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Re: [ox] P/P und T. Veblen



Jac wrote:

Oder besser: dass ein Modell, in dem Preds und Prods als Klassen
erscheinen, die Realit"at unzureichend beschreibt, d.h. dass zur Zuteilung
in Klassen die falschen Observablen herangezogen werden.

Richtig. Der soziologische Klassiker Veblen, auf welchen sich die P/P Theory
beruft, verfaßte seine Texte um 1914(!) und starb 1923 (!), als man noch
zwischen absentee owners (Bourgeoisie oder Preds) und Proletariat (Prods) klar unterscheiden konnte, der New Deal und die Einbeziehung des Proletariats in die Konsumentenschichten noch kein Massenphänomen aller industriali-
sierten Länder war.  In Europa wurden die Arbeiter erst in den fünfziger Jah-
ren zu umworbenen Konsumenten und bald darauf ab den Siebzigern selbst
im steigenden Umfang zu absentee owners.

Das habe ich etwas anders gemeint. Die Soziologen scheinen einen v"ollig
anderen Klassenbegriff zu haben als die "Okonomen. Die Klassenlose Gesellschaft
(im "okonomischen Sinne) wird man nicht erreichen indem man Arbeiter zu
(potentiellen) Aktienbesitzern macht. Die antagonistische Kluft wird erst
"uberwunden, wenn sich Arbeiter der Produktionsmittel erm"achtigen,
also etwa, wenn software-Entwickler freien Zugang zu software als Werkzeug
erhalten.

Es ist interessant, wie sich in diesem Sinne die "Okonomie wandelt, d.h.
wie immer neue 'business-models' erscheinen, um dem Druck der befreiten
software auszuweichen, und dennoch 'Privatbesitz an Produktionsmitteln'
als Struktur bewahrt. Wie z.B. Firmen wie IBM oder RedHat in der Lage
sind, Freie Software zu produzieren, ohne den kapitalistischen Prinzipien
abzusagen. Dies gelingt, weil das neue Produktionsmittel weniger software
als Logistik ist, z.B. Zugang zu Kunden, und damit service-Vertr"age.

Andere Unternehmen schaffen es "ahnlich kreativ, sich in der FS-Welt
zu orientieren und zu profitieren, indem Information clever kanalisiert
und zum Produktions- bzw. Macht-mittel gemacht wird (google, amazon, etc.).

Es ist m.E. wichtig mit offenen Augen diese Prozesse zu verfolgen,
d.h. weder naiv zu denken wir st"unden direkt vor der L"osung all unserer
Probleme, noch solche Unternehmungen zu stigmatisieren (wie das hier
z.B. mit Wikipedia versucht wurde).

Gruss,
		Stefan

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