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Re: [ox] Begriff Moeglichkeit



Hi Stefan Meretz,

Du schreibst

   Einschub: Mit "umfassend" meinte ich "die ganze Gesellschaft
   betreffend" (im Unterschied zu Teilen oder gar Individuen) und mit
   "historisch spezifisch" meinte ich, "je nach konkreten
   gesellschaftlichen Bedingungen zur gegebenen Zeit". Die waren
   historisch sicher sehr unetrschiedlich...

Ich weiß nicht, ob man in _so_ eine (Re)Produktion als Individuum ein-
oder aussteigen kann, denn die ist ja das "Ding" des Gesamtarbeiters
(im Marxschen Sinne) und nicht der einzelnen, speziellen Individuen,
sondern wird nur über deren Tätigkeit vermittelt. Du schreibst weiter
unten ja selbst

   Der Gesellschaft kann man sich nicht verweigern. ...

In der Systemtheorie gibt es für solche Situationen den Begriff der
Koevolution. Die kann in der heutigen Zeit allerdings in der Tat neue
Formen annehmen. Irgend so etwas meinst Du wahrscheinlich mit
"Ausstieg", denn Du schreibst ja

   Für mich ist "am Strand liegen" nichts ungesellschaftliches: Du
   liesst vielleicht ein gutes Buch, betreibst Philosophie etc. Nicht
   bloss der, der ackert, entfaltet seine Gesellschaftlichkeit. ...

Der Punkt ist wohl hier:

   Ich meinte (Re-) Produktion eher im direkten "nützliche-Dinge
   herstellenden", im gesellschaftlichen Sinn. Da kann ich mich völlig
   raushalten, kann ganz und gar nicht beteiligt sein. Kann "nur
   NutzerIn" sein, ohne jemals zu "produzieren".

   Vielleicht liegen hier die Quelle unseres Disputs: Sich nicht an der
   gesamtgesellschaftlichen (Re-)Produktion zu beteiligen, bedeutet
   nicht, "aus der Gesellschaft auszusteigen". Das kann man nicht. Es
   geht um die Realisierung verschiedener _gesellschaftlicher_
   Möglichkeiten, und eine davon ist, "nur NutzerIn" zu sein - siehe
   freie Software. Ich muss nicht produzieren - darauf kams mir an.

Ein solcher Reproduktionsbegriff baut auf dem _engen_ Arbeitsbegriff
als "zweckmäßige Tätigkeit" auf und blendet das Reflektieren, was Dir
hier besonders wichtig ist, aus. Ich stimme Dir vollkommen zu, dass
man sich aus solcher Arbeit heute wirklich raushalten kann (sofern Dir
dafür der nötige Freiraum - unter Deiner aktiven und/oder passiven
Mitwirkung - zugestanden wird) und der Personenkreis, den das
betrifft, wächst offensichtlich (weil ja der Teil, der mit produktiver
Arbeit befasst ist, geringer wird, wenigstens in Westeuropa).
Allerdings ist IMO das Teil einer Schwerpunktverschiebung innerhalb
der gesamtgesellschaftlichen (Re-)Produktion und nicht Ausstieg aus
ihr. Im AWI-Text auf OpenTheory dazu mehr.

-- 
Mit freundlichen Grüßen, Hans-Gert Gräbe

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     |  PD Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig |
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