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Re: [ox-de] Gibt es ein Macht-Vakuum?



Hallo El Casi,

El Casi schrieb am 9.8.
auch wenn es vielleicht nicht ganz reinpaßt, will ein paar
Anmerkungen einstreuen  ;-) ...

Was heißt bei dir "objektiv"? Kann eine *Feststellung* überhaupt
objektiv sein? Ist es nicht genauer die Aussage "wir _halten_
das alle für richtig"? ...

Nein, eine Aussage kann nicht objektiv sein, aber es kann sehr
sinnvoll sein, zwischen Haltungen und Wirkungen zu Unterscheiden,
und -- bei Bedarf -- den Anspruch von Objektivität an eine Aussage
zu stellen.

Wenn Microsoft & Co. Freie Software-Entwicklung verunglimpfen und
wenn ich Microsoft verunglimpfe, dann sind das Haltungen.  Aber
was dabei objektiv herauskommt und was dadurch zum Vorschein
kommt, ist für mich wesentlich interessanter als die Haltungen
selbst.  Die Haltung wird (gerade bei mangelndem Konsens) erst in
ihrem Kontext, also ihrer objektiven Rolle und Auswirkung
interessant und möglicherweise auch besser handhabbar.

Gefällt mir sehr gut. Du bringst noch den Gedanken der dritten Person
rein, die Ingo und mich beobachtet und unsere "Kohärenz" wahrnimmt.  Und
die muss sich dann nicht merken "Ingo denkt das" und "HGG denkt jenes",
sondern kann das in der internen Wahrnahme der äußeren Welt "mergen".

Insofern dient Wahrnahme kohärenter Haltungen anderer der Strukturierung
der eigenen Weltsicht.

Schließen sich Relationalität und Objektivität aus?  Gibt es
überhaupt nicht-objektive Phänomene?  Und was ist eigentlich ein
relationales Phänomen?  Bezieht sich ``relational'' nicht eher auf
die Aussage, die ich darüber mache, als auf das Phänomen selbst?

Relationales Phänomen heißt bei mir, dass es erst in der Wechselwirkung
mehrerer Entitäten (hier Personen) entsteht. Inwieweit man solche
Phänomene ontologisieren kann, soll, darf oder gar muss, das wäre zu
diskutieren.  Und ob Ontologisieren gleichbedeutend mit Objektivieren
ist, das sei auch dahingestellt.  Meine Vorsicht ist nur aus der
Erkenntnis gespeist, dass uns diese Gesellschaft auf Fetischisierung
zurichtet und ich nicht gleich freiwillig und unbemerkt in so eine Falle
tappen möchte.  Und in Ingos Argumentation hatte das "richtig" dann ja
auch gleich ein Eigenleben jenseits der Personen, welche dieses
"richtig" als Verhältnis konstituieren.

Viele Grüße, hgg

-- 

  Prof. Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig
  Augustusplatz, D-04109 Leipzig, Raum 5-53	
  tel. : +49 341 97 32248
  email: graebe informatik.uni-leipzig.de
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