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[ox] Re: Beduerfnisse



Hi Stefan

Stefan Meretz on Mon, 18 Mar 2002
Das ist so ähnlich wie mit den Elementarteilchen und Molekülen.
...
Das Bild finde ich passend, aber es nicht mehr als ein Bild. Da
müsset noch mehr Butter bei die Fische.

Das war ja auch nur ein paradigmatischer Einwand.  Betrachtung von
Prozessen in verschiedener "Auflösung" bringt unterschiedliche
Dynamiken zum Vorschein, wobei es sich jeweils nur um eine
*analytische* Reduktion handelt, d.h. in der Realität wirken alle
diese Dynamiken gleichzeitig und das, was auf der einen Ebene als fest
erscheint (weil Änderungen eine lange Halbwertzeit haben), ist es auf
einer anderen Ebene vielleicht nicht. Auf der Chemie setzen übrigens
andere Wissenschaften auf wie z.B. Biologie, Werkstoffwissenschaften
usw., die die nächste Ebene der Granularität thematisieren. Und bis
zur "gesamten Gesellschaft" gibt es da noch ein paar weitere solche
Ebenen. Das ist ja der Kern meiner Bemerkung zu deinem Bild mit der
'personalen' und 'gesamtgesellschaftlichen' Kooperation.  Gewisse
Aspekte davon beleuchten genau diesen System-Obersystem-Zusammenhang,
der nach meinem Verständnis zwischen 'Person' und 'Gesellschaft'
ähnlich mehrstufig ist.

Das Wortpaar "intrinsisch/extrinsisch" ist wie so viele Dualismen
völlig unpassend. Schon in dieser Konstellation
"von-innen/von-aussen" spiegelt sich das monadisierte Individuum
wider. Es gibt aber weder eine intrinsische noch extrinsische
"Motivation", sondern der gesellschaftliche Mensch kann die
Befriedigung seiner Bedürfnisse durch seine Handlungen in
verschiedenem Grade antizipieren: von maximal bis gar nicht.

Hmm. Auch hier steht für mich die Frage, ob eine *analytische*
Differenz vor einer Synthese nicht doch sinnvoll ist.  Eben im Sinne
der von dir thematisierten Unterteilung 'personal' und
'gesamtgesellschaftlich', die in realen Prozessen ja auch ineinander
greifen. 

Abgesehen davon, dass die von dir verwendeten Begriffe 'Motivation',
'Bedürfnisse', 'Handlungen' für mich ein subtiles (und in ihrer
Interaktion noch weitgehnd unverstandenes) Dreigestirn bilden, die
nicht so einfach ineinander fließen wie das hier scheint.

Wenn die Verbindung von Handlung und Antizipation der
Bedürfnisbefriedigung "zerschnitten" ist, dann erfolgen die
Handlungen nicht mehr motiviert, sondern erzwungen.

Da nimmst du den Bedürfnisbegriff aber sehr weit. Und auch die
Antizipation kann graduell sehr unterschiedlich sein ('etwas aus dem
Bauch heraus machen' - ist das antizipiert?) Anyway. Für mich ist die
Frage, ob es in Zukunft auch deshalb weniger (im hier thematisierten
Sinne) erzwungene Handlungen gibt, weil es weniger erzwingbare
Handlungen geben wird (Stichwort Kreativität).  

Ich habe den Eindruck, dass sich genügend komplexe Systeme nach einer
"Jugendphase", in der sie sich vor allem nach außen hin strukturieren,
stärker einer "inneren" Strukturierung zuwenden, d.h. grobe innere
Strukturen immer weiter verfeinern (um so aus dem gleichen Quantum von
Materie und Energie "mehr" zu machen).  Das kannst du im Kosmos
beobachten, in großen Ökosystemen und nun vielleicht auch bei den
Menschen. Der Drive zu zunehmender Spezialisierung ist jedenfalls
nicht zu übersehen.  Ein solcher Umschlagpunkt wäre ein weiteres
Argument für die besondere Qualität und Tiefe heutiger Umbrüche.  Das
als ein anderer Hintergrund für meinen Ansatz
"intrinsisch/extrinsisch".  Begriffsschärfung ist natürlich
erforderlich. Aber da geht es mir wie dir und wohl noch schlimmer: 

ich wollte mir mal ausführlicher Gedanken machen zum Thema ... Aber
mir fehlt (leider nicht nur) derzeit die Muße.

-- 
Mit freundlichen Gruessen, Hans-Gert Graebe
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Organisation: projekt oekonux.de


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