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Re: [ox] Re: Zum Freiheitsbegriff



Hi Franz und alle!

3 days ago Franz J Nahrada wrote:
Ich hab noch ein "bischen" Bauchweh mit dem Freiheitsbegriff.

Ach weißt du, ich habe mich jahrelang als libertär verstanden (immer
noch?) und lerne hier so unglaublich viel über Freiheit...

Es gibt ein paar alte Argumente, warum der Freiheitsbegriff
so wunderbar für die bürgerliche Gesellschaft und die in ihr
dominante, (= gesellschaftlich durchgesetzte) Privatmacht des
Geldes und die Freiheit der Warenbesitzer taugt.

Danke für dieses Posting! Supergut!

Vorausgesetzt wird natürlich ein negativer Bezug der Willens-
inhalte aufeinander, diese Voraussetzung wird aber niemals
problematisiert, allenfalls an anderen Orten separat gerecht-
fertigt. (philosophische Anthropologie, Psychologie, Rechts-
philosophie)

Wichtig! Wir reden ja hier über eine Gesellschaft, in die Freiheit der
Einzelnen zur *Bedingung* für die Freiheit aller wird. Da ist der
negative Bezug der Willensinhalte, der Kampf aller gegen aller erstmal
gar nicht mehr gegeben.

Die Deklaration von Freiheit macht nur Sinn unter den
Bedingungen der wechselseitigen Beschränkung. Diese Freiheit
schleppt den Schatten der Unfreiheit ständig mit sich herum
und will es nicht wahrhaben.

Bingo!

Das nimmt nichts von dem zurück was Ihr über Freiheit
an sich gesagt habt. Dennoch muß diese Kritik der abstrakten
Freiheit in der Marktwirtschaft artikuliert werden, sie erledigt
sich nicht von selbst, auch wenn seit 1989 die Freiheitsrhetorik
ziemlich eingeschlafen ist. Wenn man aber diese Kritik nach-
vollzogen hat, dann fällt einem schwer, die Freiheit als Oberprädikat
der GPL-Gesellschaft aufrechtzuerhalten.

Nach deinen Ausführungen würde ich jetzt in den Ruf einstimmen "Nieder
mit der Freiheit!" - denn es geht tatsächlich um eine Gesellschaft, in
der Freiheit kein Thema mehr ist. *Das* ist die Synthese, in der sich
alle Thesen und Antithesen auflösen.

Auch eine rhetorische
Spitzenleistung à la "die Verantwortung ist in der Selbstentfaltung
enthalten" erinnert mich eher an Sprüche eines Sozialkundelehrers
als an eine substantielle Aussage über Realität. Verzeiht, das ist
doch Schrott! Wir haben doch das Interesse an einem wirklich
tragfähigen Gebäude, wollen wir wirklich schon im Fundament
Moralinsäure verwenden?

Ganz bestimmt nicht. Aber wir müssen uns alle halt erst mal aus den
Schalen des Alten befreien. Aber wir schaffen dran :-) !


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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