist m.e. müßig, auf die Existenz von Gruppen zu verweisen.

Warum?

Die Frage ist nur, ob die soziologische Abstraktion der Gruppe
wirklich zu mehr taugt, als der metaphysischen Konstruktion des
gesellschaftlichen Menschen zum Schein des Realen zu verhelfen:

Da hast Du, glaub ich, Recht. Aber dadurch laß mir den Begriff nicht
vermiesen, sofern und solange mir eine sinnvollere Anwendung möglich
oder gar notwendig erscheint.

    -----

[1] -- während bspw. ein Atom meist gleichzeitig nur zu einem
Molekül gehören kann, kann ein Mensch zu mehreren Gruppen gehören
-- aber wie sieht es da eigentlich genau aus mit der
Gleichzeitigkeit?  Kann ich beispielsweise gleichzeitig zu den
Gruppen der Autofahrer und Radfahrer gehören? Zu den Gruppen der
Freien und Proprietären Softwareentwickler? Zu den Gruppen der
Entwickler des einen und des anderen Projekts? ... aber diese
Fragen gehen ja erstmal nicht an Dich, da Du ja sowie so nicht an
Gruppen "glaubst" ;-)

Während ein Naturwissenschafter sehr wohl noch zwischen
verschiedenen Molekülen unterscheiden kann, weswegen er nicht vom
Begriff des Moleküls im allgemeinen ausgeht, sondern von Valenzen
und Bindungen, ...

Aber auch der Naturwissenschaftler hat den Horizont des einzelnen
Atoms schon verlassen und spricht bspw. in der Definition der
Temparatur nicht von Valenzen und Bindungen, sondern von der mittleren
kinetischen Energie der Teilchen -- aka Moleküle... 

Genau das Überschreiten einer Ebene von Komplexität erfordert
Begriffe, die innerhalb dieser Ebene wenig Sinn ergeben.

... tilgt der soziologische Gesichtspunkt sämtliche
Gründe und Zwecke menschlichen Handelns und führt zunächst in eine
hypothetische Welt der Ununterschiedenheit, aus dem dann die realen
Umstände als Erscheinungsform der Verbundenheit schlechthin ("die
Gruppe") auftauchen.

Hm. Vielleicht habe ich mich einfach im Wort vergriffen... Ich habe
jedenfalls eine andere Vorstellung von der Gruppe als die von Dir
beschriebene... oder täusche ich mich?

Wer sich auf diese Fragestellungen einläßt, hat wirklich endlos zu
tun, denn die wiedereinführung aller realen Umstände und
Unterschiede führt zwar nicht zu ihrer näheren Bestimmung, aber zu
einem endlosen Programm des Hin- und Her- vergleichens, in dem dann
über die Wirksamkeit der eigenen Abstraktion gerätselt werden darf.

Mein Problem ist ja, daß ich mich weder auf _diese_ Fragestellungen
einlassen möchte, noch einer populären Ansicht folgen kann, die da
versucht überindividuelle Beziehungen in ihrem Begriff vom Individuum
zu verankern -- das scheint mir bei Stefan (Meretz) der Fall zu sein.

So wird Wissenschaft letztlich zur Glaubensfrage ...

-- und Philosophie zum Schlachtfeld imperialistischer
Einzelwissenschaften --

... und ist auch im Zweck dem religiösen bedürfnis näher als einer
rationellen Welterklärung. Letztlich kürzt sich der Beweiszweck der
Soziologie darauf zusammen, daß die Welt sinnhaft geordnet ist und
zugleich diese sinnhafte Ordnung der theoretischen Obsorge bedarf,
die ihr durch eine wissenschaftliche Abteilung zuteil wird.

Die praktische Abteilung schert sich indes nicht sehr viel um die
Deutungen der Wissenschaft, sondern entscheidet scheinbar souverän,
ohne sich auf Wissen zu stützen. Das war mal - vor längerer Zeit -
ein solider Zugang zum Begriff einer Gesellschaft, die systematisch
unwissenschaftliche Wissenschaft hervorbringt.

Kein Widerspruch. Und dennoch die Frage, warum wäre ein Begriff von
der Gruppe überflüssig? (jetzt mal vom sozoologischen Rahmenprogramm
abgesehen)

Gruß, El Casi.
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