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[ox] Re: GPL-Musik



3. GPL - Musik

Dies wäre die konsequenteste Übertragung dieses Softwarekonzeptes auf
die Musik. Die Unveränderbarkeit der Komposition wäre aufgehoben --
wie früher bei Volksliedern. Es würde eine Vielfalt von Versionen
geben. Eine Aufnahme wäre dann nur noch eine Momentaufnahme eines
Entwicklungsprozesses und nicht mehr das fertige Ergebnis. Ein
solches ist gar nicht beabsichtigt, viel eher die Portierbarkeit auf
die verschiedenen Plattformen (Live / Studio). 

Ich finde diese Idee sehr spannend. Leider sind mir aber bisher keine
derartigen Projekte bekannt, daher stehe ich der GPL- Musik bisher
skeptisch gegenüber.

finde diese idee auch sehr spannend. 
regt zu weiteren meditationen an:

in der trekker oder mod scene gibts etwas analoges zu 
open source kultur. d.h. die notation der tracks 
(vergleichbar mit midi) werden mitsamt den sound-samples
in ein format verpackt und distributiert. das ganze existiert
halt noch im off, aber das galt fuer GNU/Linux auch etliche jahre
lang.

im bereich der club kultur bzw. elektronischer musik (techno usw.)
ist plagiarismus, also das refenzieren, zitieren, cutcopypaste von anbeginn
bestehenden und populaeren tonmaterials ja massgeblicher
bestandteil. dazu kommen freie bemusterung bekannter djs, sowie
dubplates u. "on demand" pressungen, deren oekonomie sich nicht
gerade am ladenpreis ausdrueckt, sondern eher auf tauschwert, 
aufmerksamkeit, reputation, aktualitaet usw. beruht. mal abwarten
was die einfuehrung von mp3 auf die dancefloors so bringen wird. 

moeglicherweise ist naemlich das modell plattenpressung, d.h.
orginalprodukt und massenhafte kopie eher in richtung prozess (remix,
special tracks, ueberfluss an releases) zu deuten. techno haette damit
schon digitale produktionsweisen vorweggenommen, bei denen die
freie manipulierbarkeit und interpretierbarkeit des materials , 
teil des musikstils ist, eben als elektronische volksmusik. 
(d.h. es gibt eher soziale bzw. sportliche anreize, sagen wir 
prestige innnerhalb einer peer group z.b. in der "demo scene". )
was nicht bedeutet das hier im rahmen einer mixed economy auch
einmal geld zu verdienen ist...

auf jeden fall ist fuer populaere musik wichtig dass sie
nachspielbar ist, das es moeglich ist sie als hausmusik
zu praktizieren auch ohne kommerzielle interessen. bei
manchen wird dann das hobby zum beruf. das nachspielen
und memorieren ganz wichtig ja beim Jazz, aber bedingt, 
dass notation (also verfuegbarkeit des sourcecodes) gar
nicht unbedingt notwendig ist, da die musikdarbietung
selbst einfach genug zu dekodieren ist. d.h. reverse
engineering ist ein recht, das experten und interessierten
auf jeden fall belassen werden muss, will man, dass es
zu weiteren variationen kommt und eine kultur gedeit. 

es gibt dann immer wieder "bekannte kuenstler" die
sich von solcher folklore inspirieren lassen oder
sogar ganz ihren ruhm daraus ziehen, bzw. sich 
als aufschreiber einen namen machen. (a la gebrueder
grimm). interessant ist dabei konkret die 'cover-
version" sowohl als hommage aber auch als reinterpretation.
hier wuerde dann auch die kapitalismuskritik ansetzen.

was ich damit sagen will ist, es braucht nicht nur
gesetze sondern vor allem soziale bzw. kulturelle
praxis (bzw. innovation) um der kapitalisierung
innerhalb der digitalisierung die Stirn zu bieten. 

die debatte sollte nicht bloss den experten, den
beamten, den wissenschaftlern, anwaelten
und diversen beratern ueberlassen werden. was
die theorie angeht, gibt es bestimmt viele
modelle wie aus avantgarde mainstream wurde, 
wie vom besondern aufs allgemeine umgeschaltet
wurde, bzw. vom prototyp in die massenproduktion. 
dennoch wird hier im prinzip immer "post mortem"
analysiert, eine methode die sich fuer lebendige
kulturproduktion nicht in jedem fall empfiehlt.
aus deren sicht umfasst der wert eines stuecks
weit mehr als die moeglicheiten seiner vermarktung
weil sie eben weit mehr aspekte des sozialen 
umfasst als geld zu verdienen, wo also noch
andere wertesysteme relevant sind die nicht
unbedingt von geld oder anderen 'objektiven'
und universellen masseinheiten ueberkodiert wurden. 

als links fallen mir grad ein:
 
www.gnusic.org
www.mono211.com
www.scene.org

als lizenz gibts ja das bekannte opencontent.org (in der a und
b version) das nicht mit "GEMA-freien tracks" verwechselt werden
sollte, die ja vor allem im muzakbereich bzw. multimediaproduktion
beliebt sind.  

im salon magazin gabs mal einen artikel der mods und GNU
in zusammenhang brachte...

zu rainer fischbachs interessanten anmerkungen vielleicht spaeter.. 
(erstmal wieder nachdenken)







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http://www.oekonux.de/



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