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Re: [ox] Neu hier - Geld und Tauschhandel



* Benedikt Huber <bhuber special-net.de> [2002-11-05 16:32]:
Casimir Purzelbaum wrote:
Woher aber kommt das Geld, daß man bspw. vom Markt
nach Hause tragen kann um es dann wieder abgenommen zu kriegen?

Der Herrscher ( "Münzherr" ) gibt das Geld aus, die Menschen können 
damit ihre Schulden bei ihm bezahlen, wie es auch heute noch so
ist.

Die Menschen koennen damit Schulden beim "Herrscher" oder auch beim
Nachbarn zahlen. Das taugt aber nicht zur Erklaerung von Geld, da in
Geld ausgedrueckte Schulden das Geld schon voraussetzen.

Wenn 
Du meinst, warum hat man nicht irgendeine Ware wie Vieh oder Getreide
genommen, so ist die Antwort, dass nur der Herrscher Münzengeld 
schaffen konnte. Stell Dir vor die Steuern wären in Vieh bezahlt worden,
so wäre ein Herrscher bald auf riesigen Viehherden gesessen, gegen die
er aber nicht beliebige Dienstleistung/Waren hätte eintauschen können.

Wenn es Geld gewesen waere, so haette er es eintauschen koennen. Genau
das macht Geld aus: Es "hat" die "Faehigkeit", unmittelbar gegen jede
beliebige Ware eintauschbar zu sein. Deine Erklaerung, warum Vieh oder
Getreide kein Geld sein konnte, beschraenkt sich somit auf die
Tautologie, dass es kein Geld war, weil es kein Geld war. Die
tatsaechliche Erklaerung, warum sich Gold, Silber etc. (und daraus
abgeleitet Muenze, Papier usw.) als Geldware herausgebildet haben, liegt
wohl (wie hier schon gesagt wurde) ausschliesslich darin, dass es sich
technisch besser dazu eignet als Vieh oder Getreide. Meines Wissens
dient(e) Vieh in einigen Staemmen dieser Welt nichtsdestotrotz als
Geldware.

Jeder kann Vieh züchten, das käme dem gleich dass jeder Geld drucken 
könnte.

Jeder konnte Gold suchen. Das kostete aber Arbeit, genau deshalb war es
gegen andere Waren, die ebenfalls Arbeit kosteten, eintauschbar -- auch
ohne staatliche Deckung. Das Zuechten von Vieh kostet ebenfalls Arbeit,
daher waere es ganz genauso geeignet wie Gold und Silber, wenn es nicht
ein klein wenig unhandlicher waere.

Die Bevölkerung könnte sich somit über eine Art Vieh-Inflation
entschulden 

Die Bevoelkerung konnte [und kann ;-)] sich auch ueber die Goldsuche
entschulden. Im Uebrigen koennte ich mich vermutlich auch bis zu einem
gewissen Grad entschulden, wenn ich nebenbei Vieh zuechten wuerde,
obwohl es bei uns gar keine Geldware ist ;-)

 > Natürlich führt das dann zum Tausch aber der Motor ist
 > der staatliche Zwang. Meinst Du die Leute wären ganz von
 > selber aus ihrer bequemen Subsistenz rausgekommen?

Es hat ja auch seine Zeit gedauert. Trotzdem bildete sich die Erkenntnis
heraus, dass Arbeitsteilung deutlich effizienter ist als Subsistenz.
Wird arbeitsteilig, aber privat produziert, muss das Produkt natuerlich
getauscht werden. Geld vereinfacht diesen Tausch erheblich.

Und was hätte er denn mit dem Geld
wollen sollen wenn nicht tauschen?

Richtig, erstmal nichts, nur tauschen. (Spaetestens mit der Entwicklung
des Kapitalismus bildet sich allerdings ein "Selbstbezug" heraus: Ich
will mein Geld einsetzen, um es zu _vermehren_.)

daß Marx mal alle bisherige Geschichte als Geschichte von
Klassenkämpfen charakterisiert hat, was Deiner Ansicht nicht zu
widersprechen scheint... Aber man darf Zusammenhänge nicht fahrlässig
verkürzen:

Das sieht Marx auch so. Daher hat er noch ein paar mehr Saetze
geschrieben, als den ersten des ersten Abschnitts des Kommunistischen
Manifests.

Keine Ahnung was Marx sagt, find ich auch nicht viel wichtiger als ob im
19. Jahrhundert ein Sack Reis umgefallen ist oder zwei.

Schade. Zu wissen, was Marx sagt, macht z.B. dann Sinn, wenn man nach
der Entstehung des Geldes fragt. Hier hat er eine sehr gute -- die beste
mir bekannte -- Analyse gegeben.

Klassen und Herrschaftswidersprüche sind nicht mehr als Denkschubladen

Dann ueberzeuge doch bitte die unter Klassen- und
Herrschaftswiderspruechen Leidenden, endlich mal ihre Denkschubladen
abzulegen.

Holger

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is relatively simple."  -- SPARCstation 10 Service Manual
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