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Re: Re: [ox] Neu hier - Geld und Tauschhandel



Hallo Beni & Co.,

In Ergänzung zu den anderen Antworten muß ich noch ein paar
Gegenfragen an Dich loswerden ;-)

								( Zusammenfassung: 
						    	  1. woher kam das Geld?
								  2. wohin ging das Geld?
								  3. warum überhaupt 'Geld'-Geld? )

Stell Dir vor die Truppen des Herrschers kommen ins Dorf
und sagen nächstes Jahr um die und die Zeit (Kalender!)
kommen wir wieder und wenn wir nicht die und die Summe
Kohle von Euch kriegen brennen wir alles nieder und 
schlitzen Euch die Bäuche auf.

Woher ihr die Kohle kriegt? Ja wenn Ihr Vieh und Getreide
in die Stadt bringt und Eure Söhne in die Armee steckt dann
kriegt ihrs vielleciht zusammen.

Hier steckt also implizit die Annahme drin, daß es schon *möglich
ist*, Vieh und Getreide in die Stadt zu bringen und daraus Geld zu
machen oder seine Söhne in die Armee zu stecken (oder allgemein seine
Kinder oder sich selbst als Sklaven an jemanden abzutreten) und dafür
Geld zu kriegen. Woher aber kommt das Geld, daß man bspw. vom Markt
nach Hause tragen kann um es dann wieder abgenommen zu kriegen?

(In der Wirtschaftstheorie denkt man zwar gerne in 'Kreisläufen', aber
auch die müssen ja erstmal zustande kommen...)

Die zweite Frage hast Du nicht beantwortet: wo geht es hin? Warum muß
es unbedingt 'Geld' sein, was der Herrschende da eintreibt? (Sorry,
aber ich mache die Frage nochmal durch absurd scheindende
Ergänzungsfragen deutlich: warum haben sei keine Abgaben in Form von
Mumpeln verlangt?  oder in Form von Kakao-Blättern, Feldsteinen,
Chip-Karten oder Liedern? -- Die Fragen werden übrigens weniger
absurd, wenn man bedenkt, daß im Laufe der Geschichte durchaus auch
Steine, Zigarren und gar Blumen in den Rang von Währungen geraten
sind. Aber es ist wichtig zu überlegen, warum sich gerade das Geld
durchgesetzt hat und warum es zunehmend mit Geld gelang, seine Macht
zu festigen. Es muß doch irgendwie einem Zweck *gedient* haben
(bzw. einen Mechanismus bedient haben), zu dem es besser taugt(e), als
alle vorstellbaren Alternativen).

Natürlich führt das dann zum Tausch aber der Motor ist
der staatliche Zwang. Meinst Du die Leute wären ganz von 
selber aus ihrer bequemen Subsistenz rausgekommen?

Wenn der Staat, der da den staatlichen Zwang ausübt, keine Aliens
waren, dann wird er sich wohl aus der allgemeinen Subsistenzwirtschaft
heraus entwickelt haben müssen. Und was hätte er denn mit dem Geld
wollen sollen wenn nicht tauschen? (z.B. Geld gegen Söldnerdienste)
Das Geld zeichnet sich ja vor vielen anderen Dingen gerade dadurch
aus, daß es 'an sich' so gut wie unnütz ist. Wie kann man aber seine
Macht mit etwas stärken oder erhalten, was zu nichts taugt?

Übrigens fällt mir zum Thema

... aber der Motor ist der staatliche Zwang. 

noch ein, daß Marx mal alle bisherige Geschichte als Geschichte von
Klassenkämpfen charakterisiert hat, was Deiner Ansicht nicht zu
widersprechen scheint... Aber man darf Zusammenhänge nicht fahrlässig
verkürzen: Klassen- oder Herrschafts-Widersprüche sind deshalb noch
lange nicht die direkte Grundlage oder gar unmittelbare und einzige
Quelle aller gesellschaftlichen Erscheinungen und Zusammenhänge.


Gruß, Casimir.

Ref.: 	«Re: [ox] Neu hier -  Geld und Tauschhandel»
 		Benedikt Huber
 		(2002-11-05, 10:15:07 +0100, KW 45/2002)
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Organisation: projekt oekonux.de


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