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Re: [ox] GPL-Gesellschaft - Linux - Ware - Produktionsmittel



Hallo Ingo,

Ingo Heer wrote:

Hallo Benni,

Beni miteinem "n" !



<snip>

Meiner Meinung nach sind Begriffe dazu da, die Wirklichkeit zu
_begreifen_.

Meiner Meinung nach ist ein "Begreifen" der Wirklichkeit nicht
möglich. Selbstverständlich gibt es eine Wirklichkeit. Ich kann
auch bestimmte Aspekte der Wirklichkeit mit Begriffen bezeichnen
und Sachverhalte in der Wirklichkeit mit Aussagen üüber Begriffe
wiedergeben. 
Der Begriff _ist_ aber natürlich nicht der Sachverhalt und kann
ihn auch nie komplett wiedergeben, durch die Abstraktion und 
Verallgemeinerung klafft immer eine mehr oder weniger grosse Lücke.
Deshalb ist es naiv, wenn ich glaube, dass eine Schluss, den ich
durch sprachlich-logisches Operieren mit Begriffen ziehe, auch
in der Wirklichkeit zutreffen muss, wenn diese Operation korrekt
ist. Denn während der logischen Operation wachsen sozusagen die
Rundungsfehler der Abstraktion an und ihre Quantität schlägt 
irgendwann in Qualität um.
Wenn ich also einen Schluss gezogen habe, muss ich ihn nochmals
an der Wirklichkeit überprüfen und gegebenfalls meine Begriffe
überprüfen, wenn sich herausstellt, dass die Abstraktion die in
ihnen steckt, für genau den logischen Schluss, den ich gezogen habe
nicht mehr hinreicht.
Übrigens zeigt gerade die moderne Wissenschaft, dass das Gehirn
ein selbstorganisierter, evolutionärer Prozess ist. Deshalb können
auch die Begriffe, die es hervorbringt nur Näherungen, die sich
in Entwicklung befinden sein.

Leider sehen gerade Marxisten ihre eigene "Wissenschaft" nicht 
unter dieser (dialektischen) Prämisse sondern sprechen von
"objektiver" Erkenntnis, "ehernem Wertgesetz" und ähnlichem Unsinn
und haben sich daher zu Recht einen Ruf als hohle akademische
Phrasendrescher erworben.
Dass es in marxistischer Tradition auch lebendige Wissenschaft
geben kann zeigt für mich der Operaismus, der Wert und Lohn auch
als jeweils aktuelles Ergebnis der Klassenkämpfe (Neuzusammensetzung
der Arbeiterklasse) sieht. Und damit als Funktion eines evolutionären,
dynamischen gesellschaftlicgen Prozesses und gerade nicht als einfache
Funktion der momentanen Arbeitsproduktivität.

Puh!

Ich atme, also bin ich.

Was heisst es denn für Dich zu "sein" ? Wenn Du damit z.B. Bewusstsein
verbindest, dann stimmt das eben nicht mehr, denn auch ein Hirntoter 
atmet. Die Begriffe "Atmen" und "Sein" müssen dann eben näher bestimmt 
werden, damit der Satz noch stimmt.

Nicht jedes beliebige Wissen ist automatisch von Wert oder
als Produktionmittel zu betrachten. _Standards_ sind ein
Produktionsmittel weil sie den Austausch und die Zusammenarbeit
ermöglichen. Dazu müssen sie allerdings (mehr oder weniger)allgemein
anerkannt sein. Da es nicht beliebig viele Standards geben kann,
sind auch diese ein begrenztes, allerdings auch ein vermehrbares Gut.

Selbstverständlich können diese ohne weiteres privatisiert werden.

Die sind doch privat.

Nein - viele Standards wie TCP/IP, HTTP, SMTP, DNS etc. pp. gehören
niemandem.


Es wäre zum Beispiel nur nötig, dass durch ein Gesetz die Verwendung
von Microsoft-produkten z.B. zur Versendung von Email erzwungen
wird.

In diesen Tagen hat Microsoft einen Prozess verloren. Ich denke, dass du
dich mit deinen Überlegungen gerade in die absolut falsche Richtung
bewegst. Die Konkurrenz des Kapitals lässt doch gerade nicht zu, dass
Email _nur_ mit Microsoftprodukten möglich ist.

Dein Wort in Gottes Ohr.
Das es so ist wie Du sagst verdanken wir nur der Blödheit von
Microsoft, die jede Mengen Entwicklungen verschlafen haben.
Dass es auf dem Gebite der Betriebssysteme Konkurrenz gibt,
verdanken wir doch nicht dem "Interesse" des Kapitals, das
ein Monopol nicht zugelassen hätte, sondern den Glück und
Zufall.

Andererseits muessen Microsoftprodukte doch nicht zur Privatisierung
erzwungen werden, die sind privat, sie gehören Microsoft und die
Benutzer müssen dafür Lizenzgebühren bezahlen. Im Unterschied zu Autos,
Fernseher, Computer, Waschmaschinen kann Software (zumindest in aller
Regel) gar nicht gekauft werden, sondern nur eine Gebrauchslizenz
erworben werden.
Du kannst zwar in den Besitz von Office 97 kommen , aber niemals
Eigentümer von Office 97 werden.
Du kannst Eigentümer deines Hauses, Autos, Computers etc. werden, aber
nicht Eigentümer des Betriebssystems, mit dem du deinen Computer
betreibts.

Also was jetz da an kleingedrucktemn  auf der Schachtel steht finde
ich nicht entscheidend. Es würde auch nichts nutzen wenn ich 
Eigentümer meines Word wäre, denn beim nächsten Update bin ich
wieder dran mit kaufen.

Sowas wurde schon versucht und wird auch wieder versucht werden.
Wer weiss ob nicht AOL irgendwann das ganze Internet kauft.

Von wem soll den AOL das _ganze_ Internet kaufen. Da müsste es doch
einen Eigentümer geben, der der sein Eigentum an jemanden anderes
veräussert. Hier müsstest du Ross und Reiter nennen.

Na sie müssten eben die wichtigsten Backbone-betreiber kaufen.
Bzw die wichtgsten Backbone-Betreiber müssten fusionieren. Dann
könnte man die paar verbleibenden Kleinen aussperren.

Ich habe das eher so verstanden, daß man nur für die Tätigkeit des
Programmierens, nicht aber für das Ergebnis kassieren darf. Das
Ergebnis darf also in keinem Fall proprietär werden. Ein Freund von
mir hat zum Beispiel gerade ein freies Vorlesungsscript im Auftrag
seines Professors gegen Bezahlung erstellt.

Wieso es gibt genügend kommerzielle Produkte die auf Linux laufen,
Oracle oder SAP z.B. die werden aber nie die Unterstützung bekommen
die die freien Produkte eben haben.

Ich finde es nicht "böse", kommerzielle Produkte zu erstellen, zu
verkaufen und auch zu kaufen und ich tue es auch wenn es dafür
gute Gründe gibt. Nur oft ist es besser freie Produkte zu verwenden
und zu unterstützen - aus wohl verstandenem Eigeninteresse.

Spannend ist es, diesen weiteren Dialog zu untersuchen. Habe aber gerade
keine Zeit dazu.


Schade, denn ich finde es gerade dann spannend wenns um open
Software geht.

Tschau, Beni

---------------------
http://www.oekonux.de/



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