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Re: [ox] Neu hier - Geld und Tauschhandel



Hallo Stefan,

Stefan Seefeld wrote:

Benedikt Huber wrote:

Nun, ich denke es musste nicht immer und überall so kommen aber
es hatte einige "Vorteile". Aeh zu Deinen Fragen sind die wirklich
ernst gemeint? Was sind "Mumpeln" ? Chipkarten gabs noch nicht. Wenn
Du meinst, warum hat man nicht irgendeine Ware wie Vieh oder Getreide
genommen, so ist die Antwort, dass nur der Herrscher Münzengeld
schaffen konnte. Stell Dir vor die Steuern wären in Vieh bezahlt worden,
so wäre ein Herrscher bald auf riesigen Viehherden gesessen, gegen die
er aber nicht beliebige Dienstleistung/Waren hätte eintauschen können.

genau, und so stand eben der Tausch im Mittelpunkt, zu dem Geld
besonders gut (i.e. besser als Verg"angliches / Verderbliches) geeignet
ist / war. Ich denke das ist genau was Casimir hervorheben wollte.

Ich verstehe was Du sagst, aber ich stimme ihm nicht zu. Es geht
nicht darum dass Vieh "unpraktisch" zum Tauschen ist, sondern dass
es nicht monopolisiert werden kann wie das Geld.

Jeder kann Vieh züchten, das käme dem gleich dass jeder Geld drucken
könnte. Die Bevölkerung könnte sich somit über eine Art Vieh-Inflation
entschulden

nee, Vieh z"uchten ist Arbeit, das Vieh hat einen Nutz- und einen
Tauschwert. Das Geld nur einen Tauschwert.

Was Du sagst stimmt hat ich sehe aber nicht wieso es meinen Satz
widerlegt.
Obwohl Viehzüchten Arbeit ist, ist es u.U, einfacher als Vieh
einzutauschen.
Geld _musst_ Du eintauschen. Geld hat nicht nur Tauschwert, sondern Du
kannst damit und nur damit auch Deine Steuern zahlen.

Sein _Geld_ aber _mussten_ sie nehmen, da sie es brauchten und nur von
ihm
kriegen konnten. Sie mussten ihm dafür liefern, was immer er anzunehmen
geruhte.

Geld kann nat"urlich nicht von jedem hergestellt werden, da es sonst
kein "Aquivalent f"ur andere Werte mehr ist (sprich: Inflation. Siehe
die nette Geschichte im 'hitchhiker's guide to the galaxy', wo man sich
entschliesst Bl"atter als Tauschmittel zu benutzen, und dann die W"alder
abbrennt um der Inflation Herr zu werden).

Geld kann deshalb nicht jeder herstellen weil das verboten ist und 
bestraft wird, und das schon immer und mit sehr "gutem" Grund!


ah, da waren sie wieder, die Begriffe :-)
Aber diesmal sprechen wir doch "uber Ph"anomene der Realit"at, die wir
mit dem Begriff "Klasse" beschreiben. D.h. Klassen existieren wirklich,
ob wie sie benennen / begreifen oder nicht (was ja die Wirklichkeit noch
lange nicht auf Klassen reduziert !).
Also nochmal: ich m"ochte vehement anfechten, dass Klassen nur eine
Blickweise sind.

Ich glaube, irgendwo da waren wir vor ein paar Wochen in unserer
Begriffs-Diskussion stecken geblieben...

Ich denke auch, die Phänomene der Realität, die wir versuchen mit dem
Begriff Klasse zu beschreiben, "existieren wirklich" was immer das
heisst. Aber heisst das das auch die Phänomene "in der Wirklichkeit"
eine Klasse bilden oder machen wir erst aus den "Phänomenen" die
"Klasse". Immer hin gibt es schon unter den verschiedenen marxistischen
Strömungen verschiedene Verständnisse von "Klasse", obwohl ich mich
da nicht so gut auskenne. Für die Einen konstituiert Sich die Klasse
aus dem Verhältnis von Kapitaleignern und Ausgebeuteten, aus
operaistischer Sicht konstituiert sie sich im dauernden Kampf z.B.
Diese konzepte stecken im Begriffe der Klasse mit drin. Für die
Einen bezeichnet er den Hauptwiderspruch der Gesellschaft, für andere
steht er gleichrangig neben "Geschlecht" und "Rasse" -  auch wieder
Begriffe bei denen fragwürdig ist ob es sie SO in der "Wirklichkeit"
"gibt".

Wenn Du die Phänomene als "Klassen" beschreibst, betrachtest Du diese
Phänomene unter einem bestimmten Blickwinkel, hebst bestimmte Aspekte
hervor und lässt andere Aspekte unter den Tisch fallen. Der Begriff
wurde geschaffen, und die Sichtweise dessen, der den Begriff schuf, ging 
in den Begriff mit ein.
Ich kann im für den Alltagsgebrauch so tun als gäbe es Klassen wirklich,
das ist OK. Wenn ich es aber ganz genau nehme, ist es nur ein Begriff
eine Abstraktion.

Ist das nun wichtig oder ist es Haarspalterei? Ich denke es ist wichtig
im Bewusstsein zu behalten dass Begriffe Abstraktionen, Schubladen sind
um sie nicht überzustrapazieren. Es besteht immer die Gefahr, dass man
denkt Begriffe SIND die Wirklichkeit, und das was man mit Begriffen 
logisch beweisen kann muss auch in der Realität stimmen. Jeder Begriff
hat seine Grenzen über die hinaus Du ihne einfach nicht mehr anwenden
kannst und deshalb IST der Begriff nicht die REALITÄT. Und es gibt
keine Realität die sich mit dem Begriff "Klasse" 1 zu 1 deckt und 
somit gibt es auch die "Klasse" SO nicht. Der Begriff ist nur eine
Annäherung, ein Konstrukt, eine Krücke, die ich vielleicht wegwerfe wenn 
ich zu einem umfassenderen Modell von Herrschaft, Gesellschaft usw.
komme. Man könnte speziell für den Begriff der Klasse zeigen dass es
schwieriger geworden ist, ihn anzuwenden als das vor 100 Jahren der 
Fall war, aber mir gehts hier ums Prinzip.

Ich war neulich in einem Seminar zu Lenins "Staatlichkeit und
Revolution",
um meine Vorurteile gegen Marxisten, die in letzter Zeit etwas
nachgelassen
hatten, wieder aufzufrischen, und das hat ganz toll geklappt.

Die armen Kommies laufen voll in die Denkfalle, ihre Schubladen für die
"objektive" Wirklichkeit zu halten, und glauben Kriege die sie auf dem
Papier oder in einem verrauchten Kneipenhinterzimmer gewinnen, würden
sie 
auch in der "Realität" gewinnen. 

Dabei versäumen sie es ihre Begriffe lebendig und dynamisch
zu halten und ständig an der Wirklichkeit zu überprüfen und das was
nichts bringt über Bord zu werfen. Statt dessen klammern sie sich an 
ihre festen unumstösslichen Wahrheiten, statt zu sehen dass alles im
Leben fliesst und sich ständig wandelt und es auch keinen absoluten 
Wahrheiten gibt. Das wäre in meinen Augen wahre "Dialecktick".

Vielleicht kann man einen Marxisten mit diesem Hundekuchen auf die
Fährte locken, dass alle Begriffe "aufgehoben" werden müssen, sonst
fallen sie irgendwann ganz runter. ( Über den Rand der Weltscheibe
vielleicht) Du könntest somit sagen dass zwischen
dem Begriff der Klasse und den damit bezeichneten Erscheinungen ein
dialektisches, prozesshaftes Verhältnis besteht und keine starre
Zuordnung wie sie in dem Satz "die Klasse existiert" behauptet wird.
Es muss ständig nachgefragt werden was denn die Klasse überhaupt sein
soll und ob der Begriff modifiziert oder erweitert werden muss.

Du sagst oben: die Klasse existiert, ob wir sie begreifen oder nicht.
Das mag zwar so sein, aber Du kannst doch eigentlich keine Aussage 
darüber machen, ob etwas existiert das Du gar nicht begreifst.
Daher kann ich diesen Satz nicht verstehen. Es hört sich an wie wenn
jemand von Gott redet oder sowas.
Du kannst der Klasse nur insofern Existenz zubilligen insofern Du
einen Begriff, ein Konzept davon hast. Sonst sind doch alle Aussagen 
Deinerseits über sie sinnlos.

Du kannst nur sinnvolle Aussagen machen über Dinge von denen Du einen
Begriff hast und diese Aussagen spiegeln dann eben diesen Begriff 
wieder.
Und alle deine Begriffe sind bedingt weil Du auch bedingt bist oder bist
Du "Gott" ? Deshalb sind alle Aussagen über "Klasse" durch Dein Sein
und Bewusstsein bedingt. Ich mag Deine Aussagen unter Umständen mal
gelten lassen, alle Schlüsse aber die Du daraus ziehst, lasse ich nur
gelten, wenn ich sie aus meiner Lebenswirklichkeit heraus nachvollziehen 
kann, selbst wenn ich sie erstmal nicht logisch widerlegen kann.

Aber ich komme mir hier etwas rechthaberisch vor, hat überhaupt jemand
wirklich Interesse an dieser Frage? Mir kommt meine Sicht der Dinge
recht banal und selbstverständlich vor andere mögen sie absurd finden.

m G, Beni


Beste Gr"usse,
                Stefan

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