Re: [ox] Re: Gegen die eigenen Beduerfnisse handeln?
- From: Stefan Seefeld <seefeld sympatico.ca>
- Date: Tue, 13 May 2003 09:08:34 -0400
Stefan Meretz wrote:
Wenn "Logik" ein Vorgang dritter Person ist, dann kann man IMHO auch nicht
von "tautologisch" sprechen. Aber es stimmt: Jede Handlung eines
Individuums ist begründet - das ist meine Übersetzung von "entspricht dem
Massstab des Individuums". Wobei "Grund" -- wie ich anderenmails deutlich
machte -- stets nur erster Person gedacht werden kann. Der Kurzschluss
besteht meist darin, diesen Standpunkt der ersten Person für nicht
verallgemeinerungsfähig (als je mein Standpunkt) und damit auch für nicht
wissenschaftsfähig zu halten.
mag sein. Erste Person *ist* nicht 'wissenschaftsf"ahig', da
Wissenschaft stets von einer Beobachtung, und somit einer Handlung
'in dritter Person' ausgeht.
Der Fakt, dass jede Person einen 'Grund' 'in erster Person' angeben
kann, "andert daran "uberhaupt nichts.
Dieser jemand hatte einen _Grund_ dafür. Das ist eine radikale Aussage,
weil sie -- ernst genommen -- ein Ausweichen auf ein Spekulieren (dritter
Person) nicht zulässt. Du musst diesen Menschen fragen und einen
interindividuellen Prozess beginnen, in dem er sich dir verständlich
macht (wenn er das will).
hier offenbart sich meiner Meinung nach noch einmal ganz krass das
Problem:
Du suggerierst, dass jedwedes Interpretieren einer Beobachtung ein
Spekulieren ist. Damit stellst Du, zumindest was Humanwissenschaften
betrifft, den wissenschaftlichen Ansatz als Ganzes in Frage.
Ich kann Dir im "Ubrigen v"ollig zustimmen, dass jede Handlung einen
Grund hat. Aber diese Aussage so ohne Relativierung ist eben auch nur
eine Neuformulierung der Leibitz'schen These, dass diese Welt die beste
aller m"oglichen ist. Oder, mit Hegel, die raison d'etre der Philosophie
ein *Nach*denken, eine posthume Rechtfertigung von bereits Geschehenem.
Der Versuch, so etwas wie ein "objektives Interesse" ontologisch zu
bestimmen, bekommt schnell etwas teleologisches: Sprich, es sieht so aus
als ob es ein Ziel sei, die dem Sein eine Bestimmung gibt. Da fängt halt
Religion an.
Immer langsam, hier machst Du mehr als drei Schritte auf einmal.
Von wessen Sein sprichst Du hier ? Die des Subjektes, dass da per
Interesse handelt ? Oder das Sein des Interesses ?
Zu essen um meinem objektiven Interesse nach Nahrung nachzukommen hat
nichts mit Teleologie und auch nichts mit einer Sinngebung meiner
Existenz zu tun. Oder ?
Stefan (S)
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