Re: [ox] Freiwirtschaft (war: interessantes Interwiev)
- From: "Franz Nahrada" <f.nahrada reflex.at>
- Date: Sun, 06 Jun 2004 20:02:06 +0200
Joost Klüßendorf <kluessej gmx.de> writes:
Diese Geschichte mit der Freiwirtschaft taucht irgendwie alle Nase lang
auf. Und während die einen sagen, dass die gar nix nutzt, sagen die
anderen, es wäre die Erlösung vom Kapitalismus.
Insofern würde ich dieses Thema gerne einmal etwas auswalzen.
also Deine Frage ist very good, um die Sache vielleicht wieder mal für
längere Zeit zu klären.
Das Argument der Freiwirtschaft ist ja, dass der schleichende Verfall
von Geld eine Akkumulation von Reichtum verhindert. Was hindert aber
Menschen daran, ihren Reichtum durch andere Mittel zu bewahren und zu
akkumulieren - Gold wäre das erste, was mir einfällt, aber auch
Edelsteine, Öl, oder jede andere Art von haltbarem Rohstoff.
Was einige hier in der Liste die sich Kapitalismuskritiker nennen bewegt
ist die schlichte Frage, warum dieses Verhalten "Akkumulation" überhaupt
rational ist. Warum muß man überhaupt Reichtum akkumulieren, und zwar
nicht bloß den Reichtum den man selbst bewohnt und besitzt, sondern den
Reichtum in einer ganz anderen Form, nämlich als abstrakte Quantität von
etwas, das es einem erlaubt, auf den Reichtum anderer (der ganzen Welt?)
in einem Austauschprozeß zuzugreifen? Und wer kann überhaupt Reichtum
akkumulieren? Was bewirkt der, der Reichtum akkumuliert?
Damit machst Du nämlich schon eine Menge Unterstellungen. Die könnten hier
tatsächlich mal durchanalysiert werden.
Zunächst nur soviel: alle Deine Beispiele Unterstellen die Realität von
etwas, was wir "Wert" nennen, und das als Quantität einer
"allgemeinverbindlichen Ware" ausgedrückt sein will. Doch was ist der Wert?
Und dass "reiche" Menschen sagen: Ich gebe dir X, wenn du mir in drei
Jahren X+1 zurückgibst (wobei es eigentlich egal ist, was X ist), kann
ja auch kaum verhindert werden. Das schlichte Verbot von Zinsen hat
schon im Mittelalter nicht funktioniert.
Wenn die erste Frage beantwortet ist, dann wird sich diese zweite Frage
automatisch auflösen. Zins gehört zur Form des abstrakten Reichtums
"Wert", wie in der ersten Frage angedeutet, notwendig dazu. Aber diese
Frage würd ich dann wirklich erst stellen, wenn die erste hinreichend
geklärt ist.
Franz
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