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Re: [ox] Alieniesierung freier Software



Hallo Stefan und Liste,

On Mon, Jun 11, 2001 at 05:22:18PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Meretz wrote:
Das find ich irgendwie ziemlich dünn, wenn man eure These nur zu euren
Spielregeln kritisieren darf.

Dürfen darf hier jede/r doch fast alles, oder? Aber reden wir miteinander oder
aneinander vorbei? Ich meine, aneinander vorbei, wenn wir sie nur zur deinen
Spielregeln diskutieren können.

Du sagst mir ich würde den Keimformbegriff nur idealistisch kritisieren und
nur materialistische Kritik sei zulässig. 

Du bist absolut nicht mein Gegner! 

Doch für die Dauer und die Reichweite dieser Diskussion schon. Ist das ein
Problem? Gegner sein, heisst ja nicht, dass man nicht zusammen arbeitet.
Siehe Thread Kooperation/Konkurrenz. Aber ich beharre auch nicht darauf,
Gegner sein zu muessen. Für mich gibt es nur in einer produktiven Diskussion
bis zu einem gewissen Mass immer Gegner.

Ansonsten aber: Ich komme immer wieder gerne
auch auf dein Terrain, komm doch mal auf mein Terrain;-)

Das tue ich ja schon, in dem ich den Keimformbegriff überhaupt benutze,
oder? Wenn mir eine rein materialistische Kritik daran aber eben wichtige
Teile übersieht, muss ich wohl zwangsläufig irgendwo kurz hinter der Grenze
stehen bleiben.

Ja, das ist doch aber auch eine wichtige Frage, oder? Ich denke auch nicht,
dass man diese beiden Fragen so sauber trennen kann. Das heisst, man kann es
schon, nur bringt das nix. Was hab ich von vielen schönen bunten Keimformen,
wenn sie eh alle zum Scheitern verurteilt sind.

Vielleicht bin ich hier zu altbacken Wissenschaftler: Ich kann nicht sagen "Das
ist doch eh alles zum Scheitern verurteilt, also beschäftige ich mich nicht mit
Keimformen". 

Hat doch keiner gesagt, dass man sich nicht damit beschäftigen soll. Tue ich
doch auch gerade.

Ich beschäftige mich mit dem, was ich für relevant halte - zunächst
mal unabhängig davon, ob da was scheitert oder nicht (auch aus dem Scheitern
will ich nämlich was lernen). Außerdem kann ich die Frage des möglichen
Scheiterns nur beantworten, wenn ich Klarheit über die Keimform habe. Diese
würde ich mir aber verbauen, wenn ich das gleich abhake (auf welcher Grundlage
denn?).

Du machst da so ein vorher-nachher auf. Das gibt es aber nicht. Natürlich
muss man wissen, worüber man redet, wenn man von "Keimform" spricht. Tue ich
glaub ich auch, aber man kann - und muss - sehr wohl auf dieser Grundlage
dann auch darüber reden was daraus werden könnte. Aber da sind wir uns wohl
sowieso einig. Mir kommen halt in Deiner Analyse bestimmte Aspekte zu kurz.

Deswegen ist meine Leitfrage eher: Ist xy "objektiv" eine Keimform oder nicht.
Deine scheint mir eher zu sein: Warum ist xy "subjektiv" keine Keimform. 
Die
zweite Frage geht an der Sache vorbei: Keimform oder nicht ist keine Frage des
Wollens oder blossen Dafürhaltens etwa der Akteure.

Die Theoretiker, die sich den Begriff ausdenken sind doch aber auch Akteure.

Siehst Du. Darum geht es doch gerade. Und ich finde, da bringt der
Alienbegriff mehr als der Keimformbegriff, wenn ich anfange mir anzugucken,
was denn jetzt konkret passiert.

Mit dem Alienbegriff als Metapher kannst Du IMHO nur sinnvoll was anfangen auf
dem Hintergrund des Keimformbegriffes (oder eines anderen Begriffes). Das eine
ist für mich eben Analyse, das andere Beschreibung. Das eine Brille, das andere
gucken. Und es gibt ja realiter niemanden, der nicht eine solche Brille hat -
auch du nicht - nur eben selten explizit.

Ich glaube da sind wir einfach unterschiedlich. Ich kann damit was anfangen.
Vielleicht erfüllt das, was ich damit mache, nicht Deine Ansprüche von
Objektivität, Wissenschaftlichkeit oder was auch immer. Aber mir ganz
persönlich bringt diese Beschreibung auch ein mehr an Analyse. Und da das
Ganze so metaphernmäßig daherkommt und aber was abdeckt, was ich bei Dir
immer nicht finde, scheint mir das vor allem darauf hinzudeuten, dass in
Deiner Analyse für meine Bedürfnisse irgend etwas fehlt. 

Ich bin nun scheinbar leider nicht in der Lage, das in eine Form zu giessen,
die Deinen Ansprüchen genügt. Ich kann halt nicht mehr machen als versuchen
Dir zu verdeutlichen, wo da irgendwas fehlt. Du selbst kannst damit leider
nicht so viel Anfangen so wie es aussieht also ist dieser Versuch wohl
gescheitert.

Im Unterschied zur "Theorie der freien Kooperation" (um mal ein anderes Beispiel
von Christoph Spehr zunehmen) halte ich "Alienisierung" für keine Theorie. Das
hat nix mit unterbügeln zu tun - ich sehe es halt so (willst du doch nicht
glattbügeln, oder;-)).

Nö, ne Theorie im klassischen Sinne ist das sicher nicht. Aber eben ein
Hinweis auf eine Fehlstelle. Theorie scheitert ja auch nicht an anderen
Theorien sondern an Praxis. Sozusagen die Schwarzkörperstrahlung.

Ausserdem finde ich, wie gesagt, dass der Alienbegriff eben gerade Sachen
ins Blickfeld rückt, die Dir entgehen. Meine Mail war vor allem dazu gedacht
um das mal exemplarisch auszuprobieren.

Und ich habe deswegen nach längerer Zeit darauf geantwortet, um deutlich zu
machen, das mir diese Phänomene sehr wohl bekannt sind, ich sie aber aber anders
einschätze.

Nämlich? Sags nochmal für mich langsam zum mitschreiben. Einfach als
Auswuchs der Verwertung? Sozusagen sekundär?

Doch noch eine Bitte: Auch wenn verschiedene Leute ähnliche Positionen
formulieren (bei der Dichtomie Pro/Contra Keimform liegt das nahe), bitte ich
darum, trotzdem nicht in einen Topf geschmissen zu werden. Also bitte "Du" statt
"Ihr" etc. Ich weiss einfach nicht, was die anderen meinen.

Ja, sorry. Langsam beginne ich auch die Unterschiede rauszuhören. 

Grüße, Benni

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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