Message 09523 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT08868 Message: 84/151 L7 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: [ox] Wissens- und/oder Informationsgesellschaft?



Hans-Gert Gr�be (2005-06-28 11:55 [PHONE NUMBER REMOVED]):
El Casi wrote:
Wenn man sich auf den Sprachgebrauch stützen möchte, kann man
allerdings sehr leicht auf die Idee kommen, es handele sich bei
den Voraussetzungen zum Heben des Arms um `individuelles Wissen'
-- schließlich ist es durchaus nicht ungebräuclich zu sagen `er
weiß, seinen Arm zu heben' (namentlich im Französischen ist
diese Art der Formulierung noch naheliegender als auf deutsch);
aber dann könnte man auch sagen, daß es Dein *Verständnis* sei,
aufgrund dessen Du `es verstehst, Deinen Arm zu heben', oder man
sucht dieses Etwas einfach in Deinem Können, da es schließlich
vor allem darum geht, ob Du Deinen Arm heben `kannst'...

Warum sage ich das? Um Dir jetzt die Frage stellen zu können, ob
bzw.  inwiefern Du mit Deinem Begriff von Wissen `Können' und
`Wissen', `Fertigkeiten, Fähigkeiten' und `Kenntnisse'
unterscheidest -- unterscheiden kannst, zu unterscheiden
verstehst oder zu unterscheiden weißt

In deiner ganzen Argumentation kommt so was wie "Lernen" gar
nicht vor, obwohl es beim Heben des Arms doch sicher um einen
Lernprozess geht.  Zwischen "Wissen" und "Können" liegt irgendwo
das "Lernen", d.h. die Geschichte, dass "Wissen" nicht nur
bereit gehalten (etwa im Oekonux-Wiki) oder beschafft, sondern
auch angeeignet werden muss. Die Sentenz `er weiß, seinen Arm zu
heben' ist dann noch einmal was anderes, denn er hebt auf die
Qualität des Lernprozesses ab. In diesem Sinne "evaluiertes"
Können heißt dann bei mir "Kompetenz".

Das klingt interessant.  Von Kompetenz habe ich noch gar keinen so
richtigen Begriff.  Vielleicht ist hier eine Stelle, die dieser
ausfüllen kann.

Aber zum Lernen -- ja, es ging bislang immer nur um Zustände, die
als Voraussetzung ("das, was einem dies oder jenes ermöglicht")
gelten können, und wie man diese charakterisiert.  Das Lernen ist
nun ein Prozeß, der zu solche Zuständen führt. Aber die Resultate
des Lernens sind, wie Du selbst schreibst, verschieden.  Das
Lernen nicht unbedingt in Wissen resultiert, geht bspw. schon aus
der Erinnerung an die Reflexe hervor: während der Kniesehnenreflex
nicht (im individuellen Sinne) gelernt ist, ist es der
Speichelreflex von Pavlovs Hund allemal -- gelernt, aber kein
Wissen.  Man würde hier 'instinktiv' nicht einmal das Wort Können
verwenden, um dieses Phänomen zu charakterisieren -- es ist eben
ein Reflex.

Ebenso wichtig wie die Unterscheidung der verschiedenen Resultate
des Lernens ist mir aber die Unterscheidung zwischen den
verschiedenen Arten und Weisen des Lernens: namentlich die
Unterscheidung zwischen aktivem und passivem Lernen.  Man kann
sich die Welt nicht nur aneignen, sondern man kann sie auch
"angeeignet bekommen".  Und ich habe immer den Eindruck, das
passiert in höherem Maße, als man sich bewußt macht: bspw. ist
wohl der größte Teil der Emotionalität eines Menschen gelernt, da
nicht angeboren. Aber davon der größte Teil ist nicht bewußt
gelernt, nicht erlernt, sondern auf nicht versteckten und doch
"verborgenen" Wegen in uns eingedrungen und durch uns (nur?)
entfaltet worden ;-)  Ich vermute, daß das Lernen durch Nachahmung
noch längst das aktive Lernen überwiegt -- außer wenn es um Wissen
geht,  da übersteigt wohl (zumindest in manchen Lebensphasen) die
aktive die passive Aneignung.


Die Wissensproblematik hat viele Facetten.

Zweifellos. ... 


Gruß,
El Casi.
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



[English translation]
Thread: oxdeT08868 Message: 84/151 L7 [In index]
Message 09523 [Homepage] [Navigation]