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Re: [ox] Neu hier - Geld und Tauschhandel



* Benedikt Huber <bhuber special-net.de> [2002-11-06 16:29]:
Ich fände es nett wenn Leute
mit mir ernsthaft die Fürs und Widers dieses Konzepts 
diskutieren würden, anstatt es von Anfang an in eine
absurde Ecke stellen zu wollen, weil es den Schriften von
K. Marx widerspricht.

_Niemand_ hat hier auch nur im _Ansatz_ das gemacht, was Du
ueberfluessigerweise unterstellst. Wer behauptet, Marx' Analyse sei
nutzlos, ohne auch nur eine leise Ahnung davon zu haben, was Marx
ueberhaupt schreibt, sollte sich mit derlei Dogmatismus-Vorwuerfen gegen
andere ein wenig zurueckhalten.

Ein letzter Versuch, auf den Kern der Sache zu kommen:

Ich sagte nur dass es uneffektiv ist eine bestimmte Ware als
Tauschmittel zu verwenden, denn dann hängen alle Preise, auch die
Steuern letztlich von der gerade herrschenden Knappheit bzw dem
Überfluss dieser Ware ab. 

Abgesehen von der (fuer eine saubere Analyse des Geldes essentiellen)
Frage, ob Preise tatsaechlich von Knappheit und Ueberfluss bestimmt
werden, gilt das natuerlich ganz genauso fuer's Gold. Aber Du willst auf
den Mythos hinaus, dass der Herrscher frei entscheiden koennte, wieviel
Gold/Geld es in der Gesellschaft gibt. Ebenfalls geschenkt, um nicht
ein neues Fass aufzumachen. 

Du muesstest dann trotzdem noch erklaeren, warum es ueberhaupt ein
Problem ist, wenn die Preise fuer alle Waren (sowie die Steuern) fallen
oder steigen. Du wolltest doch von Marx weg: Die neoklassische VWL lehrt
in jeder VWL 1 Vorlesung, dass es voellig irrelevant ist, wieviel Geld
es gibt. Das klassische Beispiel (durfte ich mir auch anhoeren): Kommt
ein Hubschrauber ueber's Land geflogen und wirft einfach nochmal so viel
Geld ab, wie es schon gibt, hat sich halt die Geldmenge verdoppelt,
woraufhin sich alle Preise (und Steuern) verdoppeln, fertig aus.
Verdoppeln die Leute ihre Viehzuechtung, gilt dasselbe, oder etwa nicht?
Nein, da kommt Dein zweiter Punkt in's Spiel:

Und wenn eben Vieh über den Bedarf an Fleisch hinaus produziert wird,
nur um Steuern zu bezahlen, dann hat der Herrscher ein Problem, denn
er will ja nicht zum Viehhändler werden, das bringt ihn bei seinen
Kriegen usw nicht weiter.

Nein! Du hast immernoch nicht begriffen, dass der Gebrauchswert des
Vieh, _insofern_ es die Geldware waere, _nicht_ in der Tatsache liegt,
dass man das Fleisch verzehren kann, sondern _ausschliesslich_ darin,
dass es jederzeit gegen jede beliebige Ware eintauschbar waere. Auch
Gold hat, genau wie Vieh, einen von den Geldfunktionen unabhaengigen
Gebrauchswert: Es kann als Schmuck dienen etc. Beide Gebrauchswerte
haben _nichts_ miteinander zu tun.

Nochmal anders: Du verstehst das Vieh hier eben _nicht_ als Geldware,
denn Du denkst, der Herrscher kann es nur demjenigen andrehen, der den
"normalen" Gebrauchswert des Viehs haben moechte, weil er hungrig ist.
Waere das Vieh aber von der Gesellschaft als _Geldware_ _anerkannt_
gewesen, haette _jeder_, auch ein Vegetarier, dem Herrscher das Vieh
abgenommen! Warum? Weil auch der Vegetarier gewusst haette, dass er das
Vieh jederzeit auf jedem Obstmarkt unmittelbar gegen Obst eintauschen
kann.

Holger

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