[ox] Re: Redundanz
- From: Hans-Gert Graebe <graebe informatik.uni-leipzig.de>
- Date: Fri, 27 Apr 2001 15:05:15 +0200 (MET DST)
Hi ihr Redundanten;-),
schrieb Stefan Mz vor 9 Tagen, und
was ist eigentlich "Redundanz"?? Kram, ... Duden: Das
Fremdwörterbuch ... ah ja: "1. Überreichlichkeit, Überfluß,
Üppigkeit. 2. (Sprachw.) a) ... mehrfache Kennzeichung derselben
Information ... b) stilistisch bedingte Überladung ... Pleonasmus,
Tautologie 3. ...Informationstheorie, Nachrichtentechnik ...
weglaßbare Elemente einer Nachricht..."
Da halte ich es doch lieber mit dem Duden Informatik (BI, Mannheim
1993), der _neben_ dem Satz "Anteile einer Nachricht, die keine
Information vermitteln, also überflüssig sind" auch noch folgendes zu
vermelden weiß:
"Redundante Teile sorgen jedoch dafür, dass eine Nachricht auch
dann noch verstanden werden kann, wenn sie Fehler enthält. ...
Natürliche Sprachen enthalten sehr viel Redundanz ..."
und ich ergänze: nicht nur natürliche _Sprachen_. In der Genetik ist
das inzwischen wohl common sense, obwohl man noch weit entfernt ist,
die subtilen Mechanismen von Redundanz wirklich zu verstehen
(scheinbar funktionslose Genabschnitte usw.). Ich wage sogar die
These, dass der in der Natur oft vorkommende Spagat zwischen
Variabilität und Stabilität ohne Redundanz nicht funktioniert.
Insofern ist Redundanz in der GPL-Gesellschaft (und nicht nur da)
keine Frage, ob sich dieselbe das 'leisten' kann, also "keine Armuts-,
sondern eine Reichtumsgesellschaft" ist, sondern hat handfeste
strkuturelle Gründe, die in der Multioptionalität von Zukunft liegen.
Und das Marktprinzip in seiner kapitalistischen Ausprägung der
Zurichtung auf "Geld-Effizienz"
Weil alles durch eine abstrakte Form, den Wert, das Geld, hindurch
muss. Und dieses Abstraktum ist eben gleichgültig gegen Erhaltung
der Lebensgrundlagen, gegen die Bedürfnisse der Menschen etc. -
will ich nicht alles aufzählen.
beschneidet genau diese Redundanz. Meine Betonung liegt aber darauf,
dass es _überhaupt_ Redundanz zu eliminieren versucht, und nicht, dass
es Redundanz _falsch_ beschneidet. Die Geschichte mit den
Lebensgrundlagen kommt also zwar dazu, aber selbst eine Ökodiktatur,
die ja dieselbe Beschneidung gerade _wegen_ der Lebensgrundlagen
vornehmen würde, ist (u.a.) aus dieser Perspektive notwendiger
Redundanz abzulehnen.
Nun fragt mich aber bitte nicht, wie das mit meiner Wertedebatte
zusammengeht, die ja auch eine "Effizienzdebatte" ist. Da kann ich
momentan nur sagen: Ist mit zu bedenken.
--
Mit freundlichen Gruessen, Hans-Gert Graebe
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