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Re3: [ox] Fwd: Werthaltigkeit von Informationsguetern



* Ref.: «Re: Re: [ox] Fwd: Werthaltigkeit von Informationsguetern»
*        Holger Weiss 	(2003-09-14  16:58:36)

Hallo Holger,

Da gibt es mal wieder mindestens ein Mißverständnis und viele offene
Fragen -- wer hätte das gedacht?! ;-)

(ich stell mal um)

Wenn ich Dich richtig verstanden habe...

Leider nein ;-( 

... war Deine Idee: In der Softwareproduktion wird in jedem Fall
Tauschwert erzeugt...

Um Gottes Willen!

Meine These lautet: es wird in jedem Falle Wert erzeugt, *wenn*
Produktion in einem direkten Verwertungszusammenhang stattfindet --
und nur dann!

... ob er sich _realisieren_ laesst, sei dann eine zweite Frage,
die (u.a.) davon abhaengt, ob ich meine Software verkaufe oder als
Freie Software weggebe.

Nein -- ob er sich realisieren läßt, hängt davon ab, ob im Tausch ein
dem geschaffenen Wert entsprechender Gegenwert ergattert werden kann.

Verkaufen kann man zwar auch Sachen, die nicht aus einem
Verwertungszusammenhang heraus produziert werden. Aber auch der
Verkauf (wert-)freier Software verleiht dieser keinen Wert,
genausowenig wie das Verkaufen von unberührten Inseln, Grundstücken
auf dem Mond oder ähnliches.

Der Wert, den ich hier meine, ist nicht dasselbe wie der Tauschwert
sondern das Maß der Wertsubstanz. Diese hinwiderum liegt in der
verausgabten abstrakten Arbeit begründet. Der Tauschwert hingegen ist
nur die Erscheinungsform des Werts -- aber der Tauschwert ist an die
konkreten Tauschmöglichkeiten gebunden, nicht an den Wert. (Wenn der
König sich mit seinem Gast einigt, ihm für seinen Elefanten fünfzig
Männer zu geben, dann haben diese jeweils einen entsprechenden
Tauschwert. Aber mit Wert und Arbeit hat das nichts zu tun, denn hier
setzt sich nicht das Verwertungsprinzip durch. Hier werden einfach
"Gebrauchswerte" im weitesten Sinne getauscht, welche zwar einen
Tauschwert haben, aber keine Wertsubstanz, also keinen Wert. Jetzt
gibt es zwar Leute, die daraus schlußfolgern würden, daß es sich hier
gar nicht um Tausch gehandelt habe, und man daher auch nicht von
Tauschwerten reden könnte (ebensowenig wie von Gebrauchswerten), aber
das halte ich für unhistorisch. Wenn ich Dich richtig verstanden habe
;-), dann sind wir uns da aber einig, oder?)

Nun schreibst Du selbst, es sei

... wichtig, im Auge zu behalten, worum es sich beim "Wert"
eigentlich handelt. Es ist ein gesellschaftliches _Verhaeltnis_
... Es ist also keine natuerliche Eigenschaft eines Produkts. 

Da bin ich völlig Deiner Meinung!

Daher sind Aussagen der Form "wenn [...], dann ist es zwar auch
keine Ware, hat aber trotzdem Wert" problematisch. 

Diese Aussage ist nur dann problematisch, wenn man ihren Kontext, also
den von Dir selbst dargelegten Zusammenhang, wegläßt. (Und natürlich,
wenn man den Unterschied zwischen Tauschwert und Wert außer acht
läßt.)

Aber weil wir gerade bei der Problematik von Formulierungen sind:

Kein Produkt hat an sich einen Wert, sondern der Wert regelt die
Austauschverhaeltnisse des _als_ Ware hergestellten Produkts,
keines anderen Produkts.

Der Wert regelt gar nichts, weil genausowenig an-sich existiert, wie
er einem Produkt an-sich eigen ist. Was hier regelt, ist die
unsichtbare Hand, und wonach sie sich richtet, das ist der
Wert. (Etwas verkürzt ausgedrückt ;-) Natürlich hat "kein Produkt...
an sich einen Wert". An sich gibt es nämlich auch kein Produkt. Ein
Produkt gibt es nur in einem Zusammenhang, nämlich in dem
Zusammenhang, daß es jemand herstellt. Aber aus einem
Herstellungszusammenhang an-sich heraus wird ein Produkt nicht zur
Ware. Der Herstellungszusammenhang wird zur Warenproduktion, wenn er
selbst in einem ihm übergeordneten Warenzusammenhang (Wirtschaft mit
Handel) stattfindet. Der Ware eignet aber Wertsubstanz erst dann, wenn
sie in einem der Warenproduktion hinwiederum übergeordneten
Verwertungszusammenhang produziert wird. Und schwupps sind wir beim
Kapital (-- bei dem sich erweitert reproduzierenden, wertverwertenden
Wert -- als gesellschaftliches Verhältnis, versteht sich). Deshalb
kann ich dieser Aussage nicht zustimmen:

Um das Problem zu loesen, braucht man die Ebene des Kapitals nicht.

Außerdem gibt es das Problem auf keiner anderen Ebene als der des
Kapitals. Oder täusch ich mich da?

Die Frage ist einfach: "Handelt es sich bei (einem bestimmten)
Wissen um eine Ware?", sie bewegt sich also auf der Ebene der
einfachen Warenproduktion.

...und wenn die Frage auf der Ebene der einfachen Warenproduktion
nicht entsteht, dann kann sie sich da nicht bewegen ;-) (Zumindest
nicht, ohne aus der Ebene, auf der sie entstanden ist, heraus gekommen
und auf diese Ebene zurückgefallen zu sein. Das müßte aber dargelegt
und begründet werden. -- ?)

Aber zurück zur Richtigstellung des offensichtlichsten
Mißverständnisses: was ich eigentlich sagen wollte, beinhaltet das,
was Du mir entgegenhältst (wenn man die Referenzen an die einfache
Warenproduktion mal rausnimmt):

[...]  handelt [es] sich ganz eindeutig _nicht_ um ... auf
Tauschwert ausgerichtete Produktion, [dann] wird ...  "Wert" gar
nicht erst produziert, und ... _kann_ ... [deshalb auch] nicht
realisiert werden.

Am folgenden habe ich nun wieder Zweifel:

Umgekehrt wird im Fall von proprietaerer Software privat
fuer den Austausch produziert, es wird, wie bei jeder anderen Ware
auch, gesellsch. notw. Arbeit verausgabt, _deshalb_ kann Tauschwert
realisiert werden.

Glaubst Du nicht, daß die verwertungsorientierten Softwareproduzenten
ein reales Problem haben, den erzeugten Wert zu realisieren? (Glaubst
Du nicht, daß sie zumindest heute noch des Staates und der
Staatshörigkeit der Bürger bedürfen, um ihren Produkten den Tauschwert
zu sichern? Warum regen sie sich dann so über das, was sie Piraterie
nennen, auf? Warum sind sie dann so erpicht auf Durchsetzung von
"Rechtsnormen", Lizenz-"Verträgen", Digitales RestriktionsManagement,
Softwarepatente usw.?)

Wert kann nicht automatisch realisiert werden, weil er erzeugt wurde.

Im übrigen ist auch die Behauptung, bei jeder Ware würde
gesellschaftlich notwendige Arbeit verausgabt, problematisch. Die Ware
ist Ware, weil sie für den Tausch produziert wurde; ob sie
"gesellschaftlich notwendig" ist oder nicht, spielt dafür keine Rolle,
wer wollte das auch bestimmen? Für das potentielle Verhältnis von
Waren im Austausch innerhalb einer entwickelten warenproduzierenden,
z.B. der kapitalistischen, Wirtschaftsweise, ist allerdings die für
die Produktion durchschnittlich gesellschaftlich-notwendige
Arbeitszeit ausschlaggebend.

			(Soviel zum Thema "Exegese" ;-)

Die Rechtsform faellt dem fraglichen Produkt ja nicht rein
zufaellig zu, sondern i.A. ist die Produktion von Anfang an darauf
ausgerichtet.

Sowohl die Produktion von Waren als auch die von Rechtsnormen sind
z.Z. vor allem auf die Durchführung bzw. Erhaltung (und damit auf die
möglichste Ausdehnung) des Verwertungszusammenhangs ausgerichtet.

Gruß,
Casi.
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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